Zeitgenössische Architektur in Bayern

Auer+Weber+Assoziierte, München, machten das Rennen um das 75-Mio.-Euro-Projekt TUM Garching

Zehn Büros hatten sich seit Mai Gedanken um die Gestaltung des ambitionierten Projekts gemacht, das nach seiner Fertigstellung auf einer oberirdischen Gesamtgeschossfläche von rund 32.700 Quadratmetern eine Vielzahl von Funktionen erfüllen wird. Unter anderem sind ein Kongresszentrum mit 17 Tagungs- und Seminarräumen für 15 bis 1.300 Personen vorgesehen, ein 250-Zimmer-Hotel mit drei bis vier Sternen sowie ein Gästehaus, Büroflächen, Restaurants, Läden und Dienstleistungsbe- triebe. Der Campus, auf dem es bisher „noch nicht einmal eine Tageszeitung“ zu kaufen gibt, erhält sogar ein eigenes Fitnessstudio und eine Kapelle für Rückzug und Innehalten. Das dank der U-Bahn gut erreichbare Areal bietet künftig zusätzliche 500 PKW-Stellplätze in einer neuen Tiefgarage.

Wie sich alle diese Funktionen effizient und reibungslos miteinander vereinbaren lassen, welche äußere Gestalt, welche Blickachsen, Freiflächen und Gemeinschaftsplätze das Areal kennzeichnen werden, mit diesen Fragen setzten sich im Auftrag des Investors, der Projektgesellschaft „Neue Mitte am Hochschulcampus Garching GmbH & Co. KG“ zehn Architektenteams auseinander. Der Wett- bewerb war mit 190.000 Euro dotiert.

Die zum Teil durchaus spektakulären Entwürfe sahen von „Studenteniglus" auf dem Dach über einen schrägen, kupfernen Turmbau für das Hotel bis hin zu einem alles umwölbendem Zelt aus Metall eine spannende Brandbreite an Lösungen für das 75-Milionen-Euro-Projekt vor. Im Rahmen eines Pressegesprächs im Garchinger Exzellenzzentrum der TU München wurden das Ergebnis gleich am Tag nach dem Entscheid des Preisgerichts vorgestellt. 

In seiner Stellungnahme erläuterte der Vorsitzende des Preisgerichts, Architekt Josef-Peter Meier-Scupin, nochmals den Aufgabenschwerpunkt – nämlich innerhalb des Campusgeländes ein Kommunikationszentrum als verbindendes Element der unterschiedlichen Gebäude und Nutzungen zu schaffen. Auer+ Weber+Assozierte sei dies insbesondere durch die auch im baulichen Sinne zentrale Position des Audimax gelungen, das alle anderen Funktionen um sich schart und somit verbindet.

Gleichzeitig schafft ein vollverglastes, zurückspringendes Sockelgeschoss gute Ost-West-Sichtbeziehungen zwischen den einzelnen Elementen des Gebäuderiegels hindurch. Die Kooperation mit dem Landschaftsarchitekten Prof. Rainer Schmidt zeitigte ihre Erfolge in einer gelungenen Einbindung der umgebenden Freiflächen. Dementsprechend einmütig viel das Urteil der Jury aus, die den Entwurf mit nur wenigen Anmerkungen und mit einer großen Mehrheit auf den ersten Platz wählte. Eine überzeugende Sockelgeschoss-Variante hat auch Münchner Büro Nickl & Partner Architekten erarbeitet, deren Entwurf das Preisgericht auf den zweiten Platz wählte. Drittplatzierte waren Staab Architekten aus Berlin, eine Anerkennung erhielt die Arbeitsgemeinschaft Weber Architekten, Garching, mit keiner-balda architekten, Fürstenfeldbruck, deren schräger Turmentwurf als einziger unter den Landmark-Konzepten auf einen der vorderen Plätze kam.

Garchings erste Bürgermeisterin, Hannelore Gabor, zeigte sich sichtlich erleichtert darüber, dass das seit langem projektierte Vorhaben nun vorankomme und hofft, dass nun alle Beteiligten zügig an die Realisierung der Pläne gehen können. Albert Berger, Kanzler der TU München erinnerte daran, dass es deren Präsident Wolfgang A. Herrmann „Motor der Entwicklung“ war und sieht im Siegermodell eine gelungene Verbindung von Lehre, Forschung und Wirtschaftlicher Nutzbarkeit.

Stefan Handke, Gesellschafter der Investorengemeinschaft „Neue Mitte am Hochschulcampus Garching GmbH & Co. KG“, bedankte sich bei allen Teilnehmern des Wettbewerbs für ihren en- gagierten Einsatz. Der bisherige Arbeitstitel „Neue Mitte Garching“ weicht in Zukunft einem etwas weniger umständlichen Namen, der auch inhaltlich einen engen Bezug zum Campus hat: „Galileo“ steht dann nicht mehr nur für den großen Entdecker und Mitbegründer der modernen Naturwissen- schaft, sondern auch für einen lebendigen, vielfältigen Campus in Garching.

Alphabetische Übersicht der Wettbewerbsteilnehmer


- Auer+Weber+Assoziierte, München - Erster Preis
- Fritsch + Tschaidse, München
- KSP Jürgen Engel Architekten, München/Braunschweig
- Murphy/Jahn, Chicago/Berlin
- Maier Neuberger Partner Architekten, München
- Nickl & Partner Architekten, München - Zweiter Preis
- Ranner, München
- Spacial Solutions, München
- Staab Architekten, Berlin - Dritter Preis
- Arbeitsgemeinschaft Weber Architekten, Garching, mit
- keiner-balda architekten, Fürstenfeldbruck

Alphabetische Übersicht der Preisrichter

- Albert Berger, Kanzler der TU München
- Dipl. Ing. Bernhard Dietl, Seb. Pöttinger GmbH & Co. KG Bauunternehmung
- Hannelore Gabor, 1. Bürgermeisterin Stadt Garching
- Prof. Wolfgang A. Herrmann, Präsident der TU München
- Gero Hoffmann, Baudirektor Staatliches Bauamt München 2
- Rainer Hofmann, Architekt, Bogevischs Buero
- Prof. Theodor Hugues, Architekt (Stellvertr. Vorsitzender des Preisgerichts)
- Dr. Ulrike Kirste, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst
- Dr. Friedrich J. Käck, TU München
- Prof. Hilde Léon, Léon Wohlhage Wernik Architekten
- Josef Peter Meier-Scupin, Architekt BDA (Vorsitzender des Preisgerichts)
- Prof. Dipl.-Ing. Peter Pfab, Oberste Baubehörde München
- Philipp S. Pöttinger, Seb. Pöttinger GmbH & Co. KG Bauunternehmung
- Maximilian Rimmel, Deubzer König + Rimmel Architekten
- Dr. Michael Winkler , Verwaltungsleiter Max-Planck-Institut für Plasmaphysik