Zeitgenössische Architektur in Bayern

Baukultur jetzt – ein Interview mit Max von Bredow

Baukultur jetzt – ein Interview mit Max von Bredow

 

Die Max von Bredow Baukultur ist ein außergewöhnlicher, regional agierender Immobilien­projekt­entwickler in Kolbermoor, der einzelne Gebäude, oder ganze Dorfgebiete nach der Unternehmens-Philosophie „besser bauen. besser leben“ plant, baut oder saniert. Wir haben uns mit Max bzgl. seines bevorstehenden Baukulturtages unterhalten.
 

Regine Geibel
Das Thema Baukultur hat für Euch offenbar eine große Bedeutung, da ihr es sogar im Firmennamen tragt.
 Oft wird der Begriff etwas leichtfertig verwendet. Wie ernst nehmt ihr ihn?

 
Max von Bredow
Wir, als Gesellschaft, haben große Aufgaben: weniger Flächen versiegeln, ökologisch bauen, weniger Energie verbrauchen und zu einem neuen Mitein­ander finden. Entscheidend ist nicht nur, was wir bauen, sondern auch, wie wir ein lebens­wertes Umfeld schaffen. Baukultur ist dazu der Schlüssel. Sie benötigt intelligente, achtsam geplante Architektur und kooperatives Bauen. 
Baukultur macht den Unterschied zwischen reinen Gebäuden und echten Lebens­räumen – sie schafft Orte, an denen Menschen sich wohlfühlen, Gemein­schaft erleben und Heimat finden können. 

 

Ihr richtet jedes Jahr einen sog. Baukulturtag aus – der nächste findet im September statt. Was muss man sich darunter vorstellen?

 

Mit dem Baukulturtag möchten wir Entscheider der Branche informieren, inspirieren und vernetzen. Und was ebenfalls Kern dieser eintägigen Veranstaltung ist: Wir bringen hier die Beteiligten aller Bereiche zusammen. Es ist weder eine reine Architekten-, Bauträger-, noch Bürgermeister-Veranstaltung. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten zusammenkommen, denn wir müssen gemeinsam über Baukultur sprechen. Das ist auch der Grund, weswegen das Themenspektrum so breit ist.

Wir richten uns an Architekten, Ingenieure, Bürgermeister, Gemeinderäte, Hand­werker, Bauherren, Grundstücks­eigen­tümer, Banken und auch interessierte Bürger. Daher kann man den Baukulturtag wie eine Art Messe verstehen; jedoch nicht wie eine, in die man sich einfach einkaufen kann. Da wir alle Unternehmen, die sich auf dem Baukulturtag präsentieren – verbal oder mit ihrem Angebot – persönlich kennen und sie Lösungen haben, die wir gut finden, heißen sie „Freunde der Baukultur“. 

 

Unser Ziel: die Bedeutung von Baukultur stärker in der Gesellschaft zu verankern und mehr Menschen für gutes Bauen zu begeistern.

 

Der diesjährige Baukulturtag steht unter dem Motto „Sinnergie - Anpacken im Jetzt!“ Welche Themen werden behandelt?

 

Unter anderem um Folgendes: die Umwandlung von Büroflächen in Wohnraum, den demografischen Wandel und die alternde Gesellschaft. Erstmals gibt es auch ein Panel zum Thema nachhaltige Finanzen. Die Alia Bank, eine neue nachhaltige Bank, wird sich vorstellen und über Investitionen in Bildungsimmobilien sprechen. Auch das Thema Mobilität wird behandelt. Und natürlich die Architektin Anna Heringer, unsere Top Speakerin dieses Mal! Das Programm ist bunt und wir mögen es zwischen Themen wie Finanzen, Mobilität und konkreten Projekten in Dörfern zu springen.

 

Ihr beginnt mit einer Willkommensmeditation. Danach redest du selbst vom „Anpacken im Jetzt“ Das hat mich sofort an Eckhart Tolles Bestseller „Jetzt, die Kraft der Gegenwart“ erinnert; ein Buch über Spiritualität und den Bewusstwerdungsprozess. Meditierst Du selbst auch? Und hast das Buch gelesen?

 

Ja! Sowohl, als auch... 

 

Euer Programm ist modern und regelrecht ungebürstet. Ihr holt die Architektin Anna Heringer, die du bereits erwähntest, auf die Bühne, die nach dem Credo Form Follows Love arbeitet. Also das sakrosankte, über Jahrzehnte gültige Credo Mies van der Rohes umformuliert hat. Wer hat das Programm entwickelt? Bist du das, oder lässt du dich beraten?

 

Die Max von Bredow Baukultur besteht zum einen aus dem klassischen Projektentwicklungsgeschäft – damit verdienen wir unser Geld – und zum anderen haben wir zwei weitere Themen, die sozusagen unsere Liebhaberprojekte sind, im Sinne von „sie müssen nicht wirtschaftlich sein“: Das Baukulturmagazin und der Baukulturtag. Mit diesen beiden Werkzeugen möchten wir auf das wichtige Thema Baukultur hinweisen, es bekannter machen und in der Gesellschaft verankern. Idealerweise auf das gesamte Spektrum der Baukultur mit all ihren fünf Aspekten: „ökonomisch, ökologisch, sozial, gut gestaltet, mit hoher Prozessqualität“ 

 

Einer unserer Unternehmenswerte ist Andersartigkeit. Wir wollen es anders machen, als die anderen. Wir beanspruchen für uns, dass wir in unserem Feld Pioniere sind und jedes Projekt, das wir realisieren entsprechend Pionierarbeit ist. Das bedeutet Transformation und das bedeutet: mehr Energie, mehr Anstrengung, mehr Kreativität. Aber, bzw. und wir wollen auch, dass andere nachmachen, wie wir es machen; dass sie von uns lernen. Wir wollen also dadurch nicht in erster Linie einen Wettbewerbsvorteil, sondern wir sagen: Das ist unsere Pionierarbeit und wir freuen uns, wenn andere mit uns lernen und uns fragen, wie wir es gemacht haben.

