Zeitgenössische Architektur in Bayern

Auftakt für die Funkkaserne

Auf dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne werden rund 420 Wohnungen und soziale Einrichtungen gebaut. Dafür wurde ein Realisierungswettbewerb ausgelobt.

Das Preisgericht unter dem Vorsitz von Prof. Manfred Ortner entschied sich einstimmig für den Entwurf des Architekturbüros Léon Wohlhage Wernik, Berlin, mit Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten, ebenfalls Berlin. Der Baubeginn erfolgt frühestmöglich. Das Bauvorhaben am Frankfurter Ring ist eines der größten Projekte der GEWOFAG in den letzten Jahren.

Klare Struktur mit großzügigen Innenhöfen

Während sich die Studentenwohnungen und eine Kindertagesstätte im östlichsten Bauteil konzentrieren, befinden sich die Mietwohnungen in vier Baukörpern, die sich jeweils um einen nach Süden geöffneten, leicht erhöhten Hof erstrecken. Mit ihrer unterschiedlichen Geschossigkeit und den dadurch an den Hoföffnungen herausgebildeten Kopfbauten wird zwischen einer geschlossenen Blockstruktur und den südlich des Areals entstehenden Punkthäusern vermittelt.

Ruhiges Wohnen trotz lauter Straße ist das Ziel des Entwurfs - und zwar durch interne Organisation anstatt durch die eigentlich geforderten Lärmschutzwände zum stark befahrenen Frankfurter Ring. So werden die zum Ring gelegenen aber etwas abgerückten Bauteile über einen an der Außenwand verlaufenden Gang erschlossen, der einen Lärmpuffer darstellt. Zu den Seitenstraßen sind nur Nebenräume angeordnet, sodass sich das Wohnen überall zum begrünten und ruhigen Hof hin orientieren kann. Die Wohnungszuschnitte gewährleisten z.B. durch ihre Lage über Eck die Annehmlichkeit einer geschützten Situation. Also räumlicher Komfort - aber zu bezahlbaren Mieten.
Die Relieffassade mit ihren Vorsprüngen, Balkonen und farblichen Differenzierungen lässt variantenreiche Schattenbilder entstehen. Gleichzeitig wird die Fassade durch das einheitliche Material, mineralischer Putz, wieder zu einer körperhaften Figur. Gestalterisch begnügt sich auch die Straßenseite nicht damit, Rückseite zu sein. Erkerartige Vorsprünge geben der dahinterliegenden Erschließung Räumlichkeit und verleihen der Straßenansicht auch für den schnell Vorüberfahrenden ein unverwechselbares Bild. Neben der Straße können unter einem immergrünen Dach aus Kiefern „urbane" und durchaus geräuschvolle Sportarten wie Skaten und Basketball ausgeübt werden. Der Frankfurter Ring wird durch den Entwurf zur charaktervollen Stadtstraße aufgewertet. Die erforderliche Wirtschaftlichkeit des Entwurfs wird durch die Klarheit in der Struktur, eine sparsame und doch großzügige Erschließung sowie durch die Wiederholung von baulichen Elementen erreicht.„Unser Projekt wird von entscheidender Bedeutung für das gesamte Gebiet. Die architektonische Qualität ist für uns deshalb besonders wichtig", sagt Gordona Sommer, Geschäftsführerin der GEWOFAG. „Die skulpturale Architektursprache schafft einen kraftvollen Auftritt für das Quartier. Hervorragend gelungen ist zudem der Übergang zur südlich angrenzenden Bebauung."

Die Gebäude haben zwei wichtige Aufgaben für das gesamte Funkkasernen-Quartier. Mit einer Länge rund 350 Metern sind sie eine Visitenkarte für das Neubaugebiet nach außen zum Frankfurter Ring. Nach innen bilden sie einen Schutz gegen den Straßenlärm für die südlich gelegenen Bereiche. Vorgesehen ist eine Bebauung aus fünf Baukörpern mit unterschiedlichen Geschosshöhen. Laubengänge mit „Erkern", die der Fassade einen räumlichen Charakter geben, erschließen die Gebäude.

Geförderte Wohnungen und soziale Einrichtungen

Insgesamt errichtet die GEWOFAG auf dem 19.600 m2 großen Grundstück südlich des Frankfurter Rings rund 180 einkommensortientiert geförderte Wohnungen, 30 KomPro C-Wohnungen und 80 Wohnungen, die nach dem München Modell Miete gefördert werden. Darüber hinaus baut die GEWOFAG rund 130 Studentenwohnungen sowie eine Tiefgarage mit 280 Stellplätzen. Die Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern fördert die Studentenwohnungen.

Hinzu kommen eine Kindertagesstätte, ein Familienzentrum und ein neuer Stützpunkt von „Wohnen im Viertel" mit zehn Pflegewohnungen, Nachbarschaftstreff und Gemeinschaftsraum. „Wohnen im Viertel" ist ein Projekt der GEWOFAG das selbstständiges Leben in der eigenen Wohnung mit der Sicherheit und Pflege durch einen ambulanten Dienst im Haus verbindet. Ältere und behinderte Menschen, die Hilfe und Pflege benötigen, können so möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung bleiben und rund um die Uhr versorgt werden - ohne Betreuungspauschale.

Nach dem nördlichen Teil wird die GEWOFAG noch in diesem Jahr mit den Planungen für ihr zweites Grundstück im südlichen Teil der Funkkaserne beginnen.

Gute Anbindung und Einkaufsmöglichkeiten

Die nächsten Einrichtungen des täglichen Bedarfs für die künftigen Mieterinnen und Mieter befinden sich an der Domagkstraße im „Parkstadtcenter", weitere Einkaufsmöglichkeiten gibt es am Frankfurter Ring und der Ingolstädter Straße. Zusätzlich sind im westlich angrenzenden Bereich des GEWOFAG-Grundstücks weitere Einzelhandels- und Gewerbeeinheiten geplant.
Ebenfalls westlich liegt in etwa 350 m Entfernung die Endhaltestelle der Trambahnlinie 23, die eine gute Verbindung zur Münchner Freiheit und von dort mit andern öffentlichen Verkehrsmitteln Richtung Innenstadt bietet. Sowohl auf dem Frankfurter Ring als auch südlich in der Domagkstraße verlaufen Buslinien, die die Verbindung zu den U-Bahnlinien U6 und U2 herstellen. Im Südwesten der Funkkaserne entsteht eine neue Grundschule zur Versorgung des Quartiers.

Die Jury unter Vorsitz des Masterplan-Architekten Manfred Ortner vergab unter 18 Einreichungen diese Preise:

1. Preis Léon Wohlhage Wernik, Berlin, mit Atelier Loidl Landschaftsarchitekten, Berlin
ein 3. Preis Stefan Forster Architekten, Frankfurt, und Fink + Jocher, München, mit Realgrün Landschaftsarchitektur, München
ein 3. Preis Helmut Wimmer und Delugan Meissl mit EGKK Landschaftsarchitektur, alle Wien
4. Preis Florian Krieger, Darmstadt, mit glück.Landschaftsarchitektur, Stuttgart
5. Preis bogevischs buero, München, mit Grabner + Huber Landschaftsarchitekten, Freising