Zeitgenössische Architektur in Bayern

OPEN SCALE young and local ideas | Auftaktveranstaltung


Team Tourette

Das Pathos Transporttheater war bis in die letzte Ecke gut gefüllt: Mit Neugierde erwarteten Gäste und Teilnehmer des Open Scale Wettbewerbs die Ergebnisse der ersten Runde. Nicht nur auf lokaler Ebene sorgt das Projekt für München für Furore, es wird vom Bund unterstützt und auch auf Bundesebene veröffentlicht, sagte Stadtbaurätin Prof. Elisabeth Merk zum Auftakt. Viel Arbeit investierten Auslober (das Planungsreferat der Stadt München ) und Teilnehmer - und nicht zuletzt die prominent besetzte Jury, die die Aufgabe hatte aus 50 eingereichten Arbeiten sieben Finalisten auszuwählen. „Die Arbeiten waren so beeindruckend, dass die Stadt künftig nicht nur mit den ersten sieben, sondern den Einreichern aller Arbeiten weiter im Dialog bleiben will und wird", so Merk. Die Kommunikation zwischen allen Teilnehmern soll über die Internetplattform des Bundes weiter betrieben werden.

Stephan Willinger vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung zur Motivation des Wettbewerbs: „Wir wollen wissen, welche Impulse die Leute, die ansonsten im Stadtentwicklungsprozess noch keine Stimme haben, setzen würden, die neue Haltung der jüngeren Generation ausloten, nach dem Motto: Was ist Euch wichtig? Welche Vorstellung von glücklichem Leben in der eigenen Stadt haben Leute unter 40?"

Das Projekt solle wie ein Stein sein, der ins Wasser geworfen wird - wobei die entstehenden Ringe für die Impulse stünden, die sich dabei entwickeln. Ziel sei es, heute die Lösungen für morgen zu generieren - unklar bliebe vorerst allerdings, was mit den Finalisten-Entwürfen geschehen würde. Wichtig sei in erster Linie - noch vor der aktuellen Umsetzung einzelner Vorschläge - dass Öffentlichkeit und Medien die Impulse aufnehmen und weitertragen.






Die Siegerbeiträge der ersten Wettbewerbsphase



 

 





 





 





 



 


 
Bitte besetzen und gestalten | Team Tourette
Freiräume, die für temporäre Nutzungen wie etwa für einen Proberaum, einen Kinderspielplatz, einen Jugendtreff oder eine Kulturveranstaltung zur Verfügung stehen, sind in München rar. Das Team Tourette schlägt mit seinem Beitrag vor, eine Plattform zu schaffen, auf der öffentliche wie private Eigentümer ihre derzeit ungenutzten Immobilien und Grundstücke registrieren lassen können. Diese Orte sollen dann in der Stadt durch ein „Label" gekennzeichnet werden, so dass sich Bürger gezielt um die Nutzung solcher Freiräume bewerben können.

Die Jury hat den Beitrag mit der Empfehlung ausgewählt, dass das Team vor allem die notwendigen Rahmenbedingungen in der zweiten Wettbewerbsphase untersucht. Welcher rechtliche und organisatorische Rahmen ist notwendig, um möglichst viele Freiräume zur Verfügung zu stellen? Welche Nutzungen sind denkbar?

Agropolis | Team Agropolis

Das Team Agropolis hat sich bei Open Scale mit der Idee „der Wiederentdeckung des Erntens im urbanen Alltag" beworben. Es möchte in München eine neue Form „urbaner Landwirtschaft" betreiben. Als konkreten Ort schlägt es das Planungsgebiet Freiham vor - bis zu dessen Bebauung sollen die Flächen durch eine temporäre Farm zwischengenutzt werden. Gemeinschaftsgärten und Musteranlagen für kleinteilige Küchen-, Balkon- und Dach-Landwirtschaft sollen Impulse für die Stadterweiterung liefern. Die Farm soll mit Forschungseinrichtungen kooperieren sowie Aus- und Fortbildungsprogramme für Selbstanbau, -ernte und -verarbeitung anbieten. Als Vision strebt das Team eine „Metropolitane Nahrungsstrategie" in Anlehnung an die London Food Strategy an, bei der der Eigenanbau von Nahrungsmitteln in der Stadt eine zentrale Rolle spielt. Ein „Nahrungsstadtplan" bildet weitere Aktivitäten in der Stadt ab, zum Beispiel die Bauernmärkte.

