Zeitgenössische Architektur in Bayern

Projekt Einstein

SWM zeigen die Entwürfe der 20 Teilnehmer des Architektenwettbewerbs für den Bau des Bildungszentrums der Münchner Volkshochschule (MVHS) in der Einsteinstraße 28. Sie standen vor einer anspruchsvollen Aufgabe:

Vorschläge zu erarbeiten für die Umgestaltung der früheren „Direktion der Münchner Verkehrsbetriebe" zum modernen Bildungszentrum. 20 Architekturbüros aus dem In- und Ausland hatten am Wettbewerb teilgenommen, eine hochkarätig besetzte Jury im Dezember drei Entwürfe prämiert.

Die Preisträger sind:

1. Platz
raupach architekten, München, und Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten
2. Platz
SLIK ARCHITEKTEN, Zürich, und H.J. Jauch Landschaftsarchitekt
3. Platz
ATELIER 30 Architekten GmbH, Kassel, und GTL Landschaftsarchitektur Städtebau

Die drei prämierten Beiträge sowie die aller anderen Wettbewerbsteilnehmer sind noch bis einschließlich 27. Januar im Foyer der SWM Zentrale (Emmy-Noether-Straße 2, 80992 München) ausgestellt.
Die SWM führen nun mit allen drei Preisträgern Verhandlungen und werden nach deren Abschluss einen der Preisträger mit der Planung beauftragen. Das „Projekt Einstein" ist eine Kooperation zwischen den SWM als Eigentümer und der MVHS als zukünftiger Nutzerin des Geländes.


1. Platz - raupach architekten

Büroprofil
Raupach Architekten aus München beschäftigen sich seit vielen Jahren mit einem breiten Spektrum architektonischer Aufgaben. Neben der Objektplanung für Bauten für Kultur, Bildung, Verkehr und Forschung, liegt ein Arbeitsschwerpunkt auf Bauen im denkmalgeschützten Bestand und auf der Beteiligung an Wettbewerben.
Ein wichtiges Planungsziel ist die nachhaltige und zukunftsfähige Gestaltung von Gebäuden und Lebensräumen mit hoher Qualität zu angemessenen Kosten. Die richtige Materialwahl und der sparsame Einsatz von Ressourcen spielen dabei eine tragende Rolle.
Einem integrativen Planungsprozess verpflichtet, arbeiten wir bei allen Projekten eng mit Fachingenieuren und Spezialisten aus anderen Disziplinen zusammen.
Durch die differenzierte Auseinandersetzung mit den Vorgaben des Ortes, des Bauherren und der Funktion des Gebäudes entstehen individuelle und architektonisch unverwechselbare Lösungen.

Realisierungswettbewerb Bildungszentrum der Münchner Volkshochschule
Mit dem Bildungszentrum der Münchner Volkshochschule soll für den Gebäudebestand der ehemaligen Trambahnbetriebe ein neues architektonisches Gesamtkonzept entwickelt werden. Die klar strukturierten Neubauten fügen sich mit dem denkmalgeschützten Bestand zu einem neuen Ganzen zusammen.
Dies verleiht dem Ensemble eine eigenständige Ausdruckskraft und Adresse, ohne dass die Wirkung des Bestandes beeinträchtigt wird. Die Öffentlichkeit erhält damit ein Stück „Stadt", das für alle Bewohner zugänglich gemacht wird.
Ein wichtiges Entwurfsziel war es, das umfangreiche Raumprogramm auf zwei Gebäude zu verteilen. Dadurch kann der gesamte Hofbereich freigestellt und in einen attraktiv gestalteten Kommunikations-bereich umgewandelt werden.
In beiden Gebäuden liegen die publikumsintensiven Räume in dem erhöhten Sockelgeschoss der beiden Erdgeschosse. In den darüberliegenden Geschossen staffeln sich die Verwaltungs- und Schulungsräume.
Die Grundrisse sind klar gestaltet, alle Aufenthaltsbereiche gut belichtet. Die Gliederung der Stockwerke orientiert sich am Bestand.
Vielfältige Blickbeziehungen nach Innen wie nach Außen unterstützen die offene, transparente Raumatmosphäre und ermöglichen gesundes und konzentriertes Lernen.
Mit der Ziegelverkleidung nehmen die Neubauten Bezug auf die Gebäude in der unmittelbaren und näheren Umgebung. Dies hebt sie vom denkmalgeschützten Bestand ab, verleiht ihnen eine hohe Wertigkeit und bildet mit ihm zusammen ein spannungsvolles Ganzes aus Alt und Neu.
Auf Grund der hohen Besucherfrequenz und der daraus folgenden Belastung für die Gebäude, werden nur langlebige Materialien verwendet; Ziegel für die neuen Fassaden, Holz-Alu-Fenster sowie pflegeleichte Beläge und Oberflächen für den Innenausbau. Zusammen lassen sie geringe Unterhaltskosten erwarten.
In der Vielfalt und der Verteilung ihrer Nutzungen wirken die Räume der Alt- und Neubauten sowohl nach innen als auch in den städtischen Raum und verschaffen so dem Bildungszentrum die nötige Präsenz.

