Zeitgenössische Architektur in Bayern

Berchtesgaden Modernisierung der Jugendherberge | Design trifft Abenteuer

Im September 2011 wird nach einer umfassenden Modernisierung das „Haus Untersberg“ auf dem Areal der Jugendherberge Berchtesgaden fertiggestellt. Nach einem Entwurf des Architekturbüros LAVA – Laboratory for Visionary Architecture – realisiert der Landesverband Bayern im Deutschen Jugendherbergswerk (DJH) eine Jugendherberge in einem völlig neuen Design. Im August 2010 wurde mit den Baumaßnahmen für „Haus Untersberg“ begonnen, während der Gastbetrieb der Jugendherberge weiterlief. Die offizielle Eröffnung des neuen Hauses findet im Oktober statt. Das Konzept von LAVA berücksichtigt in einem hohen Maße sowohl die geänderten Nutzungsbedürfnisse der jungen Gäste und Familien als auch die Möglichkeiten, die in der vorhandenen Bausubstanz liegen. In den kommenden Jahren sollen weitere Baumaßnahmen das gesamte Ensemble der Jugendherberge Berchtesgaden neu gestalten. Mit Spannung wird die Eröffnung des „Hauses Untersberg“ erwartet.

Der Landesverband Bayern e.V. des Deutschen Jugendherbergswerks hat erkannt, welche Anforderungen seine Gäste in Zukunft an seine Häuser – die Jugendherbergen – stellen werden.

Dabei entschied sich das DJH am Standort der Jugendherberge Berchtesgaden für eine Neuinterpretation des bestehenden Areals und eine grundlegende Ausarbeitung neuer Gestaltungslinien. Unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit des Ensembles, insbesondere energetischer Einsparpotenziale, war dies ein Anlass, um der Jugendherberge Berchtesgaden ein neues Erscheinungsbild zu geben und mit Investitionen die Attraktivität der Jugendherberge zu steigern.

Im Oktober 2009 lud der Landesverband Bayern e.V. drei renommierte Architekturbüros zu einem Wettbewerb ein, aus dem LAVA – Laboratory for Visionary Architecture mit Sitz in Stuttgart und Sydney als Gewinner hervorgegangen ist.

Das Team um Prof. Tobias Wallisser, Dr. Alexander Rieck und Chris Bosse ordnet den einzelnen bestehenden Gebäuden und Flächen bestimmte Aktivitätsfelder zu, beispielsweise die Nutzung speziell für/durch Familien oder Gruppen. Aus einer systematischen Bestandsanalyse der Gebäudestruktur erarbeiteten die Architekten unter den Nutzungsvorgaben des Bauherren und der Berücksichtigung zukunftsrelevanter Faktoren ein überzeugendes Konzept.

Überalterte Nutzungseinheiten werden aufgebrochen, damit sie zukünftigen Ansprüchen gerecht werden können. So fügen sich vorhandene Strukturen, flexible Raumeinheiten und Lounge-Bereiche zu einem völlig neuen, offenen Erscheinungsbild.

Das Haus für Familien – „Haus Untersberg“ – ist das erste Gebäude auf dem Areal der Jugendherberge, das während des laufenden Herbergsbetriebs in den anderen Gebäuden zukunftsweisend umgebaut wird. Dem Gesamtkonzept entsprechend weist LAVA unterschiedlichen Flächen einzelne Funktionen zu, die sich in den Bauteilen und Einbaumöbeln widerspiegeln. Das Zimmer als Hauptprodukt eines Beherbergungsbetriebs ist Ausgangspunkt der zeitgemäßen architektonischen Gestaltung. Die Idee der Schichtung und Durchdringung von Nutzungsbereichen wurde im „Haus Untersberg“ aufgenommen und im Rahmen einer Revitalisierung in die vorhandene Bausubstanz adaptiert. Altes und Neues ergänzen sich und verleihen einander durch Kontraste Bedeutung. Das Raumangebot erhält bestimmte Funktionen, gleichzeitig entsteht durch die Kontinuität der Elemente eine gestalterische Großzügigkeit. Stapelbetten sind Vergangenheit. Schlaf-Cocoons in Nischen bilden eigene Raumzonen. Die oberen Betten können hochgeklappt werden, um eine Sitznische oder ein großzügiges Bett zu schaffen. Jedes Zimmer verfügt über Dusche und WC, deren Anordnung je nach Zimmertyp variiert. So ist die Nutzung als Einzelzimmer, Doppelzimmer, Mehrbettzimmer bis zur Suite möglich. Die Waschtische sind in den größeren Zimmern innerhalb der Möbelzone offen positioniert. Auch hebt sich die Interpretation der Einbaumöbel in der Fassade, in Form von auskragenden Kuben als „Think and Relax Box“, deutlich von der bewahrten Holzverschalung ab. Dieses Aufbrechen der alten Struktur, ebenso wie die großflächigen Öffnungen im neuen Fluchttreppenhaus, lassen schon von außen die Veränderungen im Innern des Gebäudes erahnen. Eine Metapher für den Wandel der Jugendherbergen in Bayern zu einem neuen Image.