Die Jury wählte die Idee zur Weiterbearbeitung in der zweiten Wettbewerbsphase aus. Das Team soll anhand ihrer Idee exemplarisch untersuchen, wie sich urbane Freiflächen durch Landwirtschaft nachhaltig und für das Stadtbild prägend nutzen lassen. Mittlerweile hat das Team Agropolis unter www.agropolis-muenchen.de eine Onlineplattform eingerichtet, auf der es zukünftig seine Ideen mit interessierten Bürgern diskutieren möchte.

HybridGiesing | Team haustuning
Das Team haustuning beschäftigt sich in seinem Wettbewerbsbeitrag mit der Umnutzung des „60er Stadions" im Münchner Stadtteil Giesing. Es schlägt vor, das Stadion in ein hybrides Gebäude umzugestalten, dem zu seiner Funktion als Fußballstadion noch weitere Nutzungen wie eine Rasenfläche für öffentliche Open-Air-Kinovorstellungen, ein Quartierzentrum, Büroeinheiten, Ateliers und ein Wohnturm hinzugefügt werden.

Die Jury wählte den Beitrag aus, weil sich das Team mit einem für München wichtigen Ort beschäftigt, der für viele Bürger einen hohen Identifikationsgrad besitzt. Die Frage, wie man in München mit ehemaligen Sportstätten umgeht, spielt eine übergeordnete Rolle, da neben dem 60er Stadion noch weitere Orte mit einer ähnlichen Problematik in der Stadt existieren. Im Rahmen von Open Scale soll das junge Team nun seine vorgeschlagene „hybride" Nutzung exemplarisch für das „Sechziger Stadion" weiterentwickeln und parallel dazu untersuchen, inwiefern ihr vorgeschlagenes Konzept auch auf andere ehemalige Sportstätten übertragen werden kann.

Le Grand Munich | Team Le Grand Munich

„Le Grand Munich" verschiebt die Grenzen der Metropolregion. In seinem pointierten Beitrag geht das Team der Frage nach, inwiefern die derzeitige politische und administrative Ordnung der Metropolregion München in einzelne Landkreise nicht besser durch eine Einteilung in fünf autonome Bezirke ersetzt würde. Welche Potenziale und Entwicklungsmöglichkeiten würden sich für die fünf neuen Bezirke eröffnen? Das Team entwirft für jeden Bezirk - von der Münchner Innenstadt als Kernstadt, dem Münchner Norden als Air Port City, dem Süden als touristisches „Seenland" über den Westen als durch biologische High-Tec-Landwirtschaft geprägtes „WestEnd" bis zum Osten als Dorfbund - ein mögliches Szenario.

Die Jury wählte den Beitrag mit der Empfehlung aus, als Referenz andere europäische Städte wie etwa Brüssel zu untersuchen und die Grenzziehung der zukünftigen Bezirke dahin gehend zu überprüfen. Neben den Unterschieden sollten vor allem mögliche Gemeinsamkeiten stärker herausgearbeitet werden. Durch die - theoretische - Schaffung von Bezirken mit einer eigenen Identität bietet Le Grand Munich eine Möglichkeit, die Charakteristika einzelner Regionen in der Münchner Metropolregion herauszuarbeiten und so mögliche Impulse für die zukünftige Stadtentwicklung zu liefern.

New Muh - New Munich Urban Housing
| Team Teamwerk
Mit dem Beitrag „New Muh" schlägt das Team eine Stadtvision vor, die die Verkehrsbrachen Münchens „zu neuen Zentren einer mobilen Bevölkerung macht". An bisher ungenutzten Verkehrsknoten könnte nach der Idee von Teamwerk eine neue Siedlungsform entstehen. München wächst und seine Flächen werden bald erschöpft sein.

Der Beitrag bietet aus Sicht der Jury hier einen interessanten Lösungsansatz. Sie wählte ihn mit der Empfehlung aus, weniger die konkrete Architektur weiter auszuarbeiten, sondern vielmehr die Nutzung urba-ner Brachen für den Siedlungsbau exemplarisch an verschiedenen Standorten zu untersuchen.


Hinterhof 8
| Team Hofgemeinschaft
Im Beitrag des Teams Hofgemeinschaft geht es um die Münchner Innenhöfe. Das Team sieht hier ungenutztes Potenzial - etwa für gemeinschaftliche Nutzungen wie Spielplätze, Werkstätten oder Proberäume. Das Team möchte im Rahmen von Open Scale untersuchen, welche baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen und welche Programme für die Aktivierung von bürgerlichem Engagement für die Nutzung der Höfe entwickelt werden müssen.

