Zeitgenössische Architektur in Bayern

Konzertsaal kommt hinter den Ostbahnhof

Liebe Leser,

nun ist es entschieden. Pessimisten sagen jetzt "Um Himmelswillen!" Optimisten sagen "Besser dort, als gar nicht." Haben wir hier zu "münchnerisch" gedacht? Wie es der SZ-Redakteur Karl Forster in seinem letzten Plädoyer vom 3. Dezember nennt, mit dem er versucht hat, diese Lösung in letzter Minute abzuwenden. Er zitiert LMU-Kunstpädagogik-Professor Hans Daucher: "Wir haben die Wunder der Schönheit vergessen. Wir haben sie vergessen in der Trostlosigkeit unseres Städtebaus. Wir haben sie vergessen in der Reduzierung unserer Wertvorstellung auf Zahlen." In der Tat waren die Zahlen ausschlaggebend für die Entscheidung. Die einzigartige Halle der früheren Paketpost aus den Sechzigerjahren, die zu ihrer Zeit die weitest gespannte Fertigteil-Halle der Welt war, wäre ein großartiger Standort gewesen. Sie ist 146 Meter breit, 124 Meter lang und 31,25 Meter hoch. Wer sich diese Maße auf der Zunge zergehen lässt und sie in Beziehung setzt zum Horizont einiger der Entscheider, wird feststellen, dass diese Lösung für München offenbar ein paar Nummern zu groß ist...

Aber da wir ja alle Optimisten sind, trösten wir uns damit, dass die Entwicklung Münchens Rücksicht auf unsere begrenzten Hirn-Kapazitäten nimmt, denn es wird uns vertraut vorkommen! An gleicher Stelle, wo wir früher durch knöchelhohe Bierflaschenscherben von Club zu Club zogen, können wir in ein paar Jahren dann in Abendgarderobe ins Konzert gehen...

Ihre Regine Geibel