Die Verwendung von natürlichen und regionalen Materialien und die raffinierte Kombination einfacher Elemente erzeugt eine Atmosphäre, deren Wertigkeit in der Auswahl und Verarbeitung liegt. Für die Region authentisch sind die eingebauten Holzfußböden, deren Gebrauchsspuren die Geschichte mehrerer Gästegenerationen erzählen. Durch die Ausstattung mit individuellen Accessoires wird der regionale Bezug zu Berchtesgaden hergestellt. So erhält jedes Zimmer, jeder Raum, seine besondere Note.

Der Masterplan zum Ensemble der Jugendherberge Berchtesgaden sieht als weitere Baumaßnahme vor, das bestehende Gebäude im Zentrum der Gesamtanlage abzureißen. Hier soll der neue Kern entstehen, dessen Hauptthemen Kommunikation und Begegnung sind. Die heutige Gesellschaft ist bestimmt durch die Mischung, Überlagerung, Vernetzung von persönlichen Wirkungskreisen in realen und virtuellen Lebensmodellen. Diesem sich im stetigen Wandel befindlichen Prozess gesellschaftlichen Lebens verleiht das neue Konzept von LAVA in der Jugendherberge Berchtesgaden Form und Gestalt. Eine Qualität, die durch die Integration modernster Haus- und Energietechnik zukünftigen Ansprüchen gerecht wird. Die Architekten schaffen flexibel nutzbare Raumzonen, die in einer für die Jugendherberge bisher unbekannten Formgebung realisiert werden. Weitere Gebäude des bestehenden Ensembles sollen erhalten bleiben und durch eine neue Strukturierung und Gestaltung ins Gesamtkonzept integriert werden. Jedem Haus wird eine eigene Funktion zugeordnet.

Die offizielle Eröffnung des „Hauses Untersberg“ der Jugendherberge Berchtesgaden findet im Oktober 2011 statt.

Die Beteiligten an der Neustrukturierung der Jugendherberge Berchtesgaden

Bauherr Deutsches Jugendherbergswerk, Landesverband Bayern e.V., München

Architektur LAVA (Laboratory for Visionary Architecture) wurde 2007 gegründet. Die Partner Chris Bosse, Prof. Tobias Wallisser und Dr. Alexander Rieck wurden durch Projekte wie die Planung des Stadtzentrums der CO²-freien Stadt Masdar, den Michael Schumacher Tower in Abu Dhabi und den Future-Hotel-Prototypen in Duisburg bekannt. Derzeit sind eine Universität sowie der Masterplan für die Erweiterung eines neuen Stadtteils in Riad in Planung.

Tobias Wallisser ist Professor für Innovative Bau- und Raumkonzepte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Er war bei UNStudio als assoziierter Architekt für die Planung des Stuttgarter Mercedes-Benz Museums verantwortlich. Chris Bosse entwarf als assoziierter Architekt bei PTW Architects in Sydney die Schwimmhalle der Olympiade in Peking. Das als „Watercube“ bekannte Schwimmstadion setzte neue Maßstäbe im Bereich des computer-gestützten Entwerfens. Dr. Alexander Rieck arbeitet seit über zehn Jahren für das Fraunhofer Institut Stuttgart und koordiniert die Architekturaktivitäten verschiedener Institute, u.a. das Forschungsprojekt Fucon.

Projektleitung Jugendherberge Berchtesgaden: Sebastian Schott; Mitarbeit: Sirri El Jundi, Kirk Weisgerber, Stephan Markus Albrecht, Bum Suk Ko, Patrick Lorenz, Christina Pellicier, Nicola Schunter


Jugendherberge Berchtesgaden
(Bischofswiesen ), Struberberg 6, 83483 Bischofswiesen

Telefon 08652 94 37-0, Telefax 08652 94 37-37
E-Mail: jhberchtesgaden@djh-bayern.de