Zeitgenössische Architektur in Bayern

Hochregallager | pool Architekten in der Architekturgalerie

Juni 2011 | Ganz so spektakulär wie auf der Einladungskarte ist die Ausstellungsarchitektur dann doch nicht, aber das liegt daran, dass die Abbildung nicht die Architekturgalerie München, sondern den Lichthof des Hauptgebäudes der ETH Zürich zeigt, wo pool Architekten bis Ende Januar zu sehen waren. ein Rückblick von Jochen Paul

Ganz so spektakulär wie auf der Einladungskarte ist die Ausstellungsarchitektur dann doch nicht, aber das liegt daran, dass die Abbildung nicht die Architekturgalerie München, sondern den Lichthof des Hauptgebäudes der ETH Zürich zeigt, wo pool Architekten bis Ende Januar zu sehen waren.

Trotzdem lohnt die Ausstellung unbedingt: In den etwas mehr als 15 Jahren seit ihrer Gründung 1994 als Diskussionsplattform von Absolventen der ETH Zürich und der Fachhochschule Nordostschweiz sind pool Architekten mit aktuell 40 Mitarbeitern eines der wichtigsten Architekturbüros der jüngeren Generation und mittlerweile auch international erfolgreich. Zudem nehmen sie bis heute regen Anteil am architektonischen Diskurs: im Vorstand des Architekturforum Zürich, im BSA Bund Schweizer Architekten, und seit 2010 auch als Gastdozenten an der ETH Zürich.

Dabei haben sie bis heute am Konzept des Kollektivs und seit 1998 an der Rechtsform der Genossenschaft festgehalten – laut eigener Aussage „der Versuch, einem sich ständig verändernden Berufsbild mit einer adäquaten Organisationsform zu entsprechen“: Die acht gleichberechtigten Partner Dieter Bachmann, Raphael Frei, Mathias Heinz, Philipp Hirtler, David Leuthold, Andreas Sonderegger, Mischa Spoerri und Matthias Stocker – sie sind alle von Beginn an dabei – treffen sich einmal pro Woche, um Grundsätzliches zu besprechen. Die Bearbeitung der einzelnen Projekte übernehmen jeweils zwei Partner federführend, die Entwürfe werden von allen gemeinsam begutachtet.

Diese Arbeitsweise trägt dazu bei, die Ausbildung einer einheitlichen Handschrift zu vermeiden – die von pool Architekten auch ganz bewusst nicht gesucht wird. Im Gegenteil: Jedes Projekt ist Ergebnis der inhaltlichen Auseinandersetzung mit der jeweiligen Bauaufgabe, seine spezifische Erscheinungsform das Resultat eben dieser kontextuellen Lösungsfindung. Das wird in der Ausstellung deutlich, und den Arbeiten tut es ebenfalls gut: Die bei Monographien so häufige „ermüdende Parade von auf Hochglanz getrimmten Projekten“ fehlt in Ausstellung und Katalog ebenso wie jegliche „selbstgefällige Übertheoretisierung“ (Hubertus Adam in der Neuen Zürcher Zeitung).

Die Ausstellung in München adaptiert das Konzept der Zürcher Präsentation an die örtlichen Gegebenheiten: Eine begehbare Wand aus Aluminium-Steckregalen – sechs Böden hoch im Hauptraum, fünf in den beiden Nebenräumen – dominiert die Galerie; Je zwei Durchgänge ermöglichen es, die Regale auf der Vorder- und Rückseite zu bespielen. Bestückt sind die einzelnen Tablare mit je drei bis vier Faserzement-Platten, die mit Papier kaschiert und bedruckt wurden, und die die ausgewählten Projekte – von oben nach unten – anhand von großformatigen Fotos, Grundrissen, Lageplänen, Schnitten und Details und Erläuterungstexten vorstellen. In den ausgesparten „Fenstern“ ergänzen Modelle unterschiedlichen Maßstabs die Präsentation, die keiner Chronologie folgt, sondern den drei für pool Architekten zentralen Themenkomplexen: Wohnungen, Strukturen, Planungen.

So sind die Wohnsiedlungen Zürich-Affoltern (2005-08), Zürich-Aspholz (2003-07) und Zürich-Leimbachstraße (2001-065) drei völlig unterschiedliche Variationen zum Thema „Wohnen am Stadtrand“, die Testplanungen Niederfeld, Dietikon (2003) und Zentrum Luzern Nord (2008-10) zeigen exemplarisch den Umgang von pool Architekten mit dem Thema Agglomeration, und das Wohn- und Geschäftshaus Badenerstraße in Zürich (2006-10) steht für ihre „ökologische“ Haltung: Die sechsgeschossige Massivholzkonstruktion war Zürichs erster Bau im Rahmen des „Bauen für die 200-Watt-Gesellschaft“-Programms.

Jochen Paul