Zeitgenössische Architektur in Bayern

München for Women only

Dieser Travel-Guide enthält etliche Insider-Tipps von interessanten Münchnerinnen. Auch ich wurde gebeten einen Beitrag zum Thema Architektur und Interior Designzu schreiben und so habe ich eine Route durch die Stadt, vorbei an spannenden Orten und gespickt mit den nettesten Lokalen geschrieben. Sehen Sie hier meine Empfehlungen...

Die neue Ausgabe der City-Guide-Reihe „München for Women only" porträtiert in Interviewform inspirierende Münchnerinnen und deren Erfolgsgeschichten und versammelt aktuelle Empfehlungen für stilbewusste Frauen zu den Themen Design, Mode, Food sowie Musik. Persönliche Insider-Tipps zu Showrooms, Ateliers, Restaurants, Clubs, Boutiquen und u.v.m. von interessanten Münchnerinnen machen den Travel-Guide zu einer bunten Mischung, die selbst Insiderinnen noch überraschen wird.

Für den neuen Band „München for Women only" sprach Mercedes Lauenstein u. a. mit Instyle-Chefredakteurin Kerstin Weng, der Schriftstellerin Katja Eichinger und Künstlerin Alina Birkner  darüber, was München so unvergleichbar bezaubernd macht. Die „For Women only"-Reihe ist somit mehr als eine Sammlung außergewöhnlicher Stadtführer.

Hier mein Text im Buch:

Das Schöne an München ist, dass die Innenstadt in ihrer Größe schön überschaubar ist und daher viele Strecken fußläufig zu meistern sind. Das hat mich dazu veranlasst, Ihnen eine Route zu empfehlen, die Sie in Turnschuhen flanierend oder auch mit dem (Leih-)Radl|Roller in Angriff nehmen können. Ich selbst finde eine konkrete Route die angenehmste Weise, sich in einer fremden oder halbfremden Stadt zurecht zu finden. Und damit Sie nicht die Kräfte verlassen, gibt's auf dem Weg auch ständig etwas Leckeres zu essen. Immer in besonderer Atmosphäre, versteht sich...

Wir starten rechts der Isar am Prinzregentenplatz mit Blick auf das Prinzregentheater. Ein wunderschöner Jugendstil-Bau von 1900, der im Sommer mit einer hübschen Café-Terrasse aufwartet. Ein paar Meter weiter finden Sie den bekannten Feinkost Käfer. Das Charmante hier ist die außergewöhnliche Anordnung und Dekoration der vielen Leckereien in einem verwinkelten Altbau. Unbedingt anschauen: Die sogenannten Stuben – 15 Restaurant-Räume in verschiedenen Themen gestaltet. Von Tabak-, über Kristall-, Bayern-, Jagd- oder die Opernstube, die mit einer großen Fotografie von Candida Höfer überrascht. Gegenüber finden Sie den Showroom von Remade Interiors, den Vintage-Spezialistinnen in München. An der Ecke Prinzregenten-/ Ismaninger Straße steht die prachtvolle Villa Stuck, das ehemalige Wohnhaus des Architekten und Künstlers Franz von Stuck, heute ein Museum mit Café und ruhigem Innenhof. Gegenüber ist gleich das Isar D'Oro, ein anspruchsvolles italienisches Restaurant mit Berliner Größenverhältnissen im Inneren. Weiter Richtung Innenstadt laufen Sie auf die Rückseite des entzückenden Friedensengels von 1896 zu. Die insgesamt 38 Meter hohe Statue wacht als Siegesgöttin über die Stadt und hält in der einen Hand einen Ölzweig als Sinnbild für Frieden und in der anderen das Palladion, ein Abbild der Göttin Athene, die für Kampf und Weisheit steht.

Das Plateau des Friedensengels bietet einen schönen Ausblick auf die tiefer liegende Stadt. Nehmen Sie die Stufen runter zur Brücke und genießen Sie die Blicke über die Isar nach Süden und Norden. Weiter Richtung Innenstadt liegt auf der rechten Seite dann das Bayerische Nationalmuseum – ideal zum Eintauchen in Bayerische Tradition. Im zugehörigen Restaurant Museum mit der herrlichen Terrasse essen...

Ein paar Schritte weiter kann man sommers wie winters halbnackten, gut gebauten, tropfnassen, erschöpften Männern beim Umziehen zuschauen - nachdem sie die Eisbachwelle gesurft sind.

Das sich direkt anschließende Haus der Kunst - ein Bau in faschistischen Größenmaßstäben - ist zwar noch nicht von David Chipperfield umgebaut worden, aber natürlich dennoch sehenswert. Die Goldene Bar auf der Rückseite ist kein simples Museumscafé, sondern ein Szene-Spot in historischem Goldmosaik. Auch die rückwärtig zum Englischen Garten hin gelegene Terrasse hat besondere Ausmaße. Zwischen den gigantischen Säulen können Sie ganz oben als Überbleibsel der Ai Weiwei-Ausstellung noch seine chinesischen Vasen entdecken. Übrigens befindet sich unterhalb dieser Terrasse der einst legendäre Club P1. Aber gehen Sie lieber geradeaus weiter, dann kommen Sie an Sep Rufs Amerikanischer Botschaft vorbei und stoßen alsbald auf die prachtvolle Ludwigstraße. Auf der rechten Seite der Kreuzung haben sich im Ludwigpalais etliche anspruchsvolle Interior-Läden versammelt. Vom Küchen-Showroom Dross & Schaffer, über verschiedene Möbelmarken wie Piure, Hästens oder Christine Kröncke bis hin zum bayerischen Manufaktur-Dielenboden von Schotten & Hansen. Stärken können Sie sich auch gleich hier bei Florian Spitta.

