Zeitgenössische Architektur in Bayern

Kunst im Kontext der Architektur | Nol Hennissen - Bewehrungen

Diese Arbeit ist symptomatisch für das architekturbezogene Arbeiten des Künstlers in jüngster Zeit. Zum einen bedient er sich Materialien, die er „einem bestimmten Kreislauf entnimmt/ausleiht, um sie nach getaner Arbeit dem ursprünglichen Kreislauf wieder zuzuführen" (Nol Hennissen), Die Bewehrungsmatten werden von einer Baufirma wieder abtransportiert und im Stahlbetonbau eingesetzt. Zum anderen fordert eine Hennissen-Skulptur immer dazu auf, sich Gedanken zum Aufstellungsort zu machen. Im Falle der Kunstarkaden ist dies die grundriss-ordnende Geste des Kreises. Für eine Skulpturenausstellung im Botanischen Garten Ulm (Eröffnung 1. Juli, geöffnet bis Ende September) entleiht sich

Nol Hennissen bei Max Bill, Mitbegründer und Architekt der Hochschule für Gestaltung in Ulm 1953, dessen Skulpturenform des Möbiusbandes und setzt es neu durch Baustahlmatten um. Eine Verneigung vor dem Schweizer Architekten und Bildhauer, nicht ohne Ironie allerdings. Der Ortsbezug wird erweitert um die Vieldeutigkeit des Bau-Materials: Schuf Bill selber nicht das Möbiusband aus Stein? Ist der Baustahl vielleicht beim Bau der HfG übrig geblieben? Oder im Rahmen der denkmalgerechten Sanierung der HfG-Gebäude entwendet worden?

In der Ausstellung wird ein Modell des Möbiusbandes zu sehen sein ebenso wie eine Grafik aus der Serie „Overlay", die als Ausgangssituation die Form eines Bewehrungsgitters hat, unterschiedlich eingefärbt und übereinander gelegt zu einem dichten Netz aus Farben. Zusätzlich laufen auf einem Display Bilder zu allen Bewehrungs-Arbeiten. Über eine ortsbezogene Arbeit wird noch nachgedacht.

Nol Hennissen ist in München kein Unbekannter. Von 1997 bis 2004 arbeitete er als Assistent von Ben Willikens an der Akademie der Bildenden Künste in München, bevor es ihn -nicht zuletzt aufgrund neuer Lehraufträge- nach Bochum und schließlich nach Berlin zog. 2001 überzog er in seiner ersten realisierten architekturbezogenen Arbeit die Markthalle II in der Linkstr. 56 mit einem dreidimensionalen Liniengeflecht zur Verortung des Gebäudes; 2005 schuf er das Bayerische Staatswappen sowie die Wappen der einzelnen Regierungsbezirke in dem von Volker Staab neu gebauten Plenarsaal im Bayerischen Landtag (Maximilianeum).

2010 dann realisierte er in den Kunstarkaden (Sparkassenstr. 3) die Ausstellung HOCH TIEF gemeinsam mit Georg Thumbach; hier fand das Bewehrungsgitter als künstlerisches, Gestalt gebendes Objekt seine erste Anwendung. Den verwinkelten, etwas unübersichtlichen Räumlichkeiten setzte Nol Hennissen eine Superstruktur entgegen; ein aus raumhohen Bewehrungslagen geformter Kreis durchschneidet den Raum. Freilich sind nur Segmente zu sehen, die sich aber für das geistige Auge zur reinen Form des Kreises zusammensetzen und dem Raum eine neue Wertigkeit geben: Um die im Grundriss so einfach zu lesende Linie des Kreises zu erfahren, wird der Betrachter zur Raumanalyse gezwungen.

Nol Hennissen ist bei der Ausstellungseröffnung  anwesend und steht für Fragen und Gespräche gerne zur Verfügung.

  • Veranstaltungstyp

    Ausstellung

  • Location

    im Büro Christian Schuberth Architekt
    Prinz-Ludwig-Straße 6a
    80333 München
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Ausstellungsdauer

    vom Donnerstag 1. März 2012 bis Samstag 26. Mai 2012

  • Öffnungszeiten

    am Schaufenster durchgehend zu sehen und nach Vereinbarung

  • Weitere Informationen

    finden Sie hier