Zeitgenössische Architektur in Bayern

Pavillon 21 MINI Opera Space

Der "Pavillon 21 MINI Opera Space" wurde als temporärer Mehrzweckraum für ca. 300 Besucher auf dem Münchner Marstallplatz situiert. Er wurde für eine Vielzahl verschiedener Nutzungen der Opernfestspiele 2010 vorgesehen und mobil konzipiert, so dass er auch an anderen Orten eingesetzt werden kann.

Der Entwurf beschäftigt sich mit den physikalischen Einflüssen auf die Hörwahrnehmung und deren Veränderbarkeit durch Gebäudeformen und Materialien. Im Gegensatz zu gebauter Architektur hat Schall / Musik keine gegenständliche Gegenwart, so dass Wahrnehmung immer nur im Moment des Entstehens erfolgt. Hier allerdings von höchster Schönheit bis hin zu schmerzhafter Unerträglichkeit. In Architektur und Stadtplanung ist die akustische Gestaltung von Außenräumen ein kaum beachtetes Entwurfsthema, weshalb viele Orte in ihrer psychologischen Wahrnehmung unattraktiv sind.

Ziel des Entwurfes ist es, einen einzigartigen „Soundscape" (Geräuschkulisse) zu erzeugen, um einerseits offensichtlichen Lärm zu reduzieren, aber vor allem „geräuschlose Bereiche" neben dem Pavillon zu schaffen. Eine absolut „geräuschlose Zone" zu gestalten ist hier technisch unmöglich; vielmehr ist ein Bereich gemeint, in dem man den Eindruck hat, der „Soundscape" verändere sich derartig, dass man eine beruhigte, fast stille Umgebung am Pavillon wahrnimmt.

Die Strategie zur Erzielung dieses Effektes umfasst drei Regeln. Erstens, den Abschirmungseffekt vom Platz zur Straße, zweitens die Geometrie des Pavillons so auszuformen, dass seine Oberflächen Lärm sammeln oder ablenken, und drittens die Oberflächenbeschaffenheit des Pavillons und des Podests, um Schall zu absorbieren und zu reflektieren. Der gebauten, räumlichen Struktur kommt hier die Aufgabe eines „Transformators" zu, der die Wahrnehmung von Musik sowohl im Innen-als auch im Außenraum beeinflussen wird.

Bei der Formfindung für das Pavillonvolumen wurde parallel mit den akustischen Simulationsberechnungen das Thema räumliche Materialisierung von Musik angewandt und Musiksequenzen als dynamische und raumbildende Kräfte verwendet. Als Ausgangspunkt zur Abstraktion von Musik in räumliche Form wurde hier eine Sequenz aus dem Song „Purple Haze" von Jimi Hendrix "...Scuse me while I kiss the sky (blue)..." transkribiert. Durch Analyse eines Frequenzausschnittes aus dem Song und Verknüpfung mit dem computergenerierten 3D-Modell, wird mit Hilfe des „Scripting", (des Schreibens des Songs auf die Außenhülle), parametrisch das Volumen in pyramidenförmige „Spike-Konstruktionen" in räumlich erfahrbare „gefrorene Musik" transformiert.

Um die Ziele für die Raumakustik des Innenraums umzusetzen, werden für Innenwand-und Deckenflächen eine Kombination von perforierten und absorbierenden Sandwichpaneelen und klangstreuende pyramidenförmige „Innen-Spikes" vorgeschlagen. Der Bodenbelag des Pavillons ist als reflektierender ebener „Bühnenboden" ausgeführt. Schallreflektierende, parallel gestellte Wand-und Deckenflächen werden vermieden und daher geneigt oder verdreht. Die lichten Innenmaße betragen 21 Meter Länge, 17 Meter Breite und eine variable Höhe von 6 bis 8 Metern. Ein offener flexibler Hinterbühnenbereich dient als Umkleide, Lager und Technikbereich.

  • Standort

    Marstallplatz
    80539 München
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Bauherr

    Bayerische Staatsoper

  • Baubeginn

    2010

  • Fertigstellung

    2010

  • Baukosten

    2,1 Mio Euro

  • Nutzung/Gebäudetyp

    Temporäres Pavillon

  • Baumaßnahme

    Temporärer Bau

  • Bauweise

    Holz, Stahl

  • Kennzahlen

    Grundstücksfläche 1.790 m²
    Netto Nutzfläche 430 m²
    Bruttogeschossfläche 560 m²
    Bruttorauminhalt 4.350 m³
    Gebäudelänge 38,5 m
    Gebäudebreite 25,5 m
    Gebäudehöhe 12,5 m