Alte Akademie:Gegen eine Kommerzkulisse

Alte Akademie in München, 2017

Wie soll das Erdgeschoss aussehen? Darüber gibt es Streit.

(Foto: Allessandra Schellnegger)

Die Auseinandersetzung um die Pläne für die Alte Akademie gewinnt an Schärfe

Von Alfred Dürr

Wenige Wochen, bevor der Stadtrat über das Modernisierungskonzept für die Alte Akademie an der Neuhauser Straße entscheiden wird, nimmt die öffentliche Auseinandersetzung zu diesem Thema an Schärfe zu. Die Gräben zwischen denjenigen, die das bauliche Erscheinungsbild des denkmalgeschützten Komplexes bewahren wollen und dem Investor, der an den Arkaden und an der Fassade Veränderungen vornehmen will, scheinen unüberwindlich. Das wurde bei der Podiumsdiskussion deutlich, zu der die Bayerische Akademie der Schönen Künste in die Residenz eingeladen hatte.

Besonders für Christoph Stadlhuber aus dem Vorstand der österreichischen Signa-Gruppe, die 2013 den geschichtsträchtigen Komplex im Erbbaurecht vom Freistaat übernommen hatte, war es an diesem Abend nicht leicht. Zu viel Kommerz, zu wenig Rücksichtnahme auf öffentliche Belange und auf den Denkmalschutz - diese Vorwürfe musste sich der Chefmanager des Tiroler Immobiliengroßunternehmers René Benko immer wieder von Debattenteilnehmern anhören. Stadlhuber warnte vor "einseitigen und unehrlichen Debatten" und davor, "immer nur Fronten aufzubauen".

Die Kontroverse spitzt sich auf die Frage zu, ob die vorhandenen Arkaden erhalten bleiben sollen und wie viele gläserne Portale in die historische Fassade geschnitten werden dürfen. Die neue Nutzung mit Geschäften muss sich dem Denkmal anpassen und nicht umgekehrt, forderte Meike Gerchow. Sie gehört dem Landesdenkmalrat an und ist Sprecherin des Denkmalnetzes Bayern. Also dürfen für sie die Arkaden nicht angetastet werden und es kann keine weiteren Öffnungen an der Fassade geben.

Andreas Meck, Architektur-Dekan an der Hochschule München, warnte vor einer "sinnentleerten Kulissenarchitektur". Die Arkaden aufzugeben, hätte eine "katastrophale Wirkung" für die Innenstadt-Entwicklung, denn dann wollten auch andere ihre Durchgänge in Geschäftsräume umwandeln. Signa ist zwar Grundeigentümer, aber die Arkaden vor der Alten Akademie sind als öffentlicher Raum gewidmet. Die Auseinandersetzung geht darum, ob diese Widmung geändert wird oder nicht.

Stadtbaurätin Elisabeth Merk sagte, die Bürger wünschten sich Zonen in der Stadt, "die nicht durchkommerzialisiert sind". Gerade bei der Alten Akademie geht es für sie auch um eine bestimmte "Haltung", die das Projekt ausstrahlt: "Es soll sich zur Stadt und ihren Bürgern bekennen und nicht zu Signa." Etwa beim neuen Siemens-Hauptquartier ist dieses Bekenntnis zur Stadt für sie erfüllt worden: Das Gebäude neben dem Palais blieb stehen, und so konnte das Ensemble das Bild hin zum Wittelsbacherplatz weiter prägen.

Generalkonservator Mathias Pfeil lobte das Baseler Büro Morger Architekten, das den Wettbewerb gewonnen hatte. Es sei gelungen, das Denkmal weiterzuentwickeln. Trotzdem blieben die Zeitschichten gut "ablesbar". Alle Beteiligten hätten die große Bedeutung des Projekts respektiert. Die Alte Akademie lebe durch Veränderungen. Die Arkaden stellen für Pfeil "keine denkmalfachlichen Schwerpunkte" dar.

Die Auseinandersetzung über die Arkaden und den Umgang mit öffentlichen Räumen solle fair geführt werden, forderte Christoph Stadlhuber. Er wies darauf hin, dass erstmals seit 400 Jahren der Innenhof der Alten Akademie geöffnet wird: "1200 Quadratmeter öffentlicher Raum gehen an die Bürger zurück." Wolfgang Fischer, der Interessensvertreter der Innenstadt-Geschäftsleute, stellte die Funktion der Arkaden in Frage. Sie seien nach dem Krieg als eine Art "Schutzzone" für die Passanten entstanden, als durch die Kaufingerstraße der Auto- und Straßenbahnverkehr toste. Heute benutzten in der Fußgängerzone nur noch wenige den Durchgang.

Der Architekturhistoriker und Moderator der Veranstaltung, Winfried Nerdinger, kritisierte den Freistaat. Diesem sei es nur um einen möglichst lukrativen Verkauf der Alten Akademie gegangen. Vorgaben, zum Beispiel zu einer kulturellen Nutzung, habe der Staat nicht gemacht.

Signa hatte dennoch der Richard-Strauss-Akademie Flächen in ihrem Projekt zur kostenlosen Nutzung angeboten. Das Geburtshaus des bedeutenden Komponisten des 20. Jahrhunderts lag ja in unmittelbarer Nähe, am Altheimer Eck. Und der Richard-Strauss-Brunnen vor der Alten Akademie ist bereits eine Referenz an den berühmten Münchner Bürger. Angenommen worden sei das Angebot allerdings nicht, sagte Stadlhuber: "Zwingen können wir niemand."

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