Zeitgenössische Architektur in Bayern

25 Jahre Architekturgalerie – ein Gespräch mit Nicola Borgmann

1985 ist die Münchner Architekturgalerie auf private Initiative von Horst Haffner am St. Annaplatz im Lehel gegründet worden. Bereits an diesem Standort wurden in den ersten sieben Jahren Größen wie Helmut Jahn, Aldo Rossi, Daniel Libeskind, Herzog de Meuron, Massimilano Fuksas und viele mehr ausgestellt. 1992 zog man in die Türkenstraße, zusammen mit der Buchhandlung Werner, die hier ihre architektonische Dependance eröffnen konnte. Dabei spielte die Nähe zu den beiden Pinakotheken und der Hochschule ein Rolle. Die Pinakothek der Moderne war auch bereits in Planung, sodass abzusehen war, dass sich das Münchner Kunstareal entwickeln würde. Seitdem haben in dem hübschen Backsteinbau des Architekten Franz Jakob Kreuter in der Türkenstraße 30, mehr als 200 Veranstaltungen stattgefunden. Darunter Ausstellungen der Arbeiten von Norman Foster, Peter Eisenman, Oscar Niemeyer, MVRDV, Meili Peters oder lokaler Büros wie Allmann Sattler Wappner, Hild+K etc. (Hier die komplette Ausstellungsliste)


Die Architekturgalerie über sich selbst: Die Architekturgalerie informiert über qualitativ hochwertige nationale und internationale Architektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur und unterstützt deren Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Sie stellt Beiträge zum Münchener Planungs- und Baugeschehen aus. Sie gibt jungen Talenten ein Forum. Sie hat ein Augenmerk auf die komplementären Disziplinen des Bauens. In Form von Ausstellungen Installationen, Vorträgen, Diskussionen, Filmen und eigens erstellten Publikationen wird zeitgenössische Architektur öffentlichkeitswirksam präsentiert.

Regine Geibel Liebe Nicola Borgmann, Du kümmerst dich nun schon seit einer Ewigkeit mit großem Engagement um die Architekturgalerie. Wann und wie hat das begonnen?

Nicola Borgmann Das war 1992, ich hatte zu diesem Zeitpunkt gerade mein Kunstgeschichte-Studium an der LMU abgeschlossenem und wollte lieber noch Architektur studieren, als eine Promotion dranhängen. Als passendes Bindeglied fand ich damals ein Praktikum in der Abteilung „Kunst am Bau" sinnvoll und bewarb mich. Diese städtische Abteilung war im Baureferat angesiedelt und der damalige Baureferent war Horst Haffner...

R.G. Und der hat sich Dich gleich für die Galerie geschnappt?

N.B.
Ja, so fing es an! Es hat von Beginn an sehr großen Spaß gemacht. Jeden Freitag traf sich das Herrentrüppchen um Horst Haffner: Manfred Kovatsch, Karl Heinz Röpke, Johannes Determann von der DETAIL. Das war toll. Die konnten sich dann mehr und mehr zurückziehen und ich übernahm immer mehr das Ruder. Der Vorstand wurde sukzessive verjüngt mit Personen wie Markus Allmann, Marco Goetz, Bernhard Peck, Klaus Neumann... Das brachte frischen Wind in das Ausstellungsprogramm, aber sie hatten natürlich auch weniger Zeit als die Herren der ersten Stunde und die Arbeit blieb mehr und mehr an mir hängen...

R.G.
Das war dann bereits hier in diesen Räumen?

N.B.
Richtig. Zunächst sollte die Galerie nach vorne, aber dann wäre die Situation wieder so gewesen, dass man jemanden gebraucht hätte, der ständig da ist. Mit der Buchhandlung im vorderen und der Galerie im rückwärtigen Teil hat sich die Personalfrage gelöst. Für den Keller gab es sogar eine Gastrolizenz...

R.G.
Oh prima: eine Architekturkneipe!