Die Jury wählte den Beitrag aus, weil er sich aus ihrer Sicht mit einem für die Münchner Stadtentwicklung relevanten Thema - der Frage der Verdichtung - auseinandersetzt und eine Lösungsstrategie anbietet. Im weiteren Verlauf von Open Scale soll das Team vor allem die rechtlichen Konsequenzen und das möglicherweise damit verbundene Konfliktpotenzial untersuchen sowie mögliche Nutzungsvorschläge erarbeiten.

München, Du bist | Team Das vierte Haus

Der Schriftsteller Max Haushofer verfasste im Jahr 1899 den Roman „Planetenfeuer" - eine Zukunftsutopie Münchens im Jahr 1999. Das Team möchte den Roman analysieren und mit den heutigen Lebensumständen vergleichen. In einem zweiten Schritt sollen, basierend auf den beschriebenen Szenarien, Räume entwickelt werden, die dann an konkreten Orten in der Stadt inszeniert werden. Dieser Prozess soll von dem Dokumentarfilmer Martin Otter mit der Kamera begleitet werden. Die „alte" Utopie soll analytisch betrachtet werden und in Zusammenarbeit zwischen Architekten und Filmemachern in neue, zeitgemäße Ideen übersetzt werden.

Die Jury wählte dieses künstlerisch orientierte Projekt aus. Aus der Auseinandersetzung mit Utopien der Vergangenheit könnten so im Rahmen von Open Scale neue Impulse für die zukünftige Stadt entstehen.



Jurymitglieder OPEN SCALE



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
Roman Adrianowytsch, Beisitzer im Landesvorstand BDA Bayern
Architekt BDA. Studium an der Fachhochschule Regensburg und an der Internationalen Akademie für Bildende Kunst in Salzburg. Mitarbeit bei Professor Christoph Mäckler, Frankfurt, o.r.m.s. designers + architects in London und bei Professor Arno Lederer, Jórunn Ragnarsdóttir und Marc Oei in Stuttgart. Seit 1996 selbständiger Architekt mit Büro in Augsburg. Lehrtätigkeit an der Hochschule Biberach an der Riß. 2004 Berufung in den BDA, seit 2007 im Landesvorstand des Bund Deutscher Architekten (BDA) Bayern.



Chris Dercon, Haus der Kunst, München

Direktor am Haus der Kunst in München. Studium der Kunstgeschichte sowie der Theaterwissenschaften und Filmtheorie. 1988 Programmdirektor am P.S.1 Contemporary Art Center in New York. 1990 Gründungsdirektor des Witte de With, Zentrum für zeitgenössische Kunst in Rotterdam. 1996 Direktor des Museums Boijmans Van Beuningen in Rotterdam. Seit 2003 ist Chris Dercon Direktor am Haus der Kunst.


Prof. Peter Latz, Latz + Partner GbR, Landschaftsarchitekten/Planer BDLA, OAi Lux, Kranzberg/London

Seit 1968 selbständiger Landschaftsarchitekt und Stadtplaner in Partnerschaft. 1964 Diplom an der Technischen Universität München, bis 1968 Ausbildung am Institut für Städtebau und Landesplanung der RWTH Aachen und Mitarbeit im Planungsbüro Kühn-Meurer für städtebauliche Projekte. Von 1968 bis1973 Dozententätigkeit an der Akademie für Baukunst in Maastricht, Professur für Landschaftsarchitektur in Kassel und von 1983 bis 2008 an der Technischen Universität München. 2008 bekamen Latz und Partner den International Architecture Award für die Umstrukturierung des Bremerhavener Hafengebiets.

Rita Lex-Kerfers, Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten Landschaftsarchitektin

Studium der Landespflege in Weihenstephan. 1981-1988 Mitarbeit im Büro Peter Leitzmann und freie Mitarbeit bei Büro Peter Leitzmann und für „Urbanes Wohnen e.V.". Seit 1988 eigenes Planungsbüro mit den Schwerpunkten Wettbewerbe, städtebauliche Planungen und Objektplanung. Seit 1993 Büropartnerschaft mit Robert Kerfers. Beratendes Mitglied im Gestaltungsbeirat der Stadt Ingolstadt, Mitglied im Baukunstbeirat der Stadt Nürnberg. Seit 2007 Lehrauftrag an der FH Weihenstephan, Fachbereich Landschaftsarchitektur. 2009 Eintragung in die Stadtplanerliste der Bayerischen Architektenkammer.