2. Platz - SLIK Architekten

SLIK Architekten wurde im Januar 2007 in Zürich durch Lukas Kueng, Ramias Steinemann und Steffen Lemmerzahl gegründet. Unsere Arbeiten beschäftigen sich mit planerischen und baulichen Herausforderungen auf unterschiedlichen Massstäben. Wir begreifen städtebauliches und architektonisches Entwerfen als interdisziplinären Prozess, in dem soziale, ökonomische, ökologische, technische und ästhetische Kompetenzen interagieren. Aus diesem Grund ist ein intensiver Austausch mit Bauherren, Spezialisten und Behörden für unsere Arbeit von zentraler Bedeutung. Die so entstehenden städtebaulichen und architektonischen Strategien und Entwürfe sollen ästhetisch anspruchsvolle und ökonomisch optimierte Beiträge zu einer nachhaltigen gebauten Umwelt leisten.

Realisierungswettbewerb Bildungszentrum der Münchner Volkshochschule
Die grosse Herausforderung bei dieser Entwurfsaufgabe bestand darin, für die Münchner Volkshochschule in den ehemaligen Gebäuden der Trambetriebe einen eigenständigen, visiblen Standort zu gestalten, ohne dabei den schützenswerten Bestand in seinem städtebaulichen Selbstverständnis zu degradieren.
Unser Ansatz stellt den Versuch dar, den historischen Bestand durch zwei städtebaulich präzise gesetzte Eingriffe in ein neues Gefüge einzugliedern, in welchem sich alle Elemente unter Wahrung ihrer Eigenständigkeit gegenseitig befruchten. Zusätzlich wird der grosszügige Innenhof über eine neu geschaffene Verbindung zur Schlossstrasse besser mit dem Quartier vernetzt um den Campus als öffentlichen Ort im Quartier zu integrieren.
Die Eingriffe selbst bestehen aus zwei neuen Volumen: einem liegenden Körper, der sich an der Flucht der ehemaligen Wagenhalle orientiert und mit dem historischen Kopfbau an der Ecke Einsteinstrasse/Schlossstrasse eine Einheit bildet; sowie einem stehenden Körper, welcher sich durch eine leichte Verschiebung zum Hof hin vom Bestand löst und die Höhe der benachbarten Volumen aufnimmt. So entstehen zwei Flügel, welche die verschiedenen Angebote der Volkshochschule logisch gliedern: zur Schlossstrasse hin befinden sich die Angebote zu Gesundheit/Bewegung und Migration sowie die Administration. An der Einsteinstrasse befinden sich sämtliche öffentlichen Nutzungen inklusive eines Foyers mit Cafeteria im Erdgeschoss, den Schulungsräumen in den Obergeschossen sowie des Veranstaltungssaales im vierten Obergeschoss, welcher eine Aussicht über den Campus und das Quartier bietet und gleichzeitig als Wahrzeichen der Münchner Volkshochschule in Erscheinung tritt.

