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Über den Umbau des Käferstammhauses

Ein Interview mit Olaf Übelacker zum Umbau des Käferstammhauses an der Prinzregententsrasse

Olaf, hast du Käfer nicht schon mal mit umgebaut?

Ja, ich kenne Michael schon sehr lange und war jetzt bereits zum zweiten Mal an der Umgestaltung beteiligt.

Du bist bekannt für anspruchsvolle Wandoberflächen, aber hier warst du auch für die Fassade zuständig?

Er wollte das Ensemble an der Prinzregentenstraße in einem Sonderton, der das Käferstammhaus gut repräsentiert, so dass es ein bisschen eleganter in Erscheinung tritt – vorher hatte es ja dieses Altrosé mit weißen Fenstern. Michael Käfers Vision war ein Grau. Dann habe ich ihm gesagt, dass man mit Grau ein wenig aufpassen muss, dass es nicht zu kühl wirkt. Als wir uns die Fassade dann genauer angeschaut haben, haben wir überlegt, die Fenster zu sanieren. Ich habe ihn vor den Kosten gewarnt, aber die Möglichkeit der Fassade ein neues Gesicht zu geben - denn wir haben die Möglichkeit Fenster im historischen Stil nachbauen zu lassen – hat ihn nicht mehr in Ruhe gelassen. Ich habe ihm zu dunklen Fenster geraten, aber das ist heikel, denn die müssen genau bemustert werden. Und dann gibt's natürlich auch noch den Denkmalschutz. Der muss intensiv in die Überlegungen mit eingebunden werden. Glücklicherweise war die zuständige Dame von der Idee der Fassadenrenovierung inklusive Fenster grundsätzlich begeistert, aber sie wusste noch nichts von den von uns geplanten Farben... Dann hat sie im Archiv Fotos rausgekramt, die zeigen, dass dieses Käferhaus im Ensemble Ecke Prinzregenten-/Trogerstraße als einzelner Block steht, mit dunklen Fenstern! Es war ein Schwarzweiß-Foto, sodass man die eigentliche Farbe nicht erkennen kann.

Also haben wir verschiedene Entwürfe und Skizzen gemacht und sie mit dem Denkmalschutz diskutiert. Bei einer genaueren Betrachtung der alten Fotos haben sie entdeckt, dass es 1916 bei den Kämpfern und Zwischensprossen eine Spezialsprosse gab, und haben uns gefragt, ob wir diese nicht wieder so umsetzen könnten. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass jemand den Unterschied bemerken würde, aber wir haben es – trotz der Mehrkosten – gern umgesetzt, und nun sind alle glücklich...

Ist das üblich, dass Du dich auch auf einem solchen Gebiet so sehr engagierst?

Das ganze Projekt Fassade hat Michael mir in die Hände gegeben. D.h. ich habe es organisiert vom Gerüst- und Fensterbauer über die Lichttechnik, Fassadengestaltung und die Stuckaturen bis hin zur ursprünglich geplanten Außenwerbung.

Die Farbigkeit konnte man anhand der alten Fotos und Pläne nicht erkennen?

Nein, daher haben wir erstmal ein Grau für die Türen gewählt, dann wurde das Grau aber abgelehnt und ein Beige gewählt: Creme-Beige-Ocker mit dunkelgrünen Fenstern. Natürlich ist diese Kombination auch schick, aber nicht so mutig und modern. Gegenüber gibt es zum Beispiel ein Gebäude mit grauer Fassade und dunkelblauen Fenstern.

Um dann eine Lösung zu finden habe ich gesagt, dass wir einen Sonderton entwickeln – mit dem Grau von Herrn Käfer und dem Beige vom Denkmalschutz. Das war dann das Greige. Dieses Greige ist natürlich variabel, je nachdem wie hoch der Grau und wie hoch der Beige-Anteil ist.

Somit ist ein Sonderton entstanden ist, ein Rezept nur für das Haus Käfer. Neben dem Käfer-Rot gibt es also nun auch das Käfer-Greige...

Bist Du zufrieden?

Ich denke, wenn man heute das fertige Ergebnis sieht, ist es eine wunderschöne Fassade geworden.

Zwischendrin gab es dann noch die Idee, sie zweifarbig abzusetzen. Wir haben die Stuckaturen und die Glatt- und die Rauhputzelemente in zwei unterschiedlichen Farben gemacht. Aber die sind so nah beieinander, dass man es nur sieht, wenn man davor steht.

Das äußere Erscheinungsbild ist sehr wichtig, weil es eine sehr frequentierte Ecke und der Käfer nun mal international bekannt ist.

Das Greige zieht sich ja nach Innen weiter. Peter Buchberger, der wieder für das Interior Design zuständig war, hat sogar richtige Grautöne verwendet... Wie gefällt Dir denn das Ergebnis nun so alles in allem?

