Zeitgenössische Architektur in Bayern

Ein Rückblick auf die Preisverleihung von Hottest Building in Town 2008

Architekturbotschaft Hottest Building in Town
 Aufmerksamkeit für die prämierten Fotos
 Die Architekturbotschaft gastiert im Südhausbau WohnForum am Nordbad

Der Preis war heiß - und die Resonanz überzeugend: Vergangenen Montag feierten Veranstalter, Gewinner und das interessierte Publikum die erste Verleihung des Freien Architekturfotografie-Preises „Hottest Building in Town" in der Münchner Architekturbotschaft. Obwohl zum ersten Mal von BE URBAN und archimappublishers ausgelobt, war die Zahl der Einreichungen nachgerade überwältigend.

Die Jury war prominent besetzt: Unter dem Vorsitz des Berliner Architekten Nils Peters trafen sich der Architekturfotograf Werner Huthmacher aus Berlin, der Grazer Architekt Erich Prödl, Gerd Kaiser aus Paris und die Münchner Architektin Regine Geibel in der Landeshauptstadt, um die zahlreichen Fotografien zu bewerten.

Ziel der Auslobung war es, Menschen zu bewegen sich mit Ihrer gebauten Umwelt aktiv auseinanderzusetzen, die Architektur in ihrer Umgebung mit offenen Augen zu betrachten - und fotografisch ihren ganz persönlichen Eindruck und Blickwinkel festzuhalten. Die Auslobung richtete sich explizit an Laien, einfach an Menschen, die sich für moderne Architektur interessieren. Sie waren aufgefordert, ihr Lieblingsgebäude so zu fotografieren, wie es ihrem subjektiven Empfinden am besten entspricht. Regine Geibel "Wie Sie wissen, haben wir uns die Förderung der Baukultur auf die Fahne geschrieben. Baukultur fördern heißt für uns, Menschen mit Architektur zu konfrontieren. Ein Gebäude als Foto-Motiv zu suchen, auszuwählen und abzulichten bedeutet maximale Auseinandersetzung mit der umgebenden Architektur. Menschen dadurch dazu zu animieren, die gebaute Umwelt mit offenen Augen zu betrachten und zu beurteilen war unser Ziel."

Zehn Fotografien unterschiedlichster Natur landeten am Ende in der Nominierten-Liste. Über jeweils einen Satz "archimaps" freuten sich die Gewinner des vierten bis zehnten Platzes Markus Buck (München), Paul-A. Kabat (Bremen), Stefan Müller (München), Boris Storz (München), Michael Schnell (Oberkochen), Anna Pleszko (Berlin) und Katrin Derleth (Hinwil, Schweiz). Letztere hatte gleich doppelten Grund zur Freude, denn sie stand zweimal auf der Gewinnerliste - auch den zweiten Platz hatte sie sich mit einem spannenden Motiv gesichert und damit als Preis die neue Leuchte "Talak" von Artemide gewonnen. Ihre Foto-Serie zeigt ein ruhiges und doch kraftvoll bewegtes Gesamtbild einer Treppe, die dadurch eine räumliche und architektonische Qualität erhält. „Die Faszination und besondere Beziehung der Betrachterin mit dem Werk wird über die Bilder sehr anschaulich und glaubwürdig dargestellt", so das Urteil der Jury.

Einen Preis für die längste Anreise hätte er sich mit der neuneinhalbstündigen Fahrt im Regionalzug von Potsdam nach München auch verdient - so freute sich der Architekturstudent Robert Hortig umso mehr über die Drittplatzierung und den Caddy von Lista Office. Das von ihm abgelichtete Hochhaus scheint durch die Auswahl eines extremen Ausschnitts und der Belichtung zu schweben und wirkt, als würde es bedrohlich auf den Betrachter stürzen wollen. Diese Interpretation stellte für die Jury eine neue Wertung des Gebäudes dar.

Einstimmig am überzeugendsten wirkte die Fotografie des Hauptgewinners Fabian Sigler. Die Fähigkeit des Bildes, ständig neu interpretiert zu werden und auf vielseitige Art und Weise den Betrachter anzusprechen, beeindruckte die Jury am meisten. Lohn des gut inszenierten Motivs: der wunderbare, von Hadi Teherani gestaltete Silver Chair, großzügig zur Verfügung gestellt von Interstuhl.

Dass Architektur weit über das hinausgeht, was einem in erster Linie in den Sinn kommt, bewies der 19jährige Wolfgang Bechtold aus Dornbirn, der die Auslober mit der Abbildung eines Wespennests als Einreichungs-Motiv dazu veranlasste, einen Sonderpreis zu vergeben.

Nils Peters: "An den eingereichten Arbeiten sehen wir, dass die Rechnung aufgegangen ist: Wir wollten Menschen dazu anregen Gebäude anzuschauen und als Fotomotiv auszusuchen. Mit über 100 Teilnehmern aus 7 Ländern und insgesamt mehr als 600 eingereichten Fotos haben sich unsere Erwartungen weit übertroffen. Wir werden auf jeden Fall weiter machen."

Die Gewinner feierten und ließen sich feiern - bei „hotten" Cocktails und Snacks, wurden bis nach Mitternacht angeregte und anregende Gespräche geführt. Einhelliges Fazit nach der Premiere des Freien Architekturfotografie-Preises: Wenn es ihn jetzt nicht schon gäbe, müsste er unbedingt erfunden werden!

Nina Shell

HIER ZU DEN SIEGERFOTOS UND DENEN, DIE IN DIE ENGERE AUSWAHL GEKOMMEN SIND