In Fürth entsteht Deutschlands erstes achtgeschossige Mietwohnhaus mit tragenden Massivholzwänden. Im Vergleich zu herkömmlicher Massivbauweise in Stahlbeton werden dabei bis zu 70 Prozent CO2-Emissionen eingespart. Das Projekt punktet außerdem mit Zeitersparnis aufgrund serieller Bauweise und eines hohen Grads an Standardisierung.
Holz ist derzeit ein sehr beliebtes Baumaterial und löst Beton immer mehr ab. Doch beide Materialien bringen Vorteile mit sich. Auf ihre Kombination setzt ein Bauprojekt in Fürth: An der Komotauer Strasse 14 wurde jetzt Richtfest für Deutschlands erstes achtgeschossiges Mietwohnhaus mit tragenden Massivholzwänden gefeiert. In Bayern ist es neben dem Forschungsgebäude Holz 8 der Baufirma B&O Bau auf dem B&O Parkgelände in Bad Aibling sogar des erste achtgeschossige Gebäude in dieser Bauweise überhaupt.
Nachhaltigkeit als Hauptargument
Mit der B&O Bau und Projekte GmbH hat sich die WBG Fürth als Auftraggeber einen erfahrenen Partner an die Seite geholt. Denn sie errichtet bereits seit einigen Jahren Systemhäuser in Holz-Hybrid-Bauweise. Geplant wurde das Projekt von der Dresdner Architektin Susann Wötzel. Hauptargument für die gewählte Holz-Hybrid-Bauweise war der Aspekt Nachhaltigkeit: Im Vergleich zur herkömmlichen Massivbauweise in Stahlbeton können durch sie 70 Prozent der CO2-Emissionen im Bauprozess eingespart werden. Außerdem spricht eine schnellere Bauzeit für sie, da pro Geschoss nur rund fünf Werktage Bauzeit benötigt werden. Insgesamt wird im Regelfall mit einer Gesamtbauzeit von 13 Monaten gerechnet. Möglich wird dies durch den hohen Vorfertigungsgrad.
ANlieferung von Fertigteilen
Vor Ort werden die Holz-Außenwände durch Treppenhauswände, die aus statischen Gründen aus Beton bestehen, sowie tragende Holz-Zimmerwände ergänzt. Nach der Rohbaufertigstellung erfolgt der Innenausbau. Neben der Elektro- und Sanitärinstallation müssen die Wände verputzt und gestrichen sowie der Bodenbelag eingebracht werden und in den Allgemeinbereichen noch Fliesenarbeiten erfolgen. Die Balkonanlagen werden ebenfalls als Fertigteile angeliefert.
24 bezahlbare Mietwohnungen
Auf einer Grundfläche von 323 Quadratmetern sind insgesamt 24 Wohneinheiten mit zwei bis vier Zimmern und einer Gesamtfläche von 1.773 Quadratmetern vorgesehen. Bei allen handelt es sich um geförderte und barrierefreie Mietwohnungen zu bezahlbaren Preisen. Mieter bezahlt je nach Einkommen zwischen fünf und sieben Euro pro Quadratmeter. Zuvor stand ein gleicher Stelle ein Bestandsgebäude mit nur acht Wohneinheiten. Seine Sanierung war weder technisch noch wirtschaftlich sinnvoll.
viel Wohnraum, wenig flächenverbrauch
Ziel war es, möglichst viel Wohnraum ohne weiteren Flächenverbrauch zu schaffen. „Bebaubare Grundstücke sind eine Rarität. Wir suchen daher stetig nach sinnvollen Nachverdichtungsmöglichkeiten und sind Meinung, dass vor allem innerörtlich das Bauen in die Höhe aufgrund des geringeren Flächenverbrauchs einen absolut sinnvollen Weg darstellt, um neuen Wohnraum zu schaffen", so Rolf Perlhofer, Geschäftsführer der WBG Fürth.
von photovoltaik bis wildblumenwiese
Für das 20 Meter hohe Gebäude wurden Zuschüsse des Freistaates Bayern des Programms „Wohnungspakt Bayern" in Anspruch genommen. Neben der Grundförderung erhielt die WBG Fürth einen weiteren Nachhaltigkeitszuschuss für zusätzliche Klimaanpassungsmaßnahmen: Auslegung der Haustechnik auf regenerative Energie, Photovoltaikanlage mit Mieterstrommodell, Dachbegrüung, Wildblumenwiesen und Imkerkästen auf den Nebengebäuden, E-Ladestationen für Kfz und Lasten-/Fahrräder.
umdenken im Bau
„Damit die Klimaziele erreicht werden können, ist auch im Bau ein Umdenken gefragt. Wir freuen uns, dass der Rohstoff Holz nun auch vermehrt in anderen Regionen für den Wohnungsbau zum Einsatz kommt", so Perlhofer: „Besonders in Verbindung mit Stahlbeton und tragenden Holzstützen werden so auch künftig noch höhere Gebäude ermöglicht. Eine Konstruktion mit tragenden Massivholzwänden aus Nadelschnittholz in dieser Höhe ist deutschlandweit einzigartig."