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Modellprojekt für Wohnraum

Bebauungsplan für das Funkkasernen-Areal. © Stadt München Bebauungsplan für das Funkkasernen-Areal. © Stadt München

Die Stadt München geht für ihr Ziel, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, neue Wege. Per Ausschreibung soll Werksmietwohnungsbau auf dem Areal... der ehemaligen Funkkaserne im Norden Schwabings als Modellprojekt gestartet werden. Unternehmen sollen hier langfristig Mitarbeitern von Münchner Betrieben Wohnraum auf Mietspiegelniveau anbieten. Das Modellprojekt richtet sich an private Arbeitgeber oder Investoren, die auf städtischen Flächen selbst ein Angebot für bezahlbare Wohnungen schaffen wollen.

Aufgrund der rasanten Preisentwicklung für Wohnraum nehmen Berufstätige immer mehr Einschränkungen beim Wohnstandard und immer größere Pendelwege in Kauf. Daher hatte der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, Modellprojekte zu entwickeln, die ein Engagement im arbeitgebergeförderten Mietwohnungsbau attraktiver gestalten sollen. Denn bezahlbare Wohnungen im Ballungsraum anzubieten, wird auch für Unternehmen immer wichtiger, um Arbeitskräfte zu gewinnen. Deshalb will die Stadt die bisherigen Projekte mit dem Modellprojekt für Werksmietwohnungsbau um einen weiteren Pfeiler ergänzen.

Fläche zum aktuellen Verkehrswert
Auf dem Areal der ehemaligen Funkkaserne sollen Werksmietwohnungen mit einer Geschossfläche von 2.300 Quadratmetern entstehen. Die Anzahl der Wohnungen wird erst im Rahmen konkreter Planungen der Investoren feststehen, da die Wohnungsgrößen nach firmenspezifischen Anforderungen variieren können. Bei der Ausschreibung wird auf einen Preiswettbewerb verzichtet. Die Fläche wird zum aktuellen Verkehrswert ausgeschrieben, den das unabhängige städtische Bewertungsamt ermittelt.

„Ich bin davon überzeugt, dass es im Wettkampf um qualifizierte Mitarbeiter zunehmend eine Rolle spielen wird, ob ein Unternehmen mit dem Arbeitsplatz gleichzeitig auch eine Wohnung zur Verfügung stellen kann”, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter. „Das Angebot von Werksmietwohnungen ist deshalb sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Ich hoffe sehr, dass sich die Münchner Unternehmen zahlreich beteiligen, damit aus diesem Modellprojekt ein Erfolgsmodell wird.”

Firmen mieten lieber statt zu bauen
Die Unternehmen halten sich bisher allerdings zurück – Projekte zum Wohnungsbau stünden 'derzeit nicht im Fokus'. Doch warum bauen die einschlägigen Konzerne, die großen Versicherer und Mittelständler nicht selbst? Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hat diese Frage untersucht. „Die Firmen haben ein anderes Modell gefunden. Sie bauen nicht selbst, sondern mieten lieber Wohnungsbestände an”, sagt Claudia Schlebach, die bei der IHK für das Thema Wohnen zuständig ist. Das sei schlicht billiger. Denn Wohnraum ist in München nicht nur Mangelware, ihn zu bauen ist wegen der hohen Bodenpreise auch so teuer wie nirgends sonst in Deutschland. Zur Veranschaulichung: Seit 1980 haben sich die Preise für Bauland in München beinahe verfünffacht, in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Hohe Bodenpreise als Gegenargument lässt Oberbürgermeister Dieter Reiter nicht gelten: Einige der großen Münchner Firmen besäßen auch eigene Flächen. Er erwartet mehr Engagement, besonders von den 'Erfolgsgewohnten'.