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Kein Schattendasein mehr

Der neu gegründete Verein „Isarlust" fordert dies schon seit langem für die innerstädtische Isar, nun auch mit prominenter Unterstützung...

Laub liegt zusammengehäuft entlang der Rad- und Fußwege, es ist November. Der Blick schweift durch die stetig lichter werdende Böschung, erhascht en passant das zügig dahin fließende Wasser – die Isar. Gleich plagt mich das Gewissen: wie oft in diesem Sommer habe ich diesen Strom wirklich genossen, mich zu ihm ans Ufer gesetzt, die Füße ins kühle Nass gehalten? Ach ja, da waren ja die Radtouren hinaus aus der Stadt, den Isar-Radweg entlang bis nach Bad Tölz durch die wildromantische Landschaft des Unterlaufs. Und die Abende am Flaucher, Grillen, Freunde treffen, den Sommer genießen. Aber hier, so mitten drin, wo ich jeden Tag vorbei komme? Ich erinnere mich nicht, auch nur einmal auf einer der so vereinsamt dastehenden Bänke an der Erhardt- oder Wittelsbacherstraße gesessen zu haben...

Hier stimmt was nicht. Wie kommt es, dass dieser Fluss als Wahrzeichen Münchens so ungeachtet und versteckt quer durch die Stadt fließt, ein Schattendasein hinter dem Verkehr, den Böschungen und undefinierten Brachen führt? Das überlegen sich seit Jahren die Initiatoren des Arbeitskreises „Isarlust" des Münchner Forums und der urbanauten. Ihre unermüdliche Arbeit, die Stadt bei einer sinnvollen Rahmenplanung zu unterstützen beziehungsweise diese überhaupt voranzutreiben und zu konkretisieren, hat in der vergangenen Woche einen entscheidenden Schritt getan. Aus dem Arbeitskreis heraus wurde der „Isarlust Verein zur Wiederentdeckung und -belebung des innerstädtischen Isarraums für alle Münchnerinnen und Münchner" gegründet.

Prominente Unterstützung bekommt der Verein unter dem Vorsitz von Benjamin David (die urbanauten, Kulturstrand) von Gasteig-Geschäftsführerin Brigitte von Welser, den ehemaligen Stadträten Wolfgang Czisch (Münchner Forum) und Siegfrid Benker (Münchenstift), Professorin Maria Auböck (Akademie der Bildenden Künste), den Pfarrern Stefan Alof (St. Maximilian) und Helmut Gottschling (St. Lukas) sowie dem Chefredakteur Michael Ruhland (Magazin Bergsteiger) und Ulrike Bührlen (die urbanauten, Kulturstrand). Ihr Credo: „Gemeinsam mit den Mitgliedern des Isarlust e.V. nehmen wir uns in den den nächsten 10-20 Jahren vor, den innerstädtischen Isarraum wieder zum eigentlichen kulturellen Herzen unserer Stadt zu machen und dabei die Natur dort zu achten und zu stärken."

Konzepte gibt es viele, die Inspiration stammt oft von historischen Aufnahmen aus dem 19. Jahrhundert: Wegeverbindungen öffnen und gestalten, die Isar über Aussichtsbalkone oder Flöße 'erreichbar' machen, temporäre Fußgängerzonen einrichten und Kulturveranstaltungen durchführen, Bademöglichkeiten verbessern, behutsam Gastronomie einführen... Der jährlich stattfindende Kulturstrand oder der temporäre Isar-Boulevard auf der Wittelsbacherstraße in diesem Sommer zeugen von der Akzeptanz und dem Wunsch der Münchner, die innerstädtische Isar zu erleben und zu genießen.

Entlang dem Fluss besteht ein dichtes Cluster einiger der wichtigsten Kultureinrichtungen Münchens. Es ist an der Zeit, dass diese ihren 'Vorgarten pflegen' und neben den Bewohnern in die Verantwortung der Stadtgestaltung einbezogen werden, betonen die Mitglieder des Vereins. Brigitte von Welser scheint bereit dazu: Sie wünscht sich beispielsweise die Öffnung der Dachflächen des Gasteigs für die Öffentlichkeit. Der Anfang ist gemacht!

Weitere Infos:
Website des Isarlust-Vereins
Grün & Gloria Blog
Film auf muenchen.tv