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"The Wounded Brick" in München

"Ein Haidhausen im Arnulfpark", "Die Katastrophe geht weiter" und der Wunsch nach der Möglichkeit um "Architektur und Städtebau wieder feilschen zu können", sind nur einige Zitate aus der hochinteressanten Podiumsdiskussion, die unter drei wichtigen Akteuren des Münchner Wohnungsbaus im Anschluss an die Filmvorführung stattgefunden hat. Sehen Sie die Kernaussagen im nur 8-Minütigen Film!

The Wounded Brick ist ein sehr passender Titel für diesen Kunstfilm über das Thema Wohnen im allgemeinen und die Folgen eines plötzlichen Verlustes des eigenen Wohnraums im besonderen. Dieser Film, der in Eigeninitiative von zwei Wiener Filmemachern gedreht wurde, war bereits in einigen Städten gelaufen und hatte für Furore gesorgt, so las und hörte man. Also wollten wir ihn den Münchner Architekten und Bauträgern nicht vorenthalten.

Für Furore sorgt der Film in der Tat, denn er lässt niemanden unberührt. Von ärgerlich bis beseelt, von genervt bis demütig; eine Bandbreite an Reaktionen, wie ich sie noch nie erlebt habe. Das Filmessay, das ausschliesslich mit Interviews arbeitet, die nur durch sehr lange Landschaftsaufnahmen unterbrochen werden ist kein Architekturfilm, sondern ein künstlerischer Film, der ein architektonisches Thema zum Gegenstand hat. Sonst könnte man nicht verzeihen, dass weder die jeweilige Frage zu hören ist, was ja inzwischen leider ziemlich üblich geworden ist, aber noch wesentlicher: noch nichteinmal die Namen der Sprechenden werden eingeblendet. Zwischen den Opfern des Erdbebens in den Italienischen Abruzzen in 2009, sieht man also eine Reihe Intellektueller, die man je nach Bildungsgrad kennt oder eben nicht und - so ging es mir zumindest - statt sich unvoreingenommen der Aussage hinzugeben, mehr mit dem Rätseln um welche Persönlichkeit es sich handelt, beschäftigt ist. Von Architekten-Urgesteinen wie Gottfried Böhm, Harry Glück oder Vittorio Gregotti sind auch jüngere Akteure wie Friedrich von Borries, pauhof Architekten aus Wien oder der Stadtsoziologen Hartmut Häussermann befragt worden. Ungeschönt und rauh reihen sich diese Interview-Faden aneinander; dazwischen die deprimierenden Aufnahmen, der halb zerstörten Städte L'Aquila und Castelvecchio Calvisio. 85 Minuten Stille im Kinosaal, die sich auch anschliessend nicht so schnell wieder auflöst. Wie gesagt: der Film lässt niemanden unberührt.

Erst bei der anschliessenden ausserordentlich interessanten Podiumsdiskussion zwischen Ina Laux, Christoph Lemp, Matthias Ottmann und Sue-Alice Okukubo wird es wieder richtig munter. Frank Kaltenbach bezieht nach einer Runde Statement zum Film die aufgeworfenen Fragen auf München und richtet sie gekonnt an die Wohnungsbau-Akteure auf dem Podium. Die Kernaussagen sowie konkrete Vorschläge, die für München so typischen Missstände zu beheben, können Sie in unserem auf nur 8 Minuten zusammengeschnittenen Film sehen. Es lohnt sich!

Ein Gespräch über die Münchner Wohnungsbau-Situation

Trailer The Wounded Brick

Alle Fotos: Martin Rumberger