 

In unseren eigenen Regeln steht ganz oben: Keine Sensationsarchitektur! Wenn wir etwas bauen, dann soll sich das so anfühlen, als wäre es schon immer dagewesen. Es soll sich einfügen, weil es nichts bringt, wenn sich Menschen gegen ein Projekt wehren. Es geht ja darum das Leben der Menschen vor Ort besser zu machen.

 

Und mit dem Glattgebürsteten, dem Uniformen, werden wir uns als Gesellschaft schwer tun weiterzukommen. Daher braucht es die Heterogenität in der Begegnung; die wir ja beim Baukulturtag bewusst fördern. Wir müssen Wege suchen, wie wir uns weiterentwickeln können und deswegen gibt es, und gab es bereits letztes Jahr, eine Meditation. Diese leitet der CEO der Wertgrund AG, Thomas Meier an, der auch Zen-Meditation im Kloster Buchenberg lehrt. Da wir, gemäß Eckhart Tolles Buch Jetzt, nicht alles getrennt betrachten können, weil alles zusammenhängt. Auch Achtsamkeit gehört in unser Business. Bei vielen Projekten, die man sieht, muss man feststellen, dass es an der Achtsamkeit und am Einfühlungsvermögen leider gefehlt hat. 

 

Wie spiegelt sich die Heterogenität der Branche beim Baukulturtag wider? Und wie stellt ihr sicher, dass bei den vorgestellten Projekten Authentizität im Vordergrund steht?

Die Vorträge sind sehr unterschiedlich: Ein Architekt zeigt perfekt inszenierte Fotos leerer Gebäude, während ein Bürgermeister Handyfotos inkl. Gemeindewappen präsentiert und über die Herausforderungen des Entscheidungsprozesses spricht. Beide Blickwinkel sind extrem wertvoll.

Eine wichtige Regel des Baukulturtages ist, dass nur umgesetzte Projekte vorgestellt werden. 
Es wird nichts nur anhand von Visualisierungen gezeigt, was sich noch in der Planung befindet. Alles, was man zu sehen bekommt funktioniert, sodass es keinen Grund gibt, es nicht an einem anderen Ort zu wiederholen… 

 

Bei allem vorbildlichen Engagement seid ihr ein auf dem Land ansässiges Familienunternehmen – keine Scheu vor dem Schritt in die Landeshauptstadt, wo Werkbund, BDA und Architekturgalerie bereits etliche Architektur-Veranstaltungen durchführen? Und die großen Bauträger den Markt bestimmen?

 

Unser Publikum unterscheidet sich. Früher haben wir den Baukulturtag in Kolbermoor oder Bad Tölz veranstaltet, aber die geografische Lage war nicht ideal. Wir haben uns entschieden, in die Landeshauptstadt zu gehen, um leichter für alle Beteiligten erreichbar zu sein, auch wenn unsere Projekte auf dem Land stattfinden.

Was ist dein Wunsch für diesen Tag? Was möchtest du spüren, wenn der letzte Gast geht? Was soll an diesem Tag passiert sein?

 

Viele, die einen neuen Weg einschlagen, verlieren irgendwann die Energie, oft weil sie keine Gleichgesinnten haben. Beim Baukulturtag bist du unter Gleichgesinnten, hier kommen Menschen zusammen, die anpacken und motiviert sind. Das ist eine unglaublich inspirierende Umgebung. Wir haben viele Frauen, auch junge Frauen, als Gäste. Vielleicht liegt das auch daran, dass es nicht darum geht auf der Bühne der Coolste und der Erfolgreichste zu sein… Viel wichtiger und lehrreicher ist es zu hören, wo jemand auf Widerstände gestoßen ist und Ängste hatte. Die Offenheit und Ehrlichkeit bei der Präsentation inspiriert und macht Mut für den eigenen Weg.

Das ist unser Wunsch: Die Teilnehmer sollen positive Energie, Inspiration und Mut mitnehmen – auch um als Akteure der Baubranche in Zukunft andere Wege zu gehen…

 

Vielen Dank, Max, für das Gespräch!

 

Baukulturtag 2025

25.09.2025 von 9.00 bis ca. 19.00 Uhr

Im Fat Cat (ehem. Gasteig) in München 

 

Hier zum Programm


Das normale Ticket kostet 111 Euro, für Personen unter 30 gilt der Junge-Talente-Preis mit 33 Euro. 
Hier zu den Tickets 

 

Hier zum Unternehmen

 

Alle Fotos: © Lisa Lanzinger für MvB

 

Regine Geibel

„Neben meiner redaktionellen Tätigkeit plane ich unter dem Namen STUDIO REGINE GEIBEL ökologische Holzhäuser im Alpenraum und in Südeuropa; als Creative Consultant berate ich - aufgrund meiner Kenntnis von über 55 architektonisch interessanten Hotels - Architekt:innen und Hoteliers bzgl. Gestaltung, Atmosphäre, Akustik, Beleuchtung, Nachhaltigkeit, Usability und Marketingfähigkeit“

Regine Geibel

Gründerin und Chefredakteurin