Zeitgenössische Architektur in Bayern

Sex, Rugs and Rock'n Roll

Auf der "A Family Affair"-Party bei Jan Kath in Bochum gab es viel Leidenschaft. Für Teppiche, Materialien, Handarbeit, Musik, gute Drinks und die Menschen, die sich dort begegneten...

Endlich würde ich es schaffen zu der Einladung zur "A Family Affair"-Party im Vorfeld zur imm cologne zu fahren. Seit ich seine Teppiche 2011 das erste Mal auf der Messe Qubique in Berlin gesehen habe, bin ich voller Bewunderung... Mein Entzückensschrei war damals der Beginn einer längeren Unterhaltung mit Jan Kath, der mir alles erläuterte und erklärte, dass die wie abgelaufen aussehenden Stellen nicht etwa nachträglich runtergerieben werden, sondern, dass die nepalischen Arbeiter sie mitknüpfen. Das faszinierende dabei war für mich sein Mut ein Vintage-Dessin in anspruchsvollster Handarbeit erstellen zu lassen und zum entsprechenden Preis auf dem Markt anzubieten. Dass dieser Mut belohnt wurde und Jan Kath heute zu den namhaftesten Teppichdesignern weltweit zählt, finde ich grandios. Seit damals sind seinem kreativen Hirn 14 weitere Kollektionen entsprungen.

Wir, das sind Journalisten, Stammkunden, Architekten und Händler aus der ganzen Welt, werden am frühen Abend in der 1300 Quadratmeter großen historischen Maschinenhalle in Bochum empfangen und bekommen bei Drinks und asiatischem Food einen ersten Überblick über die Vielzahl an Kollektionen. Dann beginnt die Party, die, wie ich mir von einem Stammgast berichten lasse, legendär sei...
Am nächsten Morgen werden wir mit Kat(h)erfrühstück geweckt, um aufmerksam den Erläuterungen zu Knüpftechnik versus Tuft-Technik und den verschiedenen Materialien - von Hanf über Nessel und Seide bis zu Cashmere - zuzuhören. Wir bekommen Muster der verschiedenen Garne in die Hand und verstehen langsam wie diese märchenhaften Teppiche zustande kommen. Für mich mit meinem Textil-Faible sind die Farben und die Haptik in Kombination mit dem Rock'n Roll, den Kath in seine Entwürfe einfließen lässt - der Beauty of Imperfection - der Gipfel aller Teppichkunst. Und damit bin ich nicht allein...

Sie liegen in arabischen Königshäusern, in der Wohnung von Bill Clinton, in der Villa von Anthony Kiedies (Chili Peppers) auf Hawai oder in den Showrooms bedeutender Modelabels in Paris. Für die Hochzeit von Albert und Charlene von Monaco wurde ein roter Teppich von 103 Metern länge handgetuftet...

Alle Teppiche können in Größe, Format und Materialien nach individuellen Wünschen zusammengestellt gefertigt werden. Sogar die Kollektionen lassen sich in einer Art Baukastensystem miteinander verknüpfen. Die Garne aus Wolle, Seide und Brennnessel stehen in mehr als 1.200 Farben zur Auswahl. Während die Entwürfe am Computer im Kreativzentrum in Bochum im Ruhrgebiet entstehen und online in die Manufakturen in Nepal, Thailand, Indien oder Marokko übermittelt werden, setzt Jan Kath bei der Fertigung seiner Designs auf traditionelle Produktionsmethoden.

In den oft noch familiengeführten Werkstätten im Himalaja, in Agra, der alten Mogul-Hauptstadt Indiens, oder im Atlasgebirge Marokkos wird nach jahrhundertealten Traditionen mit der Hand geknüpft. Mehr als 2.500 Knüpfer arbeiten weltweit für JAN KATH. Zwischen 100 und 450 Knoten kommen auf 6,45 Quadratzentimeter. Das Knüpfen eines 2,5 x 3,0 Meter großen Teppichs dauert drei bis vier Monate. Grundmaterial der in Asien gefertigten Kollektionen ist die tibetische Hochlandwolle, eine der hochwertigsten und robustesten Qualitäten überhaupt. Hirten bringen die Wolle mit Yaks von den Bergen in die Basisstation, wo sie im Fluss gewaschen und anschließend kardiert (gekämmt) und von Hand versponnen wird. Für die Färbung werden ausschließlich ökologisch getestete reine Natur- oder Spezialfarben aus der Schweiz verwendet. Für reizvolle Lichtreflexe und ein ganz besonderes haptisches Erlebnis sorgen neben der Wolle auch feinste chinesische Seide und Garn aus Brennnesselfasern. Einzigartige Naturmaterialien in Kombination mit manueller Herstellungstechnik verleihen jedem Teppich einen eigenen Charakter und machen ihn so zu einem Unikat.

Zum Schluss beschließen Cindy Böhm und ich eine Architektenreise nach Nepal zu organisieren. Diese Aussicht lässt mich leichter Abschied nehmen...

Hier zu einem Video über die Marke auf Youtube.