Zeitgenössische Architektur in Bayern

Praktikum im ArchitekturbüroWer
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Image by Jean-Paul Jandrain from Pixabay Image by Jean-Paul Jandrain from Pixabay

Sinnvolle Beschäftigungen für die Architekten von morgen. Die meisten Architekten, die diese Zeilen lesen, dürften sich zumindest noch an ihr Praktikum aus Hochschulzeiten erinnern. Mancher bekam sogar vielleicht schon in der Schulzeit einen ersten Einblick in die Branche – und dadurch mitunter den entscheidenden „Samen" eingepflanzt, der ihn diesen beruflichen Weg einschlagen ließ.

Fakt ist: Kaum etwas wirkt so stark auf künftige Architekten wie ein Praktikum in einem Architekturbüro. Das gilt insbesondere für Schüler sowie prä-studentische Pflichtpraktikanten in positiver wie negativer Hinsicht. Nur, wenn diese jungen Menschen während dieser Zeit Aufregendes, Positives erleben, werden sie überhaupt in Erwägung ziehen, diesen Beruf zu wählen – oder sich durch die Anforderungen des Studiums zu kämpfen.

Im Folgenden daher 5 Beschäftigungen und Tätigkeiten, die dazu beitragen können.

1. Skizzieren

Architektonische Leidenschaft entsteht oftmals erst dann, wenn ein junger Mensch sieht, wie seine Gedanken und Vorstellungen – wenigstens auf Papier – zu etwas Sichtbarem werden. Insbesondere bei Schülerpraktikanten bietet es sich daher unbedingt an, sie schlichtweg vor die zeichnerischen Handwerkszeuge eines Architekten zu setzen (selbst wenn er im Alltag vornehmlich am Computer designt) und ihnen folgende Aufgabe zu geben:

Zeichne dein Traumhaus oder dein Traumzimmer

Ob das in Form von simplen Ansichten geschieht oder regelrechten (nicht zwingend normgerechten) Grundrissen, ist dabei zweitranig. Wichtig ist vielmehr, einem Praktikanten die Möglichkeit zu geben, sich selbst (und mit professionellen Werkzeugen) kreativ auszuleben. Vielleicht gibt es bei dieser Gelegenheit die Möglichkeit, den Praktikanten in die Grundlagen von dreidimensionalem Zeichnen einzuführen. Insbesondere bei Schülern sollte dabei jedoch folgendes im Fokus stehen:

  • Kein Druck
  • Keine harsche Kritik, sondern besser Hervorheben guter Elemente und Erläutern, wie Schlechtes künftig besser gemacht werden kann – also positives Bestärken in Bestform.

Bitte immer bedenken: Ein junger Mensch, der für seine verständlicherweise laienhaften Versuche vom Profi „in Grund und Boden kritisiert" wird, der ist wahrscheinlich für die Architektur für immer verloren – egal wie gut die Anlagen sein mögen. Die derzeit positiven Beschäftigtenzahlen in unserer Branche können künftig durchaus ins Gegenteil umschlagen.

2. Mock-ups erstellen

Grafische Ansichten werden in unserer Branche zuhauf erstellt und übermittelt. Darunter nicht zuletzt solche, die einem potenziellen Kunden ohne große Arbeit zeigen können, wie ein angedachtes Projekt aussehen könnte. Oder vielleicht, um mit einem bereits bestehenden Auftraggeber verschiedene Optionen zu diskutieren.

Unter anderem benötigt das, sofern keine 1:1-Grafiken oder -Fotos vorhanden sind, möglichst schnell kreierte Mock-ups. Diese sind mit Photoshop vergleichsweise einfach und schnell zu erstellen – definitiv nicht die schlechteste Praktikantenbeschäftigung. Insbesondere für Praktikanten, die nicht mehr viel Einarbeitung in Adobes Grafikprogramm Nummer 1 benötigen und bereits architektonisch-gestalterische Grundlagen beherrschen.

Nebenbei kann diese Tätigkeit für ein besonderes Erfolgserlebnis sorgen: Dann, wenn das Mock-up bei hinreichender Qualität den Weg zu einem tatsächlichen Kunden findet.

