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Oktoberfest

Buchtipp Oktoberfest – Bildband von Rainer Viertlböck.

Und, waren Sie heuer auch schon auf der Wiesn? Diese Massengaudi hat ja schon was für sich, so rein visuell, meine ich: all die üppigen Dekolletees und etwas tiefer die knackigen... Wadln. Kein Wunder, dass da der eine oder andere tiefer als bekömmlich dem Bier zusagt...

Einen besonderen Blick auf das Oktoberfest jenseits von Tracht und Gaudi möchte ich Ihnen gern ans Herz legen, den eines Meister seines Fachs: Der vielfach ausgezeichnete Fotograf Rainer Viertlböck hat die zwei vergangenen Oktoberfeste täglich aus spektakulären Blickwinkeln und unter ungewohnten Aspekten dokumentiert. Es ist eine eigene Welt, die sich da in einer Mischung aus Nostalgie und Feierlaune aufblättert: alte und neue Fahrgeschäfte, die Grusel und luftiges Vergnügen versprechen, ein erstaunlich friedliches Getümmel der Massen auf der großen Wirtsbudenstraße, die hallengroßen Festzelte der Brauereien, die Rainer Viertlböck „vorher" und „nachher" – d.h. leer und brechend voll – festgehalten hat. Und natürlich dürfen auch die Aufnahmen der wohlbekannten Bierleichen nicht fehlen, die auf dem Rasen vor der Bavaria unbekümmert ihren Rausch ausschlafen...

Ohne Scheu vor fremdem Bierdunst und mit hohem technischen Aufwand ist Rainer Viertlböck ein ästhetisch reizvolles Portrait des Münchner Oktoberfestes gelungen. Seine Bilder werden neben Texten der Herausgeberin Nicola Borgmann (Architekturgalerie München) von einem Essay des amerikanischen Schriftstellers Thomas Wolfe (1900–1938) begleitet. Thomas Wolfe – über den gerade der Hollywood-Biopic „Genius" in den Kinos lief (noch am 3.Okt, 13.00 Uhr im Arena, München) – hat das Oktoberfest 1927 zum ersten Mal besucht. Seine Eindrücke vom anfänglichen Befremden, über Staunen und schließlich ansteckender Faszination sind heute so aktuell wir vor 90 Jahren.

Rainer Viertlböck, Oktoberfest, Photographien, Schirmer/Mosel Verlag München
166 Seiten, 153 Farbtafeln, ISBN 978-3-8296-0765-0, € 39.80