Zeitgenössische Architektur in Bayern

BMW Vierzylinder

Karl Schwanzer

Architekt

Karl Schwanzer

Prüfingenieur Neubau

CHRISTMANN Ingenieurtechnik

planung

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Schweger Associated Architects

Am 18. Mai 1973 wurde der "BMW Vierzylinder" als Konzernzentrale der BMW Group eingeweiht. Das Gebäude besteht aus vier in Kreuzform nebeneinander angeordneten senkrechten Zylindern, wobei jeder Zylinder nochmals durch ein Zurückziehen der Fassade oberhalb der Mitte vertikal geteilt wird. Das seit 1999 unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde von 2004 bis August 2006 durch SCHWEGER ASSOCIATED ARCHITECTS saniert.

Außergewöhnliche Statik
Die Zylinder des Gebäudes stehen nicht auf dem Boden, sondern hängen an den Kragarmen, die aus den vier zentralen Stahlbetonröhren herausragen. Diese bilden den Kern des Gebäudes und führen Leitungen, Aufzüge und Treppenhäuser in sich. Der Wiener Professor Dr. Karl Schwanzer und der Ingenieur Helmut Bomhard planten das BMW Hochhaus auf revolutionäre Weise mit einer neuartigen, hängenden Spannbetonkonstruktion und ein darauf abgestimmtes Bauverfahren.

Aufgrund der Fertigstellung bis zu den Olympischen Spielen wurde das Gebäude unter hohem Zeitdruck erbaut. Die Konzeption des Bauwerks als Hängegebäude stellt sich dabei als Vorteil heraus: Jedes der 18 Bürogeschosse wurde in einer stationär am Boden bleibenden Baustelle im Rohbau vorbereitet und anschießend Stockwerk um Stockwerk am Kernschaft vorbei hydraulisch nach oben gezogen.

Sanierung und Revitalisierung des BMW-Hochhauses
Bei der nach drei Jahrzehnten anstehenden Sanierung war das Bauwerk in Bezug auf eine zeitgemäße Nutzung erforderlichen Fassadenkonstruktion, die technische Ausstattung mit Heizung, Lüftung, Elektro- und Sanitärinstallation sowie den Brandschutz auf den neuesten Stand zu bringen.

Denkmalpflegerische Gesichtspunkte spielten dabei ebenso eine entscheidende Rolle wie die Forderung nach zeitgemäßen Energiekennzahlen. Ein Leitziel der Erneuerung war es, das schon als „historisch" empfundene Bauwerk als „Architektur der Erinnerung" nicht verstummen zu lassen und seine ihm eigenen, der Bauzeit entsprechenden Gestaltungsregeln weiterhin gelten zu lassen. Andererseits ging es nicht um materielle Rekonstruktion verschlissener Bauteile und Ausstattungen, sondern um die Interpretation der architektonischen Ausdrucksmittel und deren Transformation in heutige Mittel und Materialien. Zum Anspruch auf Ganzheit und auf Herausforderung gehört auch die Kunst, die speziell für das Gebäude in Auftrag gegeben, in den Bau integriert und symbiotisch mit der Architektur in Verbindung gebracht wird.

Heiz- bzw. Kühldeckensysteme in Verbindung mit öffenbaren Fenstern zur Nachtauskühlung sowie der durch Lichtlenkung optimierte Einsatz von Tageslicht sorgen für optimalen Bedingungen am Arbeitsplatz. Auch die Organisation der 1300 Arbeitsplätze nach neuen Bürokonzepten wurde in Angriff genommen, wobei sich gezeigt hat, dass das Gebäude nach entsprechender Erneuerung noch immer allen modernen Anforderungen ohne Abstriche gerecht zu werden vermag. Durch die Installation von sogenannten TWIN-Aufzügen (2 Aufzugskabinen fahren gegenläufig in einem Aufzugsschacht) konnte die Förderleistung gesteigert werden. In Verbindung mit einer Zielwahlsteuerung außerhalb der Kabine werden die Anforderungen richtungsorientiert gebündelt und damit die Wartezeit reduziert.

Im Flachbau gab es eine Reihe funktionaler Änderungen, so wurden zur Belichtung bisheriger Dunkelzonen, vier Atrien eingebaut. Betriebsrestaurant, Küche, Cafeteria und ein Mitarbeiter-Shop wurden im EG vollständig erneuert.

Auf der Fläche des ehemaligen EDV-Maschinensaals im 1.OG wurde ein Konferenzzentrum realisiert. Das Zentrum bildet der 7 m hohe Saal, die äußeren Wandflächen – mit blauen, wellenförmig bedruckten Glasflächen verkleidet – unterstreichen diesen Anspruch. Ein Glasdach mit einer speziell entwickelten Lamellendecke gewährleistet Lichtumlenkung und Sonnenschutz, bei Bedarf können verschiedene Kunstlichtmilieus zugeschaltet werden.

Im 2.OG wurden Büroräume und das Casino für die Oberen Führungskräfte geplant und realisiert. Weiterhin wurde eine völlig veränderte Gebäudeerschließung umgesetzt. Die Ver- und Entsorgung des Gebäudes erfolgt nicht mehr über den Straßenraum, sondern über einen Anlieferhof auf der Ostseite zwischen Parkhaus und Gebäude.

  • Standort

    München

  • Bauherr

    BMW AG

  • Fertigstellung

    2006

  • Baukosten

    115 Mio. Euro

  • Nutzung/Gebäudetyp

    BMW Group

  • Baumaßnahme

    Sanierung | Revitalisierung

  • Bauweise

    Stahlbeton

  • Kennzahlen

    Grundstücksgröße: 28.210 m²
    BGF (gesamt): 72.000 m²

    BMW Hochhaus "Vierzylinder"
    Höhe: 99,5 m
    Geschosse: 22, im 15. ein Technikgeschoss
    Bruttofläche je Geschoss: 1.600 m²
    BGF: 30.950 m²