Check in statt Burn out | Nr. 1

Arbeiten Sie auch zuviel? Wie man sich durch kurze Auszeiten vor dauerhafter tiefer Erschöpfung schützen kann. Eine Reihe über Hotels, die für eine kurze intensive Auszeit um den Akku wieder aufzuladen, mehr bieten, als gewöhnliches Wellness.

Teil 1: Waldbaden im Hotel "Das Kranzbach" bei Garmisch Partenkirchen

Ich habe lange Zeit gedacht, dass man sich nachts und am Wochenende oder selbstverständlich im Urlaub erholt und dazwischen ohne Unterlass reinpowern kann. Nach dem Motto: Wenn mir die Energie ausgeht, wird ein großer Urlaub pro Jahr es schon wieder richten, davor und danach kann ich an meine Grenzen gehen... Leider stimmt das so nicht, denn der Körper ist ein komplexes System, welches unbedingt zwischendrin immer wieder runtergefahren werden muss, vor allem das Nervensystem. Und das kann bereits an einem verlängerten Wochenende gelingen!

Denn immer mehr anspruchsvolle Hotels richten sich auf die gesteigerten Bedürfnisse nach tiefer Entspannung ein und bieten neben Massagen und dem klassischen Wellnessen zunehmend spezielle Wanderungen an wie etwa das „Waldbaden", Beratung durch ausgebildete Coaches oder Messungen des „Lebensfeuers". Es muss ja nicht gleich eine Burn-out-Gefahr vorliegen. Schon chronisch mangelnde Bewegung bei stetig zu hoher Energiezufuhr können Körper und Psyche aus dem Lot bringen. Wussten Sie, dass heutzutage mehr Übergewichtige, als Untergewichtige auf der Erde leben? Und wussten Sie, dass 60% der Weltbevölkerung es nicht schafft, am Tag die empfohlenen 30 Minuten moderater körperlicher Aktivität nachzukommen? „Sitting is the new smoking." heißt es bereits...

Was bedeutet eigentlich Burn-out oder Erschöpfungssyndrom?

Ein ganz wesentliches Indiz ist die Gehirnaktivität, die für zu lange Zeit auf einer Frequenz arbeitet, die eigentlich Notfällen vorbehalten sein sollte. Hirnfrequenzen lassen sich genau einteilen und es gibt solche, die im Schlaf, bei Entspannung, bei Konzentration und so weiter vorherrschen und eben jene Frequenz, die bei akutem Stress und damit einhergehender Angst bestimmte Hormone ausschüttet, die uns kurzfristig - entsprechend einer akuten Gefahr körperlich leistungsfähig machen, um zu fliehen oder anzugreifen. Danach muss das Gehirn jedoch wieder runterfahren, um sich zu erholen. Passiert das nicht, weil wir uns in einen Dauerzustand der Anspannung befördert haben, vergiften wir uns mit den körpereigenen Stresshormonen regelrecht selbst und schaden unserem Organismus auf Dauer massiv. Das schlechte an dieser Nachricht? Wir werden süchtig nach Ihnen! Wie bei äußerlich zugeführten Drogen, entsteht in der Zelle ein Milieu, welches auf Dauer süchtig macht.

Fährt nun ein Burn-out-Betroffener in den Urlaub und glaubt, er könne sich von heute auf morgen einfach an den Strand legen und nichts tun, hat er sich getäuscht. Er kommt quasi auf Entzug und ist verlockt, den Level der körpereigenen Hormone durch mutwillig herbeigeführten Stress auf Niveau zu halten. Das sind dann die Menschen, die mit dem Kellner einen Streit über die falsche Weintemperatur vom Zaun brechen...

Um eine Sucht nach Stress zu vermeiden, müssen wir also zwischendrin immer wieder komplett runterfahren. Das geht natürlich zu Hause durch regelmäßigen Sport und|oder Meditation oder die Beschäftigung mit Hobbys. Besser noch, man plant zwischen den längeren Urlauben immer wieder ein paar Tage in einem nicht nur schönen, sondern auch "klugen" Hotel ein.

Hier meine erste Empfehlung in dieser Reihe:

Das Kranzbach
Entfernung: 100 Kilometer von München
Charakter: geschmackvoll, niveauvoll, unaufgeregt, ruhig, ungewöhnlich im besten Sinne, großzügig, mitten in der Natur gelegen
Angebot: Entspannungsretreats wie Qi Gong, Pilates, Tiefenentspannung, Gelassenheit; jeweils 3 Nächte
Aktivworkshops wie Laufen (3 Nächte), Fitwoche (5 Nächte)
Yogaretreats von verschiedener Dauer, teils mit Lehrern aus Asien
Es gibt einen übersichtlichen Jahreskalender über das gesamte Angebot.
Der Wellnessbereich sucht seinesgleichen – die Massagen sind von hervorragender Qualität.

Zudem bietet das Kranzbach das sogenannte „Waldbaden" an. Was sich zunächst nach einem bemühten Marketingbegriff anhört, entpuppt sich als fundiertes Konzept, welches sich uraltes Heilwissen bzgl. der ätherischen Duftstoffe und der weiteren entspannend wirkenden Eigenschaften eines Waldes zunutze macht. Die in der Waldluft enthaltenen Terpene lassen bereits nach einem Tag die körpereigenen Widerstandskräfte ansteigen und aktivieren die Selbstheilungskräfte. Die Konzentration oben genannter Stresshormone wird umgehend reduziert, der Blutdruck gesenkt und die Herzfrequenz ausgeglichen. Die Psyche kann „durchatmen" und sich ent-spannen!

Mediziner schickten die eine Hälfte von Probanden auf einen einstündigen Spaziergang durch den Wald und die andere durch die Stadt. Vor und nach dem Gang überprüften die Ärzte Blutdruck, Lungenkapazität und Elastizität der Arterien. Bei den Waldspaziergängern war der Blutdruck signifikant gesunken, die Lungenkapazität hatte zugenommen und die Elastizität der Arterien hatte sich verbessert. Keine Unterschiede ergaben hingegen die Messwerte bei den Stadtspaziergängern. Das Waldbaden kommt aus Japan und wird dort schon lange erfolgreich praktiziert.

Um auch die Yogaübungen im Wald zu ermöglichen, hat das 4-Sterne Superior Hotel eigens eine hölzerne Plattform (ohne Metallschrauben) in seinen 13 Hektar großen Wald gebaut. Sie ist herrlich! Und wer seinen Waldbaden-Aufenthalt konsequent gestalten will, bucht die Übernachtungen im hoteleigenen Baumhaus!

Dr, med. Christine Müller, medizinische Leiterin des Kranzbach, im Video über den Wald als Therapeutikum

Hier zur Architektur des Kranzbach