3. Modelle anfertigen

Wenn ein Praktikant sein eigenes Traumhaus/Traumzimmer designen durfte, hat er sich gedanklich automatisch umfassend mit den ersten architektonischen Leistungsphasen befasst. Angesichts dessen kann es die Leidenschaft definitiv noch weiter steigern, wenn der Praktikant nunmehr aus einem rein zweidimensionalen Abbild ein dreidimensionales Modell erstellen kann.

Diesbezüglich hat es sich bewährt, Schülern einen möglichst jungen Angestellten des Hauses zur Seite zu stellen, der sie bei der Arbeit mit Skalpell und Hartschaum unterstützt. Gleichsam lernt ein junger Mensch auf diese Weise, dass architektonische Modelle in aller Regel nichts mit spielerischen, bunten Modelleisenbahnlandschaften zu tun haben.

4. An den gestalterischen Computerprogrammen kleine Aufgaben erledigen

Eines der wichtigsten gestalterischen Werkzeuge des modernen Architekten ist bekanntlich das Computer aided Design. Nun ist es zwar eher schwierig (insbesondere bei Schülern) einen Praktikanten in der notgedrungen relativ kurzen Zeit in sämtliche „Geheimnisse" eines CAD-Programms einzuführen. Doch ähnlich wie bei Photoshop, so gilt hier ebenfalls: Für erste kleinere Erfolge genügt meist schon eine kurze Unterweisung.

Beispielsweise könnten Praktikanten simple(!) Möbelstücke erstellen oder beispielsweise ebenso einfach gehaltene kubische Bauten. Alternativ gibt es vielleicht die Möglichkeit, Gärten und ähnliche Außenbereiche zu gestalten, bei denen vorgefertigte Elemente eingefügt werden können. Erneut gilt: Es ist gerade bei Schülern wichtig, ihnen a) zu zeigen, wie gestalterisch vielfältig es in der Architektur zugeht und b) ihnen eine positive Beschäftigung zu geben. Wer einen Praktikanten an den Kopierer stellt oder ihn nur den Angestellten über die Schulter schauen lässt, der macht definitiv etwas falsch.

5. Maße und Flächen ermitteln lassen

Es geht zwar im Praktikum darum, den Architekturberuf möglichst positiv darzustellen. Das alles sollte jedoch stets unter realistischen Bedingungen geschehen. Bedeutet, es bringt nichts, so zu tun, als würde ein Architekt nur gestalten – und das zudem nur nach eigenem Gusto. Angesichts dessen ist es eine bewährte Aufgabe, Praktikanten Pläne zu geben, um die Maße zu ermitteln, um dafür Handwerkerkosten einholen zu können.

Beispielsweise:

  • Fläche aller Wände zur Ermittlung der Kosten des Verputzers.
  • Anzahl und Fläche aller Zimmertüren, um die Schreinerkosten zu erhalten.

Dementsprechend kann es mit sämtlichen anderen Elementen eines Gebäudes gehandhabt werden. Bei guten mathematischen Fähigkeiten könnten durchaus auch komplexere Formgebungen und Volumina in die Aufgabe einbezogen werden. Etwa: Wie viel Kubikmeter Beton werden für eine Bodenplatte mit Fläche X und Stärke Y benötigt?

6. Zu Baustellenbesichtigungen mitnehmen

Diese Aufgabe ist weniger aktiv für einen Praktikanten als vielmehr passiv. Doch insbesondere dann, wenn er zuvor im Büro mit den planerischen Grundlagen vertraut gemacht wurde, bietet es sich unbedingt an, ihn bei ebendiesem Objekt zu einer Baustellenbesichtigung mitzunehmen.

Nach Möglichkeit sollte es natürlich ein „spektakulärer" Bau sein. Allerdings spielt es dabei keine Rolle, ob es sich um eine Neuerrichtung oder einen (umfassenden) Umbau handelt. Wichtig ist vor allem das Erleben des Wegs vom rein Planerischen zur Umsetzung in ein „greifbares" Gebäude.