Zeitgenössische Architektur in Bayern

Zeitgeist und Spiritualität im Münchner Rokoko

Barockes Benediktinerkloster im Oberbayerischen Ettal | Photo by Geneva Karr on Unsplash Barockes Benediktinerkloster im Oberbayerischen Ettal | Photo by Geneva Karr on Unsplash

Die Epoche des Barock, prägte in Nord- und Mitteleuropa nicht nur die Malerei und Literatur. Auch für die Architektur veränderte sie grundlegend und sorgte dafür, dass auch Bauwerke späterer Strömungen noch von ihr beeinflusst und inspiriert wurden. Vor allem die Bauweise in symmetrischer Ausrichtung und die geschwungenen und ineinander verflochtenen Formen stehen bis heute unverkennbar für die Architektur des 17. und 18. Jahrhunderts. 

Besonders prägend für die deutsche Architektur war die Zeit des Spätbarock (1700- 1730) und des sogenannten Rokoko (1730- 1770). Das Rokoko entwickelte sich aus der aus Frankreich stammenden Übergangsform Régence, welche an Adelshöfen bei Salon-Abenden in den Schlössern und Palais von Künstlern praktiziert wurde. Die Dichter, Schriftsteller, Philosophen und Maler dieser Zeit suchten bei diesen Abenden nach einer geistigen Anregung und Inspiration für ihre eigene Arbeit. 

Diese machten unter anderem die heute noch bekannten Ranken- und Wellenformen bekannt, welche letztlich den Stil des Rokoko prägen sollten. Jene Kunsthandwerker, Musterzeichner und Architekten ließen sich dabei vor allem von der Asymmetrie und Unregelmäßigkeit norditalienischer Kartuschen inspirieren. Dementsprechend ist dieser Stil vorwiegend in der zeitgenössischen Innenarchitektur und dem Möbeldesign wiederzufinden. 

Auch der Stil des Rokoko hatte wie sein Vorläufer seinen Ursprung in Frankreich. Aus diesem Grund entstand seine Bezeichnung auch dem französischen Wort Rocaille. Dieses bedeutet im übertragenen Sinn Muschelwerk und soll vor allem die ornamentalen Formen und die Asymmetrie der Kunstwerke beschreiben, die sich von den früheren Stilen des Barock unterscheiden. Daher wird das Rokoko vor allem in der Innenarchitektur und dem Kunstgewerbe von einer eigenen Stil-Epoche gesprochen. 

In Süddeutschland und so auch in München waren vor allem die Brüder Asam als Bildhauer, Architekten, Maler und Stuckateure tätig. So gestalteten sie im Spätbarock unter anderem die Kuppelfreskierung der Dreifaltigkeitskirche um 1714/15 in München und zu Beginn des Rokoko-Stils die Damenstiftskirche St. Anna im Jahr 1735. Auch Cosmas Damian Asam und sein Bruder Egid Quirin Asam ließen sich bei ihren Arbeiten von der italienischen Kunst inspirieren. Ihre Werke bestehen aus einer Verknüpfung vieler verschiedener Kunststile, die ganz nach dem barocken Prinzip zu einem Gesamtkunstwerk verbunden werden. 

Der Höhepunkt ihrer Arbeit stellt bis heute die in München befindliche Asamkirche dar, die Egid Quirin für sich als Privatkirche baute. Mit der Architektur und Darstellung dieser Kirche verstieß er gegen die künstlerischen Konventionen der damaligen Zeit und gilt somit als Vorreiter für die Stilepoche des Rokoko. Dennoch wird der Rokoko viel mehr als ein Dekorationsstil denn als Architektur- oder Kunststil betrachtet, da es nur äußerst wenige Bauten gibt, die sich eindeutig dieser Epoche zuordnen lassen. Seine Merkmale setzen sich vor allem aus der Auflösung der klassisch-antiken Elemente zusammen, durch die die Aufteilung von einzelnen Räumen durch verzierende Ornamentik verwischt wird. 

Auch in Nachbarländern wie Italien und den Niederlanden zog der Rokoko-Stil in dieser Zeit allmählich ein. „Hierzulande entwickelte sich zwar kein eigener niederländischer Rokoko-Stil, allerdings wurden Kunstwerke dieser Art immer mehr aus dem Ausland importiert. Die außergewöhnlichen Formen wurden letztlich gerne in der Innenarchitektur und für die Dekoration und Gestaltung von Räumen kopiert.” erklärte die Innendesignerin Agnes van Emmerik von sweetesthome.nl. „Zum Beispiel wurden Spiegel für das Schlafzimmer mit ornamentalen Rahmen verziert und goldener Farbe bemalt.” Auch heute gebe es immer noch viele Liebhaber, die sich für solch prunkvolle Möbel und Figuren sowie die Kunst der damaligen Zeit interessieren.