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Wohnraum auf Osram-Gelände

Ob das 'OSRAM-Haus' erhalten bleibt, ist noch nicht sicher. © Rufus46, Wikimedia Commons, cc-by-sa 3.0 Ob das 'OSRAM-Haus' erhalten bleibt, ist noch nicht sicher. © Rufus46, Wikimedia Commons, cc-by-sa 3.0

Das ehemalige OSRAM-Gelände in Untergiesing-Harlaching wird in ein attraktives städtisches Wohnquartier umgewandelt.

Direkt an den bewaldeten Isarauen und nur rund drei Kilometer vom Münchner Stadtzentrum entfernt entsteht in den nächsten Jahren neuer Wohnraum in der Landeshauptstadt. Auf einer Grundstücksfläche von ca. 31.600 qm könnten nach dem Eckdatenbeschluss des Stadtrats der Landeshauptstadt München vom 18. Dezember 2013 hier einmal rund 370 Wohneinheiten für rund 850 Bewohner und alle Einkommensschichten geschaffen werden.

Wettbewerbsauslobung im Juni 2015

Von 1965 bis 2012 war das Areal im Münchner Süden Hauptsitz der Firma OSRAM. Nach dem Umzug des Lichtherstellers erwarb die ABG Allgemeine Bauträgergesellschaft mbH & Co. Objekt Hellabrunn KG im Jahr 2014 das aufgelassene Firmengelände. Das Unternehmen wird Anfang Juni 2015 in Abstimmung mit den Planungsbehörden der Stadt einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb ausloben, auf dessen Grundlage später der Bebauungsplan aufgestellt wird. 12 Architekturbüros aus München, Deutschland und international werden dazu eingeladen. Die Auslobung des anstehenden Planungswettbewerbs sowie die weitere Projektentwicklung erfolgt in Kooperation mit der Park Immobilien Bauträger GmbH & Co. KG, einem Tochterunternehmen der Büschl Unternehmensgruppe, München. Die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs werden für Oktober 2015 erwartet.

Kann das OSRAM-Haus erhalten werden?

Auf dem Gelände befinden sich insgesamt vier ehemalige Betriebs- bzw. Verwaltungsgebäude, darunter auch das denkmalgeschützte sogenannte „OSRAM-Haus" am Mittleren Ring im Nordwesten des Grundstücks. Das sechsgeschossige Bürogebäude mit einer BGF von über 20.000 qm bei Abmessungen von 50 auf 50 Metern wurde auf der Grundlage der Planung des Münchner Architekten Walter Henn in den Jahren 1963-65 erstellt. Der quadratische Kubus verfügt über eine Aluminium-Glas-Vorhangfassade und gehört zu den frühesten Verwaltungsbauten mit Großraumbüros in Deutschland.

Nach einer Machbarkeitsstudie in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und der Stadt München sind umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen nötig, um das Gebäude zu erhalten. Insbesondere die Fassade und die Grundrissstruktur müssten dabei den heutigen technischen Standards und aktuellen Sicherheitsanforderungen angepasst werden. Laut Studie wären die denkmalpflegerischen Werte damit voraussichtlich kaum oder nur in geringem Maße zu erhalten.

Die Umwandlung des ehemals gewerblich genutzten Geländes soll im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs daher in zwei Varianten untersucht werden, um eine optimale Lösung zu erzielen. Die erste Variante geht auf Basis des Eckdaten- und Aufstellungsbeschlusses der Stadt München davon aus, dass die komplette Bebauung abgerissen und eine Gesamtgeschossfläche von ca. 37.000 qm zur Verfügung stehen wird. In der zweiten Variante erhalten die Architekten die Aufgabe, zu untersuchen, ob das OSRAM-Haus erhalten und in neuer Nutzung in das künftige Wohnquartier integriert werden kann. Die Gesamtgeschossfläche ist in diesem Fall noch offen und muss im Wettbewerb ermittelt werden. Die finale Entscheidung ob das OSRAM-Haus erhalten bleibt oder nicht obliegt der Stadt München.

Planungsziele der Stadt

Gemäß den Planungszielen der Stadt ist in beiden Varianten eine Bebauung mit mehrgeschossigen Wohngebäuden vorgesehen, die unterhalb der Hochhausgrenze bleiben und so mit den umliegenden Wohngebäuden und einzelnen Bürogebäuden harmoniert. Die Gliederung des Quartiers soll sich an der städtebaulichen Situation orientieren und von einer weitestgehend geschlossenen Bebauung am nördlichen Rand nach Süden hin aufgelockert werden. 30 Prozent der gesamten Wohnungsgeschossfläche sind für den geförderten Wohnungsbau vorgesehen. Zusätzlich sollen der Bedarf an Kindertageseinrichtungen (GF 1.500 qm) berücksichtigt werden und in kleinerem Umfang auch Dienstleistungen auf dem Gelände Platz finden.

Große Teile des OSRAM-Geländes sind derzeit durch Stellplätze und Erschließungsflächen überbaut. Im Zuge der Projektentwicklung sollen die Stellplätze in Tiefgaragen verlagert werden, so dass die Versiegelung zum Teil aufgebrochen und in öffentliche Grünflächen verwandelt werden kann. Im Westen schließt das künftige Wohnquartier über die Hellabrunner Straße an die weiträumigen und in diesem Bereich bewaldeten Isarauen an – ein hochwertiger Erholungsraum liegt damit direkt vor der Haustür. Die Auwald- und Parkflächen versorgen das Gelände zudem mit wertvoller Frischluft.

Das wünschen sich die Anwohner

In die Planungen sollen soweit möglich auch Wünsche der Bürger einfließen, die im Rahmen einer Bürgerbeteiligung erörtert werden. Erste Ergebnisse der Bürgerinformation vom 12. Mai:

  • Anbindung des Geländes an den Mittleren Ring
  • Parkplatzdruck entschärfen - evtl. durch Einbindung anderer Flächen
  • Zeitnahe Planung für Zwischennutzung des OSRAM-Gebäudes
  • Hortplätze in Ergänzung zu den Kindergartenplätzen
  • Erhalt der gemischten Sozialstruktur – steuerbar über die Größe/Preise der Wohnungen
  • Ökologisches Wohnen / begrünte Fassaden
  • Mehrgenerationenwohnen
  • Einbezug der Isarauen - Besucherlenkung
  • Barrierefreie Wege und Wohnungen
  • Zusammenhängende Grünfläche / möglichst wenig Verkehr auf dem Gelände
  • Lieber dichter Bauen und bezahlbare Wohnungen
  • geplantes Mischungsverhältnis 70 frei finanziert /30 gefördert nach dem München Modell wird kritisch gesehen

Bezüglich des OSRAM-Gebäudes hielten sich Pro und Contra in etwa die Waage. Allerdings waren sich die Teilnehmer einig, dass sie keine Hotelnutzung wünschen, falls dies die einzige praktikable Nutzungsvariante für das Gebäude sein sollte. Lärm durch An- und Abfahrt der Hotelgäste sowie allgemeine Unruhe im Viertel wird befürchtet. Den Vorschlag, den Auslobungstext bzgl. der Nutzung offen zu lassen, um den beteiligten Architekturbüros mehr Spielraum für kreative Ideen zu lassen, nahmen die Vertreter der Stadt mit Interesse zur Kenntnis.