N.B.
Ja, wenn wir die ganzen Bücher von Frau Duft wegschaffen... (lacht) Das Schöne an der Architekturgalerie ist, dass die Ideen zu den Ausstellungen wirklich aus der Architektenschaft selbst kommen. Die alle zwei Jahre wechselnden Vorstandsmitglieder bringen jeweils ihre frischen Ideen ein. Es gibt immer einen Präsidenten und die fünf Vorstandsmitglieder. Auch ein Landschaftsarchitekt - Klaus Neumann - war mal dabei.

R.G.
Und das ist eine komplett ehrenamtliche Tätigkeit? Wie hoch ist denn Dein Aufwand im Durchschnitt?

N.B.
In der Tat bekomme ich kein Honorar. Der Aufwand liegt bei ca. 20 Stunden in der Woche. Und die Arbeit reicht eigentlich für zwei Leute. Dann könnte man sich besser um einige Dinge wie die Homepage oder die Akquise von Mitgliedern und Sponsoren kümmern.

R.G.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft?

N.B.
Mehr Mitglieder! (lacht) Nein, im Ernst: es wäre schön, wenn von all den vielen Menschen, die regelmäßig zu unseren Eröffnungen kommen, einige mehr Mitglied wären.

R.G.
Und die Räume, träumst Du von etwas Größerem?

N.B.
Die Räume haben Charme; sie sind zwar nicht riesig, aber extrem wandelbar!

R.G.
Stimmt! Bei Gerd Pfarré sah es hier z.B. ganz anders aus!

N.B.
Oder beim Prof. Schmidt, dem Landschaftsarchitekten; da gab es eine Röhre aus Kunstrasen, in die wir Leuchtkästen gesteckt haben. Und warte mal ab, wie das hier in drei Wochen (Januar 2011) aussehen wird, wenn die Dänen kommen! (Anm. d. Red. Ausstellung BIG, Bjarke Ingels Group) Die lassen die Wände mit schwarzen Comics tapezieren...! Die Räume sind also schon okay und die Kombination mit der Buchhadlung ist ideal. Daher: wenn etwas anderes sein sollte, dann müsste es ein Architekturzentrum sein. Etwas richtig großes, wo man auch eine Buchhandlung, auch mit Architekturfilmen zum ausleihen, ein Café, einen Raum für große Veranstaltungen etc. zusammenfassen kann. So etwas, was viele andere Städte durchaus haben. Berlin (DAZ), Kopenhagen mit dem großartigen DAC, die Schweiz in fast jeder Kleinstadt, in Frankreich das arc en rêve centre d'architecture in Bordeaux, oder natürlich auch das AZW in Wien. So etwas könnte München schon noch vertragen.

R.G.
Aber ohne kommerzielle Inhalte, oder?

N.B.
Absolut! Wirklich vergleichbar mit dem Dänischen Architekturzentrum. Das ist ein riesiges altes Kontorhaus mit fantastischen Ausstellungsräumen. Es wird sogar eine Zeitschrift in der Auflage von 50.000 Stück gedruckt, die kostenlos über die ganze Stadt verteilt wird. Das zahlt der Staat Dänemark! Aber bei denen tragen auch die Weihnachtsbäume mit moderner Architektur bedruckten Weihnachtsschmuck. Das ist eine andere Denke. Ähnlich ist es in Wien...

R.G.
Dann gäbe es Deiner Ansicht nach mindestens zwei funktionierende Formen von Architekturzentrum, die man für München adaptieren könnte?

N.B.
Ja, mehr als zwei, aber die beiden Beispiele sind schon prima. Hier in München ist auch dieses - wie vieles - ein bisschen dispers. Hier der BDA, da die Kammer, hier die Galerie... Da gäbe es schon einiges, was man sinnvoll zusammenlegen könnte...

R.G.
Vielen Dank für das Gespräch liebe Nic und bitte mach weiter so!

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