3. Platz - ATELIER 30 Architekten

Das Büro ATELIER 30 Architekten aus Kassel wurde im Jahr 2000 gegründet, beschäftigt derzeit 27 qualifizierte Mitarbeiter und ist mit der Umsetzung von Neubau-, Umbau-und Sanierungsprojekten in einer Projektgrößenordnung von 0,1 -40 Mio. € vertraut. ATELIER 30 ist ein bundesweit tätiges Büro mit einem Arbeitsschwerpunkt u.a. im Sektor Bildungs- und Kulturbauten. Beispielsweise wurde im Jahr 2010 das Internationale Jugendhaus, des Münchner Kreisjugendringes, in Oberschleißheim nach den Plänen von ATELIER 30 fertiggestellt.

Realisierungswettbewerb Bildungszentrum der Münchner Volkshochschule
Das vorliegende Konzept sieht eine selbstverständliche Ergänzung des Gebäudeensembles mit zwei klaren, sich in Kubatur und Bauform in den Bestand einfügenden Bauteilen vor. Im gesamten Quartier fallen spannende Innenhofqualitäten auf, die zum Teil Schulhofflächen darstellen aber auch Plätze für eine innere Quartierserschließung sind. Dieses typologische Prinzip findet sich auch im Inneren der vorgeschlagenen Gebäudestruktur wieder: Über den verglasten Haupteingang erreicht der Nutzer den ersten Hof. Hier befindet sich das Herz des neuen Bildungszentrums der Münchner Volkshochschule. Als zentraler Gelenkpunkt für die innere Erschließung und Ort der Begegnung bietet dieser Hofmultifunktionale Nutzungsmöglichkeiten für künftige Veranstaltungen. Über ein übersichtliches Erschließungssystem, welches Bestand und Neubauten zu einem Gesamten fasst, gelangt man zu einem zweiten Hof. Dieser grüne Lichthof markiert als Verbindungs-und Orientierungselement den Abschluss des Bildungszentrums. So wird ein attraktiver Rundgang erzeugt, der zwischen Innenhofsituationen und dem Blick nach Außen spannende Bezüge vermittelt.
Eingang / Empfang / Orientierung
Der Eingangsbereich ist hell und mit Licht durchflutet. Er bildet das zurückhaltende, repräsentative Zentrum des Gebäudes. Direkt am Eingang befindet sich die Anmeldung / Info, sowie die Kinder-betreuung. Zur Umsetzung der barrierefreien Erreichbarkeit aller Gebäudeteile sind an der Schnittstelle Foyer-Altbau „Durchlade-Aufzüge" vorgesehen, die die Niveauunterschiede überbrücken. Die Anlieferung ist von der Schloßstraße möglich. Aufgrund der zentral angeordneten Lichthöfe, der vertikalen Verbindungen und der klar geführten Erschließung ist die Orientierung im Gebäude einfach. Der Weg durch das Gebäude bietet immer wieder wechselnde Blick-, Licht-und Raumsituationen. So entsteht ein Raumgefüge welches mit ruhigem Licht, luftigen Räumen, introvertierten und offenen Bereichen zur Begegnung, Konzentration und Kontemplation einlädt. Das Foyer bildet, gemeinsam mit der Cafeteria und dem Veranstaltungssaal eine zentrale Funktionseinheit im Erdgeschoss. Der verglaste Veranstaltungsbereich mit Freiraumbezug ist im Kontext mit dem Foyer flexibel für unterschiedliche Veranstaltungen (vom Kongress bis zum Weihnachtsbasar) multifunktional nutzbar.
Unterrichtsbereiche / Gesundheit / Tanz / Büros
Die Unterrichtsbereiche sind gut auffindbar in den Neubauten platziert. Die Tanzräume liegen direkt am Foyer und bieten eine flexible Nutzung über den Tanz hinaus. Die Yoga-und Meditationsräume sind im Untergeschoss angeordnet. Hier liegen sie ruhig und haben direkten Bezug zu den introvertierten Atrien im rückwärtigen Bereich der Gebäude. Die Büroräume sind entsprechend zeitgemäßer Bürostrukturen vorgesehen.
Freiflächen
Der Vorgartenbereich an der Schloßstraße bleibt in seiner Kubatur erhalten und soll auch weiterhin von der bestehenden Zaunanlage eingefasst werden. Für die Freiflächen der introvertierten Atrien ist ein Kiesbelag vorgesehen, in den Gruppen aus vier unterschiedlichen Gräsern und Stauden eingetreut sind. Massive Eichenblöcke runden die ruhigen und introvertierten Innenhofbereiche ab und dienen als Sitzgelegenheiten.
Konstruktion und Materialität
Die Struktur der erhaltenen Gebäudeteile wird gestärkt und bei Bedarf ertüchtigt. Die neue Konstruktion basiert auf einem Konstruktionsraster von 8,00 m und 5,00 m. Die Geschossdecken sollen als unterzugfreie, punktgehaltene STB-Flachdecken hergestellt werden. Als Fassadenbekleidung für die neuen Bauteile wird eine Vorsatzschale mit hell geschlemmtem Backsteinmauerwerk vorgeschlagen. Die Fensteröffnungen sind präzise in die Gebäudehülle eingesetzt. Im Inneren zeigen die Wand-und Deckenoberflächen einen harmonischen Wechsel aus Sichtbeton, hell gefassten Flächen und hölzernen Oberflächen.