Prof. Marcel Meili, Meili, Peter Architekten, Zürich/München

1987 gründete er gemeinsam mit Markus Peter das Architekturbüro Meili, Peter Architekten. 1973 bis 1980 Architekturstudium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ETH und angestellter Architekt. Dozent an verschiedenen Universitäten, darunter die Harvard Graduate School of Design. Seit 1999 ist Meili Professor an der ETH, wo er mit Partnern das Studio Basel/Institut Stadt der Gegenwart betreibt. Zu seinen Projekten gehört die Ho zbrücke in Murau, das Fußballstadion in Zürich und das „Mitten in München"- Projekt in der Münchener Altstadt.



Prof. Dr. (I) Elisabeth Merk, Stadtbaurätin der Landeshauptstadt München

Seit Mai 2007 Stadtbaurätin der Landeshauptstadt München. 1988 bis 1994 Studium der Architektur mit dem Schwerpunkt Architekturgeschichte und Städtebau in Deutschland und Florenz. Freiberufliche Tätigkeit im Bereich Denkmalpfle e und Architektur. Studienabschluss mit Staatsexamen und Promotion. 1995 für die Stadt München im Bereich Gestaltung und Konzeption der neuen U-Bahnhöfe tätig. 1999 bis 2000 in der Stadtverwaltung Regensburg. 2000 bis 2006 Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Stadtplanung in Halle/Saale. Seit 2005 Professorin und seit Februar 2009 Honorarprofessorin an der Hochschule für Technik Stuttgart.

Prof. Dr. Armin Nassehi, Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Soziologie
Seit 1998 Professor für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Studium der Soziologie, Philosophie, Erziehungswissenschaften und Psychologie in Hagen und Münster. 1985 Diplom in Erziehungswissenschaften, 1992 Promotion und 1994 Habilitation in Soziologie. 1986 bis 1988 Stipendiat der Universität Münster, anschließend Wissenschaftlicher Mitarbeiter, ab 1994 Oberassistent am Fachbereich Sozialwissenschaften. Mitglied in verschiedenen Gremien, u. a. seit 2007 in der Jury für die Verleihung des Bayerischen Architekturpreises.


Christian Ude, OB Landeshauptstadt München

Münchner Oberbürgermeister und SPD-Politiker. Nach Volontariat Redaktionsmitglied der Süddeutschen Zeitung. Studium der Soziologie, Geschichte und Rechtswissenschaft an der Münchner Universität. 1979 bis 1990 Tätigkeit als Rechtsanwalt sowie als Redakteur und Herausgeber verschiedener Publikationen. 1990 Wahl in den Münchner Stadtrat und zum Zweiten Bürgermeister. Seit 1993 Oberbürgermeister der Stadt München, 1999, 2002 und 2008 wiedergewählt. Seit 1996 im Präsidium des Deutschen Städtetags, seit 2005 Präsident des Deutschen Städtetags. Christian Ude ist Schirmherr des Ideenwettbewerbs OPEN SCALE.


Barbara Wolff, Julien de Smedt Architects, Kopenhagen/Brüssel/Oslo

Architektin und seit 2007 Leiterin des Brüsseler Büros von Julien de Smedt Architects. Studium der Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar, TU Berlin und der Ecole de Belleville Paris. Arbeitete bei Beel & Achtergael Architects in Gent, Indigo architects in Cape Town, b&k+ in Köln und dem Office for Metropolitan Architecture (OMA) in Rotterdam. Parallel dazu Dozentin an verschiedenen Universitäten. Zu den Projekten, an denen sie beteiligt war, gehört die Botschaft der Niederlande in Berlin, die Casa Da Musica in Porto, sowie das Militair Hospital in Oostende und Antwerpen.



Prof. Sophie Wolfrum, Technische Universität München, Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung

Professorin an der Technischen Universität München. Studium der Raumplanung an der Universität Dortmund. Mitarbeit beim Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung in Tansania und zusätzlich Verwaltungspraxis in Deutschland. Seit 1989 unterhält sie in Zusammenarbeit mit Professor Alban Janson ein Büro für Architektur und Stadtplanung in München. Zahlreiche Ausstellungen und Preise. Zu ihren jüngsten Projekten zählt die Ausstellung „Multiple City. Stadtkonzepte 1908 - 2008"