Zeitgenössische Architektur in Bayern

Ein roter Wurm wird sich durch den Stadtstrand winden

Die Gewinnerin des studentischen Architekturwettbewerbs zur Neugestltung des Stadtstrands „Isarlust“ steht fest. Bei der festlichen Preisverleihung mit Stargast Konstantin Wecker überreichten die urbanauten der Siegerin den von Martin Schnitzer (Graphisoft) gestiftetn 1. Preis.

Die stimmberechtigten Jurymitglieder, darunter Dr. Elisabeth Merk, Stadtbaurätin der LH München,
Prof. Maria Auböck, Lehrstuhl für Gestalten im Freiraum der ADBK, Michael Ruhland, Redakteur der SZ und Autor von „Die Isar - Stadt, Mensch, Fluss“, Siegfried Benker, Frakt.-Vors. Bündnis 90/ Die Grünen im Münchner Stadtrat, Ulrike Bührlen und Benjamin David von den urbanauten, Wolfgang Czisch, Programmausschussvorsitzender des Münchner Forums e.V.
 sowie Martin Schnitzer von Graphisoft Center München und weitere Vertreter aus Politik und Bildung haben sich für folgende Entwürfe entschieden:

1. Preis „ISARLUST=CONVOLVULACEAE“ von Anna Bischoff

„Die Arbeit setzt eine zusätzliche künstlerische Großform über die bisherige Gestaltung des Kulturstrandes, die den Raum gliedert und mit einer großen Geste als „Stadtplatz auf Zeit“ in Szene setzt und erlebbar macht. Durch das Einfügen des Elements, dass an einen überdimensionalen, schlauchartigen Sitzsack erinnert, erfährt der jeweilige öffentliche Raum an der Isar eine neue Gliederung und Schwerpunkte. Es entsteht ein temporärer öffentlichen Raum durch das einheitliche einfarbige Band.

Darüber hinaus fungiert das Element als Möbel für die Strandbesucher. Als solche weist es große Variabilität auf. Das Sitzen ist in mehreren Richtungen auf der quasi mitwachsenden roten Bank möglich. Mit jeder Berührung verändert sich die Form und passt sich an. Das kann durchaus auch als Gleichnis für den jahrelangen mittlerweile erfolgreichen und vom Stadtrat fast einstimmig mitgetragenen Einsatz der urbanauten für ein temporäres Kulturprojekt mit temporärer Gastronomie an der Isar verstanden werden...“ (Textauszug aus der Jurybegründung)

2. Preis „ISARLIGHTS“ von Tobias Döring, Tobias Ebert, Simon Endres, Bertram Landwerlin und Benjamin Süß

„Die Wolke aus heliumgefüllten Ballons ist eine sehr poetische Idee, die die beiden Orte des Kulturstrandes im innerstädtischen Isarraum akzentuieren und in der Stadt sichtbar machen will. Jenseits des unmittelbaren Anlasses würde eine solche temporäre Installation über München hinaus Aufmerksamkeit erregen und damit Mehrwert erzeugen. Die ephemere Wolke vermittelt mit ihrer Leichtigkeit die Stimmung eines Strandurlaubs.

Obwohl in der Formgebung völlig ortsunabhängig, unterstützt die Wolke sehr eindrucksvoll den besonderen Charakter des jeweiligen Ortes: zwischen den Bäumen am Vater Rhein Brunnen erzeugt sie geheimnisvolle Rauchschwaden, über dem Balkon an der Corneliusbrücke schwebend betont sie fernwirksam die Landzunge, welche die beiden Isararme trennt.

Diese überhöhende Interpretation des Ortes erfüllt sie nicht nur am Tag, sondern durch die integrierte Beleuchtung auch in der Nacht und verankert so die Veranstaltung des Kulturstrandes durch ihre starke Wiedererkennbarkeit und Präsenz nachhaltig im Bewusstsein der Stadtbürger...“ (Textauszug aus der Jurybegründung)

3. Preis „ISAR WOHNZIMMER“ von Carina Deuschl

„Der Entwurf Wohnzimmer ist durch alle Ebenen durchdekliniert. Es wird im Sinne der kommenden Rahmenplanung für den innerstädtischen Isarraum eine Aussage getroffen. Einzelne Orte an der inneren Isar könnten wieder das "Wohnzimmer" der Münchnerinnen und Münchner werden. Ebenso wird eine Aussage zum Kulturstrand getroffen, der von vielen Mitgliedern gerade der "Jugend der Stadt" bereits heute als ihr "sommerliches Wohnzimmer" bezeichnet wird...“ (Textauszug aus der Jurybegründung)

Den Sonderpreis „STADTBALKONE“ erhielt Agnes Leitenbacher, die auf der Nordspitze der Museumsinsel (=Vater-Rhein-Brunnen) ein minimales Funktionsband quer über die ganze Insel als flachen Holzsteg vorschlägt, der alle notwendigen Elemente wie z.B. die Kulturbühne und die temporäre Bar auf überzeugende und geordnete Weise im Raum organisiert. Das Band greift als Floß und Balkon auf beiden Seiten über die Uferkante hinaus und interpretiert so auf analytische Weise die Insellage zwischen den beiden Isararmen und den topographischen Querschnitt des Ortes.

Einen weiteren Sonderpreis haben Aline Carrel und Claudia Graupner
 mit Ihrem Entwurf „FLOßKULT“ erhalten.

Ziel des Kulturstrandes ist es innerstädtische, bisher kaum genutzte, öffentliche Räume für die Münchnerinnen und Münchner als „temporäre öffentliche Räume“ einladend, zugänglich und damit als Ort für Kommunikation, Interaktion, Aufenthalt und Begegnung attraktiv zu machen.

Anforderung an die Entwürfe war es einen „Stadtplatz auf Zeit“ u.a. mit Kulturbühne für qualitatives Programm von Münchner Nachwuchskünstlern und urbane Gastronomie am Fluss zu gestalten. Es sollte so eine „Münchner Idee“ für ein dreimonatiges kulturelles und gastronomisches Projekt an der Schnittstelle zwischen Stadt und Fluss entstehen und ein Beitrag zur beginnenden Diskussion um die Zukunft des innerstädtischen Isarraums und dem Umgang mit dem öffentlichen Raum in München geleistet werden. 

Es wurden 40 Arbeiten aus dem deutschsprachigen Raum fristgerecht eingereicht.

Die Preisverleihung fand am 19. März statt. Die Entürfe der Teilnehmer sind noch bis zum 26.3. im Carl-Orff-Saal des Gasteig zu sehen.

Quasi zur Finissage am 26.3.2012 gibt es eine öffentliche Podiumsdiskussion des „Arbeitskreises Isarlust“ des Münchner Forums und der Urbanauten über „Isarlust - Die Wiederentdeckung des innerstädtischen Isarraums als Kulturraum für alle Münchnerinnen und Münchner“.