Zeitgenössische Architektur in Bayern

nn-interiordesign & Mohrmann Licht und Medientechnik

morph
Überdachte Freilichtbühne in Membranbauweise
Standort Corneliusbrücke

Da ein Neubau eines Konzertsaals in München für die Isar Philharmonie seit Langem diskutiert wird und generell umstritten ist, könnte eine Freilichtbühne für die warmen Monate von Frühjahr bis Anfang Herbst eine temporäre und zeitnah umsetzbare Alternative darstellen. Für diese Nutzung und unseren Entwurf morph eignet sich besonders die Membranbauweise, da sie innovativ, mobil und wirtschaftlich effizient ist. Außerdem passt sie sich der Natur hervorragend an. Wir haben als Standort dafür die Corneliusbrücke mit ihrer Insel ausgewählt, die immer mehr verwahrlost, seit der Kulturstrand nicht mehr in Betrieb ist. Diese könnte wieder in neuem Glanz erstrahlen und das beliebte Glockenbachviertel an der Isar kulturell aufwerten.

Als Option für die Stadt München war auch das Deutsche Museum für einen neuen Konzertsaal im Gespräch, daher bietet sich die Location an der Corneliusbrücke, die nur einen Steinwurf davon entfernt ist, ideal als Provisorium an, um die 6 wohltemperierten Monate im Jahr mit finanzierbarem Budget zu -im wahrsten Sinne des Wortes- überbrücken, bis ein endgültiger Umbau/Neubau, der gestalterisch morph ähneln könnte, entschieden ist.

Tagsüber würden die Autos unter der Überdachung durchfahren, abends würde für das Konzert die mobile Tribüne aufgebaut und die Brücke abgesperrt werden und einige Parkplätze bieten. Falls die 600 Sitzplätze nicht ausreichen sollten, umfasst dieser Spot genügend Radius (ermöglicht durch die offene und transparente Gestaltung der Bühne), sodass Liebhaber der klassischen Musik, die leider keine der exklusiven Karten mehr ergattern konnten, den Klängen des Konzerts entspannt am Kiesstrand, entlang der Isar oder sogar von der nächsten Brücke aus, lauschen können. So, wie man es von ausverkauften Konzerten im Freien kennt... 

Name „morph":

Unser Entwurf trägt den Namen "morph". Zum einen ist das Wort morph selber enthalten, das nach Duden Folgendes bedeutet: "kleinstes formales, bedeutungstragendes Bauelement der gesprochenen Sprache". Wir spielen dabei auf das Modul an, werden Sie im Folgenden noch genauer erfahren. Außerdem steckt in "morph" auch 'München', 'Orchester' und 'Philharmonie'.

Konzept & Konstruktion:

Nachdem wir Strukturen aus der Natur analysiert haben, wurde das "Blatt" als Grundlage für unseren Entwurf einer überdachten Freilichtbühne namens "morph" ausgewählt. Das Blatt haben wir geometrisch aufgelöst und abstrahiert, sodass ein Baumodul entstand, mit dem verschiedenste Baukörperformen möglich sind, ob linear oder organisch.
Dieses Modul sollte formal als auch funktional einem Blatt gleichen, d.h. es besitzt eine Unterkonstruktion aus Aluprofilen (=Blattadern) und eine Membran (=Blatthaut), ist somit sehr leicht und witterungsbeständig. Es erfüllt die Funktionen eines Daches, ist selbsttragend und integriert sich optisch in die Natur.

Das Modul kann in allen Größen angefertigt werden, die Proportionen bleiben aber immer erhalten. Es ist wiederum in einzelne Teile zerlegt, um

  1. Krümmungen z.B. für die Stützen zu erzeugen.
  2. einen kompakteren Transport zu ermöglichen.
  3. bei grösseren Dimensionen Spannweiten zu überbrücken. Es wird zwischen Teil A und Teil B unterschieden.

Dieses Modul-System läßt viele Möglichkeiten in der Formgebung offen.

Durch Agglomeration der Module und Anbringung an ein Stahlgerüst entsteht ein Gebilde, das sowohl optimalen Wind-, Sonnen-, Regen-, als auch Schallschutz bietet. Wir haben uns für eine geometrische Form entschieden, mit der man eine vielfach gebrochene Decke konstruiert und dadurch eine ideale Raumakustik für die Freilichtbühne schafft.

Die Statik wird durch drei Beine und einen Ankerpunkt hinten gewährleistet. Alle Verbindungspunkte bestehen entweder aus Kugelgelenken oder Teleskopstangen und sind somit flexibel.

  • Alu-Profile (4mm/4mm) verschweißt, als Rahmenkonstruktion
  • Einspannung einer Membran (z.B. Kunstgewebe, PVC-beschichtet): In diesem Fall läßt die Folie die Unterkonstruktion leicht durchschimmern. Sie ist transluzent, aber nicht transparent. Es besteht ein großes Angebot an verschiedenen Membranen: transparente, farbige, bedruckte etc.
  • Die Module können aber auch aus Materialien wie Holz, Glas oder Aluminium angefertigt werden.
  • Verschrauben der einzelnen Teile A und B
  • Die Module kommen als Fertigteile zur Baustelle.
  • Dies ermöglicht einen schnellen Montageprozess.
  • Montiert werden diese an eine Unterkonstruktion aus Stahl, die im Boden fundamentiert ist
  • Technik wie Licht und Ton wird an die Unterkonstruktion angebracht.

Ton: Schallreflektierende Raumgeometrie

Die Module dienen als Schallreflektoren. Eine große akustische Raumwirksamkeit wird durch die fraktale Decke erzeugt, da der Schall gleichmäßig und direkt übertragen wird.
Die Bühne ist nach hinten offen, um einen Echo-Effekt zu vermeiden.
Eine Sitzüberhöhung nach hinten begünstigt neben der besseren Sicht auch die bessere Schallversorgung.

Licht:

Die Membranbauweise macht es möglich, moderne LED-Technik zu integrieren, die nicht nur atmosphärisches Licht, sondern auch kommunikatives Licht erzeugen kann. Unser morph könnte z.B. außerhalb der Konzertzeiten in Jahreszeiten-Farben eingetaucht werden oder mittels Projektion mit einer Blätterstruktur texturiert werden. Bei Konzerten wäre es denkbar, dass die Mebranmodule individuell als mediale Projektionsfläche bespielt werden und somit als kommunikatives Licht dienen. Eine Lightshow, die sich nach dem Sound bewegt, läßt sich ebenfalls programmieren.