Zeitgenössische Architektur in Bayern

Es muss nicht immer ein Neubau sein

Liebe Leser,

Andreas Hild unterschied gestern Abend die Architekten in Kreuzworträtsellöser und freie Schreiber. Er gehöre zu den Ersteren; das sind die, die die kniffligen Aufgaben mögen und gern aus etwas Vorgegebenem etwas gutes Neues machen. Zu denen gehört offensichtlich auch das Schweizer Büro Marcel Meili, Markus Peter Architekten.

Die Aufgabe, eine Ladenpassage, Büros und sogar Wohnungen auf das ehemalige Areal der Süddeutschen und der AZ zu planen, war ein schweres Kreuzworträtsel. Mit Bravour haben sie es gelöst und verschiedenste Neubauten zu wiederum verschiedenen, unter Denkmalschutz stehenden, behutsam sanierten Altbauten gestellt. Alle Materialien sind sehr wertig und ausgewogen verteilt und man kann sich gut vorstellen, in dem offenen Innenhof mit dem erstaunlich großem Baum (an den hat man sehr früh gedacht) zu sitzen. Doch das Beste ist die neue Durchwegung: mit gewellten Fassaden und leicht geschlängeltem Grundriss ist sie spannend und irgendwie unprätentiös und am Ende kommt man an Stellen raus, die es vorher nicht gab. Doch, natürlich gab es sie, aber den Blickwinkel eben noch nicht und das ist fast ein bißchen spooky, wenn man plötzlich an der Sendlingerstraße raus kommt und die komplette Achse Dultstraße in Richtung jüdisches Zentrum blicken kann. Und das geht sogar 24/7, denn unsere neue shopping mall ist eben nicht nur zum Shoppen da, sondern will dem Münchner ein immer zugänglicher neuer Bereich in der Innenstadt sein. Und auch das ist gut, denn das Shoppen in der Hofstatt überlasse ich lieber den Teens...

Ihre Regine Geibel