GRAFT
Das englische Wort „graft" hat eine Vielzahl von Bedeutungen und bietet verschiedene Lesarten. Es wird im Weinanbau, der Transplantationsmedizin und in der Archäologie verwendet.
In der botanischen Terminologie beschreibt „grafting" das Aufpfropfen eines Triebes auf einen genetisch andersartigen Wirtsstamm. Die positiven Eigenschaften der beiden genetisch diversen Pflanzen werden auf diese Art in einem neuen biologischen Hybriden kombiniert.
Das Beispiel aus der Botanik stand am Anfang des Weges, auf welchem wir das Phänomen des Aufpfropfens in der menschlichen Kultur und seine Einflüsse auf die Architektur untersuchen. Wir leben in einer Zeit in der die individuelle Identität eines Jeden losgelöst wird von ihrem Ursprung. In der Auseinandersetzung mit verschiedenartigen lokalen, sowie globalen Einflüssen, angereichert durch neue Begrifflichkeiten aus wechselnden Lebensräumen und den Medien, wird die Ausgangsidentität fortlaufend transformiert. Wie kann man eine Identität in Bewegung definieren? Was ist festgesetzt – was verändert sich? Wie können diese beiden Wesenszustände in einem sich ständig verändernden Gleichgewicht sich gegenseitig unterstützen, bzw. voneinander profitieren?
Mit Blick auf die tägliche Arbeitspraxis müssen die traditionellen Grenzen immer stärker in Frage gestellt werden. Sind es doch gerade die interdisziplinären Arbeiten und Methoden welche sich den Herausforderungen der Zeit stellen können.
Typischerweise umspannt unsere Forschung ein weites Feld von Archetypen und Quellen, so zum Beispiel Hochkulturen, Alltagskulturformen, Philosophie, Banalität, Architektur, Film, Literatur, Musik, Sport, etc. Die Analyse, Kommunikation und dadurch auch das Kreieren von Beziehungen zwischen und durch diese Wesenheiten ist GRAFT.
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