Zeitgenössische Architektur in Bayern

Münchens Strategien für die Zukunft des Wohnungsbaus

München wächst – in den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Einwohner um rund 136.000 gestiegen. Und Prognosen gehen davon aus, dass bei weiter so florierender Wirtschaft die Münchner Bevölkerung bis zum Jahr 2030 um mindestens weitere zehn Prozent anwachsen wird, womöglich sogar noch stärker.

Diese große Beliebtheit Münchens stellt vor allem für den Wohnungsmarkt eine gewaltige Herausforderung dar. Mit ihrem wohnungspolitischen Handlungsprogramm „Wohnen in München“ tut die Stadt deshalb so viel wie keine andere Kommune, um bezahlbare Wohnungen zu schaffen. Über 115.000 Wohnungen wurden seit dem Start des Programms 1990 bereits errichtet. Und im derzeit laufenden Projektzeitraum bis 2016 sollen im Durchschnitt jährlich 7.000 neue Wohnungen entstehen, davon 1.800 öffentlich gefördert.

Doch schon heute zeichnet sich ein Engpass bei den Siedlungsflächen ab, die in München für den Bau von Wohnungen zur Verfügung stehen. In den vergangenen 20 Jahren konnte München noch von einem Strukturwandel profitieren, der große Flächen in der Stadt für den Wohnungsbau frei gemacht hat: Auf ehemaligen Kasernen- und Bahnflächen, auf dem einstigen Flughafen- und dem früheren Messegelände wuchsen neue Wohngebiete.

Zu den größten Neubaugebieten auf diesen Konversionsflächen zählen die Bebauung der ehemaligen Bahnflächen zwischen Hauptbahnhof und Pasing mit insgesamt 7.500 Wohnungen, die Messestadt Riem mit rund 6.350 Wohnungen und die zahlreichen ehemaligen militärisch genutzten Areale wie Nordhaide, Ackermannbogen und Funkkaserne, auf denen bereits Baurecht für mehr als 6.600 neue Wohnungen geschaffen wurde. In den nächsten Jahren können durch die Entwicklung weiterer Kasernenflächen wie der Bayernkaserne, der Luitpoldkaserne und der Prinz-Eugen-Kaserne weitere 5.000 bis 6.000 Wohnungen geschaffen werden.

Vergleichbar große Flächen für den Wohnungsbau in der Stadt werden in den kommenden Jahren wohl nicht mehr frei werden. Deshalb hat das Planungsreferat im Rahmen des Projekts „Langfristige Siedlungsentwicklung“ mehrere Gutachten in Auftrag gegeben, die Strategien zur weiteren Wohnflächenentwicklung aufzeigen sollen.

Drei Ansatzpunkte sehen die Planer dabei: Qualifizierte Verdichtungen in bestehenden Wohngebieten, die Integration von Wohnnutzungen in Gewerbeflächen durch Umstrukturierung und die Siedlungsentwicklung am Stadtrand.

Der Verdichtung in bestehenden Wohngebieten kommt dabei angesichts knapper Flächenressourcen eine große Bedeutung zu. Im Schließen von Baulücken und dem Aufstocken bestehender Häuser vor allem im Einzugsgebiet von U- und S-Bahnhöfen sehen die Planer noch großes Potenzial. Dass die Verdichtung in einem Einfamilienhausgebiet wie Bogenhausen dabei natürlich anders aussehen muss als in einem Innenstadtgebiet wie dem südlichen Bahnhofsviertel, machen die Planer in ihren Vorschlägen deutlich.

Wohnen und Arbeiten künftig stärker zu mischen und Wohnungen auch stärker in Gewerbegebiete zu integrieren ist der zweite Ansatzpunkt der Planer für die Schaffung von neuem Wohnraum. Beispiele, wo dies bereits realisiert wird, sind etwa das ehemalige Siemens-Gelände in Obersendling, wo auf früheren Gewerbeflächen 950 neue Wohnungen geschaffen werden, oder das Agfa-Gelände mit 1.000 neuen Wohneinheiten.

Nur noch wenige Entwicklungsflächen bietet der Stadtrand von München. Neben dem großen neuen Wohngebiet Freiham Nord, wo in den nächsten 30 Jahren Wohnraum für bis zu 20.000 Einwohner geschaffen werden soll, ist auch der Nordosten Münchens mit dem Areal um die Galopprennbahn Riem ins Blickfeld der Planer gerückt. Hier ist noch Raum für eine städtebauliche Entwicklung. Bei der Entwicklung am Stadtrand ist aber eine enge Verständigung mit den Umlandgemeinden notwendig, ohne die das Wachstum der Region in den kommenden Jahren und Jahrzehnten nicht zu bewältigen sein wird.

Wer sich selbst ein Bild von den Vorschlägen und Ideen der Planer zur langfristigen Siedlungsentwicklung machen möchte, kann dies noch bis 11. Januar 2013 in einer Ausstellung der Lokalbaukommission. Geöffnet ist die Ausstellung in der Blumenstraße 19 jeweils montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr.