Ikea in München:Der kleine Billy will in der Innenstadt abgeholt werden

Ikea eröffnet Filiale in Hamburg-Altona

Vor fünf Jahren hat Ikea in Hamburg eine Filiale in einer Fußgängerzone eröffnet. Nun soll das Modell Schule machen.

(Foto: Daniel Reinhardt / dpa)
  • Ikea sucht einen dritten Standort im Großraum München - und zwar nicht unbedingt in einem Gewerbegebiet, sondern im Stadtzentrum.
  • Drei konkrete Optionen hat der Möbelkonzern bereits prüfen lassen. Favoritin ist die Paketposthalle an der Arnulfstraße.
  • Der Konzern will so junge Kunden zurückgewinnen, die nicht mit dem Auto ins Umland fahren.

Von Christian Krügel und Pia Ratzesberger

Ginge es nach Ikea, gäbe es in München längst ein neues Möbelhaus. Doch das würde womöglich nicht wie bisher weit draußen stehen, in Eching oder Brunnthal. Sondern mitten in der Stadt. Der schwedische Konzern mit SItz in den Niederlanden nämlich sucht seit Jahren nach einem dritten Standort in München; und wie jetzt bekannt geworden ist, zieht das Unternehmen dabei auch in Erwägung, ein Möbelhaus in der Innenstadt zu eröffnen.

Schon Anfang des vergangenen Jahres hatten die Technische Universität (TU) München und das Architektenbüro Studio Stadt Region im Auftrag der Firma drei mögliche Standorte für ein neues Haus untersucht: die Paketposthalle, den Ratzingerplatz und den Kapuzinerplatz. Der Plan wäre, dort jeweils nicht nur ein Möbelhaus zu bauen, sondern den ganzen Ort, das Viertel mitzudenken. So macht Ikea das mittlerweile auch in anderen Städten, in Kopenhagen oder in Nizza. Das Unternehmen will nicht mehr nur Wohnungen gestalten, sondern ganze Stadtteile. Jetzt also München.

Für junge Städter nämlich, die kein Auto mehr haben, sind die Häuser von Ikea im Umland längst zu weit weg, längst nicht mehr attraktiv. Sie wollen sich das neue Sofa zwar ansehen, bestellen dann aber im Internet und lassen liefern. Ein Konzept, das auch andere Möbelfirmen wie Home24 verfolgen. "Ikea will wieder an die junge Generation ran und brachte die Bereitschaft mit, seine bisherige Strategie radikal zu ändern", sagt Alain Thierstein, Professor für Raumentwicklung an der TU, einer der Autoren der Studie. "Dafür aber muss man weg von dieser blau-gelben Kiste."

Drei mögliche Standorte sind im Gespräch

An allen drei Standorten also sieht seine Studie vor, dass Ikea mit anderen zusammenarbeitet, mit Sportvereinen oder Unternehmen, mit Restaurants oder Sozialverbänden. In der Studie heißt es, bei Ikea wünsche man sich, zu zeigen, dass die Firma "auch anders könne".

In der Paketposthalle also wäre ein Co-Working-Space denkbar oder ein Repair-Café, schreiben die Autoren. Am Ratzingerplatz könnte ein öffentliches Stadtfoyer entstehen, ein Treffpunkt für die Menschen im Viertel. Am Kapuzinerplatz wiederum, wo heute die Agentur für Arbeit sitzt, sei es sinnvoll, dass andere Händler miteinzögen, dass es viele kleine Shops gebe. In den oberen Stockwerken könnten "bezahlbare Wohnungen" entstehen, in Zusammenarbeit mit Wohnungsbaugesellschaften. Davon profitiere am Ende die Stadt. Und auch Ikea und dessen Image.

Was Ikea zu den Plänen sagt

In Kopenhagen plant das Unternehmen bereits ein ähnliches Projekt. Dort zieht Ikea ein Haus in der Innenstadt hoch, zudem soll es 500 Studentenappartements geben, die übernimmt eine Partnerfirma. Auch in Nizza plant das Unternehmen ein neues Möbelhaus, am selben Ort 300 Wohnungen. In Hamburg hat Ikea vor vier Jahren ein Haus in der Fußgängerzone eröffnet, damals allerdings viele Parkplätze gebaut, die heute kaum einer nutzt. Denn mehr als 80 Prozent der Kunden kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Bei Ikea hat man verstanden, dass sich das Leben in den Städten stark verändert hat - und versucht nun, darauf zu reagieren. Früher gab es in Münchens Zentrum noch mehrere Möbelhäuser, als letztes hat vor vier Jahren der XXXLutz an der Theresienhöhe zugemacht. Ikea aber hatte seine Häuser schon immer weiter draußen. Das erste Haus in Deutschland eröffnete das Unternehmen 1974 in Eching, 2003 eines in Brunnthal - beide Orte seien für eine "wachsende Gruppe potenzieller Kunden unattraktiv", heißt es in der Studie. Ein guter Standort ist für Ikea also einer, der mit Bus und Bahn schnell zu erreichen ist: Der beste Standort von den drei untersuchten wäre daher die Paketposthalle, schreiben die Autoren. Fünf Minuten von der S-Bahn-Station Hirschgarten entfernt, zwei Trambahnlinien vor der Türe.

Bei der Post aber ist aus der Pressestelle lediglich zu erfahren: "Es fanden keine Gespräche mit Ikea statt." Nicht äußern will man sich zu der Nachfrage, ob es Verhandlungen mit Projektentwicklern gegeben habe. In den vergangenen Jahren hatte die Post bereits mehrmals überlegt, das Gebäude an der Arnulfstraße zu verkaufen. Zuletzt war die Halle als Standort für ein neues Konzerthaus oder auch als Ausweichquartier für den Gasteig im Gespräch.

Eine Sprecherin von Ikea will sich zu den Plänen ebenfalls nicht äußern. Man prüfe mehrere Standorte, in der Innenstadt wie im Umland, sagt sie. Es sei aber durchaus denkbar, "dass es ein Standort wird, der nicht typisch für Ikea ist und den man erst einmal nicht mit uns in Verbindung bringen würde".

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