Nun geht's weiter in Richtung Odeonsplatz; biegen Sie unbedingt kurz in die Galeriestraße ein und werfen Sie einen Blick in den bezaubernden Hofgarten der Residenz. Ein kleiner Kuriositätenladen namens Artefakt, der Münchner Kunstverein und die berühmte Schumanns Bar warten unter den Arkaden auf Sie. Wenn Sie Glück haben tanzen im Diana-Tempel einige Tangoliebhaber.

Am Odeonsplatz sehen Sie die gelbe Theatinerkirche mit ihren schwarzgeränderten Voluten, ein Abbild von Sant'Andrea della Valle in Rom und die Feldherrenhalle, eine Nachahmung der Loggia dei Lanzi in Florenz. Hier biegen Sie in die Brienner Straße ein – auf der Ecke können Sie sich bei Nymphenburg ein hübsches Andenken kaufen. Zur Rechten wartet der strenge Wittelsbacher Platz mit Reiterdenkmal und zwei stylischen Restaurants auf Sie. Das Koi in dunkler Japan-Strenge und das Rocca Riviera im 80er Jahr-Italo-Stil – schräg-gekonnt. Ums Eck gibt's ein Glas Schampus zur Stärkung in der Gamsbar mit gemaltem Alpenpanorama.

Gegenüber im Luitpoldblock finden Sie gutes Design in Form von Retail-Design: Acne sowie Aesop und Occhio, beide gestaltet von 1zu33 Architectural Brand Identity. Traumhaft traditionell geht's hingegen bei Prantl, dem Hoflieferanten für alles, was mit Papier zu tun hat, zu.

Bevor wir ins Kunstareal weitergehen, machen Sie unbedingt noch einen kleinen Schlenker in die Prannerstraße. Hier wartet ein nicht nur wunderschöner, sondern auch verantwortungsvoll geführter Concept-Store namens Sois Blessed. Inhaberin Ruth Gombert unterstützt eine Afrikanische Schule, indem sie aus den Kinderbildern traumhafte Allover-Prints für Seidenkleider entwirft. Auch Interior-Unikate sowie ein Café und Blumen findet man in diesem großen Shop mit internationalem Flair, dessen Name soviel heißt wie „Sei gesegnet".

Interior-Legende Axel Vervoordt weigert sich Hotels zu gestalten – für den Bayerischen Hof macht er jedoch immer wieder eine Ausnahme. Wer nicht in einem von ihm gestalteten Zimmer oder Suite nächtigen mag, kann Restaurant, Cinema Lounge oder Palais Halle anschauen. Die Dachterrasse auf Ebene des Blue Spa, von André Putman, bietet einen wunderschönen Blick auf die Türme der Frauenkirche und guten Café.

Zurück zum Wittelsbacherplatz laufen Sie durch den Neubau der Siemens-Hauptverwaltung Richtung Maxvorstadt. Vor wenigen Jahren ging der Entwurf von Henning Larsen Architects aus Kopenhagen, nicht zuletzt wegen der öffentlichen Durchwegung zum Kunstareal, als Sieger eines Architekturwettbewerbs in die Realisierung. In der Eingangshalle befindet sich eine große bronzene Skulptur von Georg Baselitz; vor dem Eingang eine – nicht unumstrittene - Arbeit des Architekten Daniel Liebeskind.

So eingestimmt sind es nur noch wenige Meter bis zum Münchner Kunstareal mit den drei Pinakotheken, der Sammlung Brandhorst und dem Ägyptischen Museum. Dieses befindet sich zusammen mit der Hochschule für Fernsehen und Film in einem weiteren der wenigen Neubauten der letzten Jahre. Er ist vom Kölner Architekt Peter Böhm. Das vielfarbige Museum Brandhorst von Sauerbruch Hutton ist schon etwas älter, aber noch immer sehr beliebt und sehenswert. Die Architekturbuchhandlung L. Werner ist gefährlich; hier kommt man so schnell nicht wieder raus, zu viele spannende Bildbände locken und es versteckt sich im hinteren Teil zudem noch die Münchner Architekturgalerie mit immer spannenden Austellungen internationaler oder lokaler Könner der Szene.

Wer noch Kapazitäten hat, kann sich in die quirlige Maxvorstadt mit ihrem studentisch angehauchten Flair und vielen (Interior)-Galerien stürzen. Wer hier aufgibt, dem empfehle ich zum Dinner das Theresa und zum Digestif die Theresa-Bar gleich nebenan. Ein schöner Ausklang eines eindruckreichen Tages in einem der Interior-Highlights Münchens. Wer allerdings auf Sterneküche in breathtaking 70er-Jahre-Interior (mit dem traumhaften Nebeneffekt guter Akustik) steht, fährt jetzt ins legendäre Tantris...

Regine Geibel

Das Interview mit mir finden Sie HIER.

 

Bis auf einige Ausnahmen, Fotos im Buch: © Juri Gottschall

München for Women only
€ 24,00
Format 13,5 x 21 cm, 208 Seiten, 150 Abbildungen, Flexocover
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