Zeitgenössische Architektur in Bayern

Michi Kerns neue Zwischennutzung: Lucky Star von MVRDV

Auf einem ehemaligen Gelände von Knorr-Bremse macht Michi Kern in Kooperation mit der OPES Immobiliengruppe eine weitere Zwischennutzung möglich. Für die temporäre Location für Kultur, Spiel und Spaß hat MVRDV einen XXL-Stern als Rahmen entworfen.

Lovelace, Sugar Mountain, Pineapple Park sind Zwischennutzungs-Projekte, die das umtriebige Team von „This is really happening" seit 2017 in München erfolgreich auf die Beine gestellt hat. Jetzt geht das nächste an den Start: LUCKY STAR – ein Freizeit-Gelände für Kultur, Sport und Spaß an der Moosacher Straße auf einer derzeit noch ungenutzten Schotterfläche. Wo bis Anfang der 2000er Jahre Werkshallen von Knorr-Bremse standen, sollen ab 2027 Büros, 500 Mietwohnungen, Läden, Gastronomie, Kindertagesstätten, ein Pflegeheim, ein Hotel und ein öffentlicher Park für ein fünf Hektar großes Quartier namens DAS ANDERS entstehen. Das erste Gebäude – das MOANDER mit Büros – ist bereits fertiggestellt.

Zacken aus Asphaltbändern und Baugerüsten

Hinter seinem Riegel entlang der Moosacher Straße ist in und über einer großen Baugrube für die spätere Tiefgarage der Punktgebäude ein XXL-Stern gelandet: Seine Zacken bestehen wegen der unterschiedlichen Gelände-Höhen zum Teil aus Asphaltbändern, zum Teil aus Baugerüsten, die mit Teppichen bedeckt sind. „Wir wollten eine kreative Lösung genau für diesen Ort finden, die die Menschen anzieht und ihnen Spaß macht", erklärt Architektin Betty Dragan von MVRDV. „Dabei ist der Stern nur die Kulisse. Entscheidend ist, was sich auf ihm und um ihn herum abspielt." Auf den Gerüst-Teilen werden als Treffpunkte Bänke und Tische aufgestellt, auf Boden-Niveau Plätze für Pickle-, Basket-, Beachvolley- und Fußball, Padel- und Tischtennis sowie Boule angelegt, die entweder gratis oder gegen Gebühr genutzt werden können. Außerdem sind temporäre Veranstaltungen geplant – von einer Hüpfburglandschaft über Konzerte bis zum Food Truck Festival.

Experimentierfeld statt fertiges Produkt

Das ist kein fertiges Produkt, sondern ein Experimentierfeld", beschreibt Michi Kern das Konzept für LUCKY STAR bei der Projektvorstellung im MOANDER. „Aus einem unwirtlichen Ort soll ein einladender Social Playground werden." Der Bedarf dafür ist seines Erachtens „riesig", ähnliche Angebote wie der Pineapple Park würden sehr gut angenommen – und zwar vom ersten Tag an. „Erst kommen die Kids, dann die anderen", so Kerns Erfahrung. Damit rechnet er auch auf dem Gelände an der Moosacher Straße, das bislang niemand als öffentlichen Ort auf dem Schirm gehabt habe, das aber durch die U-Bahn-Haltestelle Oberwiesenfeld optimal angebunden sei.

OPES als mutiger Eigentümer

Im Unternehmen OPES hat Kern nach eigener Aussage einen „mutigen Eigentümer" gefunden, der außer der Erschließung des Geländes mit Erdarbeiten sowie Strom- und Wasserleitungen als Infrastruktur auch alle Baumaßnahmen finanziert hat; nur ein Teil der Kosten fließt durch Einnahmen der Betreiber zurück, deren Zwischennutzung sich selbst tragen soll und nicht öffentlich bezuschusst wird. Das Entgegenkommen von OPES begründet Geschäftsführer Dr. Jürgen Büllesbach so: „Wir möchten den früheren Industrieflächen bis zum Baubeginn neues Leben verleihen und den Münchnern einen inspirierenden öffentlichen Ort schenken. Wir freuen uns, wenn wir damit bereits Lust machen können auf das neue Stadtviertel, das hier bald entstehen wird." Die OPES Immobilien Gruppe managt seit 1989 die Immobilienaktivitäten der Familie Thiele; Heinz Hermann Thiele war vor der Umwandlung von Knorr-Bremse in eine Aktiengesellschaft Alleineigentümer des Unternehmens.

Engagement und Tempo bei den Behörden

Lob hatte Kern auch für die beteiligten Behörden, denen er „großes Engagement" und ein flottes Tempo bei den Genehmigungen attestierte. Nur so sei es möglich gewesen, LUCKY STAR in wenigen Monaten auf den Weg zu bringen. Für 2026 plant der findige Entrepreneur eine Begrünung des – derzeit noch kargen – Kies-Geländes mit schnell wachsenden Gurken und Zucchini. Sollten sich weitere geeignete Open Air-Flächen finden, würde sich Kern auch eine Wohn-Zwischennutzung wünschen – seiner Ansicht nach eine „logische Entwicklung", speziell in München als hochpreisiger Großstadt mit einem Missverhältnis zwischen hoher Nachfrage und bezahlbaren Angeboten.