Ein neuer Dokumentarfilm erinnert an den Visionär, der auch angefeindet wurde. Große Fenster, fließende Übergänge zwischen Innen und Außen, elegante Linien: Das waren die Markenzeichen von Sep Ruf, der etliche ikonische Bauten entwarf. Wussten sie, dass er Münchner war?
"Tankstellen": So titulierten Einheimische despektierlich die drei Bungalows, die Sep Ruf Anfang der 1950er Jahre in Gmund am Tegernsee baute. Denn deren deckenhohe, sturzlosen Fenster, überstehenden Dachplatten und dünnen Stützen entsprachen nicht der typisch bayerischen Bauform mit Satteldach und Holzbalkonen. Auch in München stieß Rufs schnörkellos-gradliniges Wohnhochhaus an der Theresienstrasse 46-48 oder sein lichter, moderner Geschäfts- und Verwaltungsneubau namens Neue Maxburg nicht nur auf Gegenliebe. Grund war Rufs ganz eigene Handschrift, die sich leicht und transparent von der überwiegend konservativen Nachkriegsarchitektur abhob.
Entwicklung einer speziellen Handschrift
Wie und warum sie der 1908 geborene Münchner entwickelte, skizziert der Dokumentarfilm "Sep Ruf – Architekt der Moderne" – von den ersten selbstständigen Arbeiten nach dem Studium in den 1930er Jahren bis zum Ende seines Lebens 1982 aufgrund einer schweren Erkrankung. Für sein filmisches Porträt befragt Regisseur Johann Betz Zeitzeugen, Wegbegleiter und Architekturexperten zu Sep Ruf. Außerdem lässt er Bilder seiner Bauten sprechen: den filigranen Deutschen Pavillon auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel, den Ruf gemeinsam mit Egon Eiermann plante, die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, den ikonischen Kanzlerbungalow, für den Ruf zwei zueinander versetzte Atriumhäusern mit den Funktionen "Wohnen" und "Begegnen" konzipierte, bei denen große Glasfronten die Grenzen zwischen Innen und Außen aufheben.
Der Film - eine Späte Anerkennung
96 Minuten lang entsteht so eine visuelle Reise durch das Werk eines Visionärs, der seiner Zeit voraus war, in München erst sehr spät Anerkennung erhielt, international aber längst gefeiert wurde und heute als einer der bekanntesten deutschen Architekten gilt.
Filmstart ist am 10.7.2025, in München wird er in vielen Kinos laufen sowie in Rottach Egern. Einen Vorgeschmack gibt der Trailer auf Youtube.
Alle Stills: ®ALPENREPUBLIK, 2025