Am Hirschgarten:Ein Stück Stadt wächst in die Höhe

Hirschgarten 'Friends'

Der Blick vom einen Turm mit den vorspringenden Fassadenteilen (vorne rechts) auf das Zwillingshochhaus (rechts hinten).

(Foto: Florian Peljak)

Sie sind die markantesten Objekte des Viertels: Die beiden Wohntürme des Friends-Projekts an der Friedenheimer Brücke sind im Rohbau fertig. Wer hier einziehen will, zahlt 11 000 Euro für den Quadratmeter - und für einen guten Ausblick.

Von Alfred Dürr, Neuhausen-Nymphenburg

Das neue Stadtquartier Am Hirschgarten auf dem ehemaligen Bahnareal zwischen dem Hauptbahnhof und Pasing nimmt immer mehr Gestalt an. Die markantesten Objekte des Viertels, die beiden zusammengehörenden Wohnhochhäuser an der Friedenheimer Brücke mit dem Projektnamen Friends, sind jetzt im Rohbau fertig.

Ende August haben die Fassadenarbeiten, die Installation der Haustechnik und der Innenausbau begonnen. In knapp einem Jahr sollen die 260 Wohnungen auf jeweils 15 Etagen fertig sein. Gut erkennen kann man bereits jetzt das für Münchner Neubauten ungewöhnliche Äußere der beiden Türme. In den mittleren und oberen Stockwerken falten sich die Gebäudehüllen in freien Variationen zu Erkern und geben den Fassaden ihre spezielle Struktur.

Kritiker nennen die Türme einheitlichen Wohnungsbrei

Wer mit der Bahn vorbeifahre oder sich auf anderen Wegen dem Neubauquartier nähere, "der guckt einfach hin", sagt Architekt Ludwig Wappner aus dem Münchner Büro Allmann Sattler Wappner. Gerade der Rohbau vermittle sehr gut das besondere Konzept für die beiden jeweils 53 Meter hohen Häuser. Die Erker bringen nicht nur mehr Platz in den Wohnungen, sie sorgen für Licht und schöne Ausblicke.

Die Architekturkritik und die öffentliche Meinung gehen teilweise nicht zimperlich mit dem Neubauquartier am Hirschgarten um. Von langweiligem Wohnungsbrei und trostloser Bauklötzchen-Architektur ist dann die Rede. Ursprünglich wollte man dem Viertel mit vier bis zu 120 Meter hohen Gebäuden an der Friedenheimer Brücke Konturen geben. Doch Anti-Hochhaus-Initiativen befürchteten eine massive optische Beeinträchtigung des Nymphenburger Schlossrondells. Da also das Turm-Ensemble politisch nicht durchsetzbar war, sollten einige sogenannte Hochpunkte das Quartier prägen.

Trends und Bedürfnisse der Zukunft

Mit der Friends-Architektur gelingt der besondere Blickfang. Der Investor, die Landesbank Baden Württemberg, will sich aber nicht nur in der Gestaltung der Häuser vom üblichen Wohnungsbau abheben. Man greife hier Trends und Bedürfnisse der Zukunft auf, sagt der Projektverantwortliche Heiner Krull. So wird es beispielsweise eine große Küche geben, die die Hausgemeinschaft für Feiern mit Freunden nutzen kann. Auf den großzügigen Dachterrassen auf den beiden Häusern können sich ebenfalls alle Bewohner entspannen. Die vorspringenden Fassadenelemente mit den raumhohen Fenstern sollen das moderne Lifestyle-Ambiente betonen.

60 Prozent der Wohnungen seien bereits verkauft, heißt es. Beliebt sei das Projekt Friends besonders bei einheimischen Eigennutzern und Kapitalanlegern. 65 Prozent der Käufer kämen aus München und dem Umland, 11 Prozent aus dem Ausland - speziell aus China, Dubai, USA und Singapur. Insgesamt neun verschiedene Wohnungstypen werden angeboten, mit Größen zwischen 45 und 145 Quadratmetern. Einige der bisherigen Käufer haben mehrere Wohnungen zusammengelegt. Bis zu 11 000 Euro kostet der Quadratmeter. Insgesamt wirkt die Anlage sehr dicht, urban und kompakt. "Das hier ist ein Stück Stadt", sagt Ludwig Wappner, "man wohnt nicht auf der grünen Wiese".

Eines der größten Projekte der Stadt

Das "Forum am Hirschgarten", also der zentrale Platz des Neubauquartiers, an dem auch das Friends-Projekt liegt, wirkt belebt. Beschäftigte aus den umliegenden Firmen genießen hier ihre Mittagspause. 2007 wurde mit der Entwicklung des früheren Brachlands und der einstigen Gewerbegebiete zwischen dem Hirschgarten und den Bahngleisen begonnen. Geplant ist das Quartier für 3400 Bewohner und 3100 Arbeitsplätze in den Bürobauten. Damit zählt dieses Gebiet zu den größten Entwicklungsprojekten der Stadt.

Noch fehlt ein wichtiger Schlussstein für das Quartier. An der Friedenheimer Brücke, genau gegenüber von Friends, wird ein Ensemble aus vier Gebäuden mit unterschiedlichen Höhen entstehen. Im vergangenen März hatte das Amsterdamer Büro Wiel Arets Architects den Wettbewerb gewonnen. Wohnungen sind an dieser Stelle nicht vorgesehen. Geplant sind in erster Linie Büros, aber auch Hotels, Läden und Gastronomie. Das höchste Haus wird ein 80 Meter hoher Büroturm sein, der sich leicht überhängend über einem sieben Geschosse hohen Sockelbau erhebt. Eigentümer des Areals sind die Aurelis, die Post und eine Tochter der Hessischen Landesbank.

Nachdem man einst darauf verzichtet hat, mit wirklich hohen Häusern auffällige Zeichen am Eingang zur Stadt zu setzen, könnte es mit den beiden neuen Wohntürmen und den Nachbarbauten doch noch gelingen, dem Quartier einen unverwechselbaren Charakter zu geben.

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