Zeitgenössische Architektur in Bayern

Wieder offen

Fünf Jahre lang wurden das historische Stammhaus und der Bühnenturm saniert, der Zweckbau dahinter abgerissen und komplett neu errichtet. Jetzt nimmt das Gärtnerplatztheater seinen Betrieb wieder auf.

Fröttmaninger Theaterzelt des Deutsches Theaters, Circus Krone, Prinzregententheater, Cuvilliéstheater, Reithalle: An all diesen Orten gastierten Produktionen des Gärtnerplatztheaters in den vergangenen Spielzeiten. Seit Mitte 2012 war sein historisches Stammhaus eine Baustelle, weil die Technik veraltet war, Brand- und Arbeitsschutz nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprachen. Nach fünf Jahren ist die Zeit der Wanderschaft vorbei: Unter der Leitung von Arge Atelier Achatz Architekten mit IMP Ingenieure wurden das unter Ludwig II 1864/65 errichtete Zuschauerhaus und der anschließende Bühnenturm im Sinne des Denkmalschutzes saniert. Komplett neu errichtet wurde nach dem Abbruch des Vorgängers ein Gebäude zwischen Klenze- und Reichenbachstraße, das den Bühnenturm in der Form eines Trapezes dreiseitig umschließt.

Auf den ersten Blick fällt von diesen Veränderungen wenig auf. Denn bis auf den modernisierten Kassenbereich, leicht veränderte Garderoben, frisch aufgearbeitete sowie ergänzte Fresken aus den 60er Jahren im Pausenfoyer, neu bezogene Stühle im Zuschauerraum, einen so genannten Wagner-Vorhang, ergänzte Aufzüge für mehr Barrierefreiheit und neue Sanitäranlagen blieb im Bestandsbau optisch alles beim Alten. Der Löwenanteil an den Gesamtkosten floss in jenen Teil, der Zuschauern verborgen bleibt: den neuen Zweckbau mit einer Fülle an unterschiedlichsten Funktionsräumen. Die Grube für ihn wurde 16 Meter tief ausgeschachtet, sodass in zwei übereinander liegenden Tiefgeschossen große Probenräume Platz fanden. Einer davon entspricht in seiner Fläche exakt der Hauptbühne. In den Etagen darüber sind alle notwendigen Werkstätten, Künstlergarderoben, Magazine, eine lichte Kantine mit zwei Dachterrassen und weitere Probenräume für Musiker, Ballett und Chor untergebracht. Der des Orchesters ist nicht nur akustisch ein Highlight. Raumhohe, futuristisch facettierte Fenster ermöglichen von dem mit hellem Holz getäfelten Raum eine Panoramaaussicht über die Dächer des Gärtnerplatzviertels hinweg. Die Dreifach-Verglasung sorgt dafür, dass die Nachbarn ungestört bleiben. „Speziell dieser Raum, in dem sich der Architekt verwirklichen konnte, sorgt für Glücksmomente", bestätigte Iris Egger, die Künstlerische Betriebsdirektorin. „Ingesamt fühlen wir uns sehr wohl und sind endlich wieder angekommen." Wiederholte Bauverzögerungen, die sich unter anderem durch die Notwendigkeit einer neuen Bodenplatte im Zuschauerraum ergaben, scheinen jetzt genauso verdaut zu sein wie ein Anstieg der Baukosten von den zunächst geplanten 70 Millionen auf 121,6 Millionen.

Am Sonntag, dem 8. Oktober gibt es unter dem Motto Wieder am Platz von 14.00 bis 18.00 Uhr einen Tag des offenen Zuschauerraums. Am 14. und 15. Oktober lädt Staatsintendant Josef E. Köpplinger zu einer Eröffnungsgala. Die erste Premiere ist ab 19. Okotber mit Franz Lehárs Lustige Witwe zu sehen.