Messe Bau:Schöner Wohnen auf engstem Raum

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Wer keinen Platz nach links oder rechts hat, faltet die Schranktüren einfach auf. (Foto: Robert Haas)
  • Immer mehr Singles suchen nach kleinen, bezahlbaren Wohnungen, die dennoch gemütlich und gut ausgestattet sind.
  • Bei der Messe Bau zeigen Aussteller intelligente Systeme, um auch aus wenig Platz einen funktionierenden Haushalt zu machen.
  • Auch für das Büro gibt es zahlreiche Lösungen - die schon fast wohnlich wirken.

Von Anna Hoben

Wohnraum in den Ballungszentren wird knapper, gleichzeitig findet eine "Versingelung" der Gesellschaft statt. Zusammenrücken, das Zauberwort wird deshalb immer wieder beschworen, und wie das funktionieren kann, ist zurzeit auf der Messe Bau zu sehen. Noch bis Samstag können Fachleute sich auf der weltweit größten Messe ihrer Art über die Trends in Architektur, Materialien und Systemen informieren.

An Messeständen tritt man einander ja ohnehin gern mal auf die Füße. Wenn sich die Frequenz des Auf-die-Füße-Tretens allerdings auf mehr als zwei Mal pro Minute erhöht, dann ist dies auf der Messe Bau ein Indiz dafür, dass man sich gerade in einem Kleinstapartment befindet. Zum Beispiel am Stand der Firma Häfele aus Nagold, einem Zimmer mit Küche und Bad auf wenigen Quadratmetern. Man fühlt sich ein wenig wie auf einer der Massenbesichtigungen, die in Münchens Wohnungen täglich stattfinden. Nur der Makler fehlt.

Messe Bau
:Kluge Lösungen für kleine Wohnungen

Bei der Messe Bau zeigen Aussteller, wie man wenig Raum in einer Wohnung gut ausnutzen kann.

Zusammen mit dem Erfurter Architektenbüro PAB hat die Firma für Möbel- und Baubeschläge ein sogenanntes Mikro-Apartment entwickelt. Es ist wahlweise in einer Größe von 20, 25 oder 30 Quadratmetern zu haben und richtet sich an moderne, gehobene, großstädtische Singles. Also an Pendler, Kurzzeitbeschäftigte, Berufsnomaden und Studenten.

In einem Mikro-Apartment steht der moderne Großstadt-Single morgens auf und räumt als erstes sein Bett weg. Einfach hochklappen, die Matratze ist nun quasi in der Wand und das Bett zum Sofa mutiert. Der Single geht zum Duschen ins Bad, im Winter schaltet er die Spiegelheizung ein, der Spiegel beschlägt dann nicht. In einer Säule in der Mitte ist Platz für alles, was in einem Bad so Platz finden muss, von der Toilettenpapierrolle bis zum Duschgel.

Der Single setzt Kaffee auf und schlendert zum begehbaren Kleiderschrank, in dem er auch seine Getränkekisten aufbewahrt. Wenn er angezogen ist, zieht er das Sideboard zu einem Tisch aus und trinkt in Ruhe seinen Kaffee. Hat er beim Zubereiten des Frühstücks etwas Müsli verschüttet, kehrt er das noch rasch zusammen und saugt es, schwuppdiwupp, mit einem Sockelstaubsauger auf, der unterm Herd fest installiert ist. Wenn der Single abends nach einem Arbeitstag in seine Wohnung zurückkehrt, hat er die Wahl: fernsehen, oder nicht fernsehen. Will er lieber nicht fernsehen, schiebt er ein Wandbild über den Flachbildschirm, dann muss er auch den Fernseher nicht sehen.

Komfort auch bei wenig Platz

Jeder Quadratzentimeter wird genutzt, der Bewohner soll nicht auf Komfort verzichten, auch wenn wenig Platz zur Verfügung steht. "Solche flexiblen, kompakten Apartmentlösungen gewinnen immer mehr an Bedeutung für Investoren, Architekten, Betreiber und Hersteller", sagt die Architektin Krista Blassy. Billig sind die Wohnmodule freilich nicht. Je nach Ausstattung kostet ein 20-Quadratmeter-Apartment etwa 8000 bis 10 000 Euro, die größere Business-Variante ist für 12 000 bis 15 000 Euro zu haben.

Setzt man seinen Rundgang über die Messe fort, hört man immer wieder ein Wort heraus: intelligent. Die Wohnung, das Haus der Zukunft, sie sollen vor allem intelligent sein, smart. Ob das damit zu tun hat, dass der Mensch in Zeiten der smarten Geräte immer zerstreuter wird? Egal, gegen Dinge, die den Alltag erleichtern, ist erst einmal nichts einzuwenden, und es stimmt ja auch, was die Herren am Stand des Unternehmens Busch-Jäger aus Lüdenscheid beklagen: dass man eine Menge Schalter an der Wand im Wohnzimmer hat und nicht weiß, welcher wofür zuständig ist.

Auch das Büro soll gemütlicher werden

In dem System, das die Firma entwickelt hat, lässt sich alles bequem an einem einzigen 4,3-Zoll-Display steuern, von der Jalousie über das Licht bis zur Heizung. Mit dem Laptop oder Smartphone können die Funktionen auch aus der Ferne bedient werden. Bevor er sich von der Arbeit aus auf den Heimweg macht, kann der Bewohner dann schon mal vorheizen.

Doch nicht nur das Wohnen, auch das Arbeiten der Zukunft wird auf der Messe beleuchtet. Da ist etwa der Stand von Feco-Feederle, einer Firma aus Karlsruhe, die mit ihren gläsernen, abgerundeten Trennwänden fünf Raumzonen präsentiert, die im Büroalltag eine Rolle spielen: für Kommunikation, Inspiration, Team, Konzentration und Meeting. In München hat Feco-Feederle die neue Microsoft-Zentrale mitgestaltet. Wenn man die farbenfrohen, gar gemütlichen Büroräume am Messestand betrachtet, könnte man meinen, Arbeiten sei das neue Wohnen.

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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