Ich geh gerne hin, fühle mich wohl und bin froh, dass wir das machen durften!

Wie viele verschiedene Oberflächen sind es insgesamt?

Ich denke so ca. 10- 12 locker: verschiedene Spachtel-, Metall- Mal- und Lasur- und Lacktechniken. Die Hochzeitsstube haben wir ja schon vor dem kompletten Umbau renoviert, sie ist komplett weiß geblieben.

Wenn ein Gast am Nachbartisch bemerken würde: Mensch, das gefällt mir hier. Das ist irgendwie stimmig. Was würdest Du ihm daraufhin erklären?

Die Harmonie und die Stimmigkeit des ganzen Konzepts muss aufeinander abgestimmt werden. Aus meiner Branche gesprochen ist es die Kunst, dass die Farben und Formen mit den anderen innenarchitektonischen Elementen zusammenpassen und auch auf den Bestand Rücksicht nehmen. Wenn alles neu gemacht werden soll, muss man es so lange zusammenstellen und wachsen lassen, bis es am Ende ein harmonisches Ganzes ergibt.

Was sagst Du deinem Bauherren, wenn Du denkst, dort würde Schwarz gut passen, aber er es als zu trist und dunkel ablehnt?

Ich würde es sehr vorsichtig angehen, ihn heranführen und versuchen, ihm die Angst zu nehmen, wenn er beispielsweise mit Farben wenig Erfahrungen hat. Und dass es auch einen Kontrast braucht, um wieder eine gewisse Harmonie zu erzeugen. Es gibt nichts gegen eine schneeweiße Wohnung beispielsweise mit einem schneeweißen Fußboden zu sagen. In einem Sommerhaus in Istanbul oder Spanien sieht das sicherlich toll aus, es muss aber nicht überall passen. Z.B. kann man dann auch mit Proben arbeiten, Folien oder Ähnlichem, die das Raumgefühl imitieren, aber noch nicht das endgültige Ergebnis sind. Zu Not kann man auch ein Mock-Up bauen, also ein Modell in Originalgröße, für die Wand und Fußbodenbelag usw. Damit kann man dann auch, was extrem wichtig ist, die Wirkung bei unterschiedlicher Beleuchtung überprüfen.

Ja, das ist ja oft das Problem, man hat nur winzige Farbproben in den Farbfächern; wenn dann ein ganzer Raum gestrichen ist, sieht es unter Umständen ganz anders aus...

Wenn es um die Farbgestaltung einer Wohnung geht, sind wir immer sehr früh mit dabei. Aber es macht keinen Sinn, schon im Rohbau zu bemustern, sondern erst, wenn alle Vorarbeiten abschlossen und Untergründe hergerichtet sind und das Ganze in einem hellen Ton grundiert worden ist. Dann kann man sich natürlich anhand großer Farbmuster, also mindestens DIN A4, entscheiden, in welche Richtung es geht. Man trifft eine Auswahl von vier bis fünf Tönen und diese wird dann im Original direkt an die Wand gebracht. Mit den beiden letzten Tönen, die dann noch übrig bleiben, werden zwei große Wände gestaltet und dann erst entschieden.

Du arbeitest also mit Hochbau- und Innenarchitekten und auch mit Privatleuten zusammen? Wenn ich ein 30 m²- Zimmer neu gestalten lassen wollen würde, wäre Dir das nicht zu klein?

Nein nein, wir machen auch kleine Bad-Neugestaltungen oder Ähnliches. Die Frage ist, was ich dann noch selber machen würde in so einem Fall. Ich habe ja fünf Meister angestellt und sehr gute Facharbeiter, die dann den Kunden direkt beraten und umsetzen. Es wird natürlich kurz vorher besprochen, aber meine Mitarbeiter sind so ausgebildet, dass sie alles direkt mit dem Kunden ausmachen können. Die meisten Erstgespräche mache ich jedoch nach wie vor selber.
Oft kommen Bauherren mit Neubauplänen zu mir, ohne überhaupt einen Architekten zu haben. Für diese Fälle haben wir ein sehr großes Netzwerk aufgebaut.

Wie ist es denn mit Vorher Nachher-Fotos? Könnte man da nicht noch stärker deutlich machen, wie groß die Wirkung von der Wandfläche auf den ganzen Raum ist und für Wohlbefinden sorgt?

Wenn man konsequent jedes Projekt durchfotografieren könnte bzw. dürfte, wäre das schon schön, aber viele Bauherren wollen das leider nicht. Das ist dann manchmal der Preis, den man für die interessanten Aufträge der exklusiven Klientel zahlen muss...

Vielen Dank für das Gespräch, Olaf!

Adresse des Showrooms: Dirnismaning 61 in 85748 Garching
Weitere Infos: www.hansuebelacker.de