Zusammensetzung der Jury (15 Stimmberechtigte)

Fachpreisrichter/innen (stimmberechtigt)
Prof. Dr. (I) Elisabeth Merk, Stadtbaurätin, München
Prof. Hannelore Deubzer, Architektin
Prof. Jórunn Ragnarsdóttir, Architektin
Gert F. Goergens, Architekt und Stadtheimatpfleger
Prof. Manfred Kovatsch, Architekt
Heinz Fischer, Architekt
Anton Pittlinger, Architekt, SWM
Susanne Burger, Landschaftsarchitektin

Ständig anwesende stellvertretende Fachpreisrichter/innen
Susanne Ritter, Referat für Stadtplanung und Bauordnung
Oliver Voitl, Architekt
Angelika Riemensberger, Architektin, SWM
Peter Wich, Landschaftsarchitekt

Sachpreisrichter/innen (stimmbrechtigt)
Monika Renner, Fraktion der SPD
Mario Schmidbauer, Fraktion der CSU
Lydia Dietrich, Fraktion von Bündnis 90/ die Grünen
Gabriele Neff, Fraktion der FDP
Peter Kadereit, Architekt, SWM
Prof. Klaus Meisel, MVHS
Adelheid Dietz - Will, Vorsitzende Bezirksausschuss 5

Ständig anwesende stellvertretende Sachpreisrichter/innen
Nikolaus Gradl, Fraktion der SPD
Mechthilde Wittmann, Fraktion der CSU
Dr. Susanne May, MVHS
Manuel Mokosch, SWM

Sachverständige Berater/-innen (ohne Stimmrecht)
Alexander Steger, Architekt SWM
Sigrid Sellmayr, SWM
Elisabeth Schropp, Architektin, SWM
Harry Link, MVHS
Karl - Heinrich Wulf, MVHS
Markus Keßner, Berk + Partner Tragwerksplanung
Hubert Dandl, Dandl GmbH, Berater f. Kosten/Wirtschaftlichkeit
Birgit Weber, Planungsreferat HA II, Stadtplanung,
Franz Fuchs, Planungsreferat HA II, Stadtplanung, Grünplanung
Ludwig Semmler, Planungsreferat HA IV, LBK, Denkmalschutz
Reimund Andres, Planungsreferat HA IV, LBK
Dr. Harald Gieß, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege