Milbertshofen:Markante Schuhkartons

Gebäudekomplex  Moosacher Straße 92

Das Gebäude soll 20 Stockwerke hoch aufragen.

(Foto: Hilmer Sattler Architekten)

Der Komplex MO82 wird die Moosacher Straße verändern. Lokalpolitiker haben Änderungswünsche zum Projekt

Von Nicole Graner, Milbertshofen

MO82 hat nichts mit R2D2 und C-3PO zu tun, den lustigen Robotern aus dem Star-Wars-Epos. Es ist vielmehr ein fünfteiliger Gebäudekomplex, der an der Moosacher Straße 82 in Milbertshofen errichtet werden soll. Der Komplex wird nicht futuristisch, wie der Name vermuten lassen könnte, sondern eher eintönig: viele Fenster, gleiche Rechtecke aneinander gereiht, 20 Stockwerke. Auf der Längsseite in einer Reihe vier, auf der breiten Fassade zehn.

Diese Kunst der Architektur polarisiert. Sie gefällt oder entsetzt. "Copy-und-Paste"-Architektur, ein "grässlicher Klotz", "langweilig" - viele Begriffe fielen den Kritikern des geplanten Hotels, des Boardinghauses und der Mikro-Appartements im Bezirksausschuss (BA) Milbertshofen-Am Hart ein. Und sie wünschten sich in der Debatte zum Bauantrag eine Verbesserung der Fassade. Es ist nicht sicher, ob diese von den Architekten kommen wird, aber, so hieß es in der jüngsten BA-Sitzung: "Verbesserungen seien bei einer Projektpräsentation" eingearbeitet worden. Bauteil eins und zwei - der Querbau und der Turm sowie das Boardinghaus (Bauteil fünf) sind vom Architekturbüro Hilmer Stattler entworfen - werden ein Hotel mit 329 Doppelzimmern. Sie sollen jeweils 18 Quadratmeter groß sein; die 136 Vier-Bett-Zimmer messen 22 Quadratmeter. 1202 Betten wird das Zwei-Sterne-Hotel haben. Im Erdgeschoss befinden sich die Lobby, das Restaurant, die Küche, ein Raum für Koffer. der Personalaufenthaltsraum und Büroräume. Check in und Check out erfolgen, so die Planer, teilautomatisch. Das Restaurant soll 24 Stunden geöffnet haben.

Das Boardinghaus soll laut Betriebsbeschreibung aus 105 Business-Appartements bestehen, die Zimmer sind jeweils 21 Quadratmeter groß. Sie sind ausgestattet, mit einem Einzelbett, Duschbad/WC und einer Kitchenette. Es gibt eine Gemeinschaftsfläche, eine Lounge und einen Waschmaschinenraum für alle Bewohner. Das Studentenwohnheim mit zahlreichen Mikro-Appartemens (Bauteil vier) haben eine Gesamtfläche von 55 200 Quadratmeter, die Büroflächen (Bauteil drei) erstrecken sich auf 21 567 Quadratmetern. Beide Bauteile planten Steidle Architekten.

Fest steht: Dieses Projekt ist so groß, dass es die Moosacher Straße verändern wird. Der hohe Turm wird weithin sichtbar sein; der aus fünf Bauteilen bestehende Gebäudekomplex etabliert einen architektonischen Einschnitt.

Wohl auch deshalb konnte sich Wolfram Mattern von der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss nach wie vor nicht mit dem, wie er sagte, "schaurigen Gebäudekomplex" anfreunden. "Hier mangelt es an Einfallsreichtum", sagte er. Dieser Hotel-Turm sei fast doppelt so hoch wie die neun- bis zwölfgeschossigen Wohngebäude des Olympiadorfes. Aus Spaß, und weil es ihm nicht aus dem Kopf gegangen sei, hat der Architekt selbst in Zeichnungen versucht, den Turm mit einer anderen Fassadenoptik zu verschönern. Er unterbrach die Eintönigkeit mit Einschnitten und gestaltete den Abschluss des Daches offener. "Es geht also", sagte er. Wenn man wolle. Auch müsse ein höherwertig gebautes Haus keineswegs teurer sein als ein "schlecht geplantes".

Auch CSU-Fraktionsvorsitzender Erich Tomsche stritt nicht ab, dass man mit Sicherheit "schickere" Hochhäuser bauen könne. Aber die Frage sei doch, wie hoch die Miete dann sei. "Ich finde", so betonte Tomsche, "dass das Hochhaus sehr gut in die Gegend passt". Man brauche dringend Wohnraum, dann bleibe eben nur die Möglichkeit, in die Höhe zu bauen. Auf die Schönheit wollte man sich im Bezirksausschuss bei MO82 nicht festlegen. Auch wenn Rosemarie Buchner (ÖDP) einen neuen Namen für die Gebäude von MO82 fand: "Schuhschachteln".

Die Lokalpolitiker einigten sich auf den Nutzen und stimmten dem Bauantrag zu. Allerdings mit drei Empfehlungen an die Planer: die Fassaden auch wirklich so zu bauen, wie sie in den neuen Projektzeichnungen vorgestellt wurden, genügend Fahrradstellplätze einzuplanen und sich noch einmal Gedanken zu machen, wie Busse vor dem Hotel parken können.

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