Cookie Fehler:

Cookies sind in Ihrem Browser deaktiviert. Um alle Funktionen z.B. das Login nutzen zu können, müssen Cookies aktiv sein. Bitte aktivieren Sie Cookies in Ihrem Browser.

   
    Drucken Drucken  Diesen Artikel zu den Favoriten hinzufügen Favoriten

Gewofag und GWG: Langsam, und wenig effektiv

Die Wohnungsnot ist groß, München platzt aus allen Nähten und die städtischen Wohnungsgesellschaften kommen mit dem Bau von bezahlbaren Wohnungen nicht nach. Die städtische Gesellschaft Gewofag kündigte gestern ein neues Projekt an. Während am Domagkpark in der Parkstadt Schwabing bereits seit Anfang der Woche für die Realisierung von 107 Wohnungen die Bagger rollen, wurde gestern auch ein neues Quartier mit 340 Wohnungen für Familien und Künstler an der Ludlstraße angekündigt. In Summe ...ein Tropfen auf den heißen Stein, der angesichts der Situation in der bayerischen Landeshauptstadt kaum der Rede wert ist. Zumal der Baustart für das neu angekündigte Projekt frühestens 2017 erfolgen wird.

.

Baustart am Domagkpark
Die Gewofag gibt am Domagkpark in der Parkstadt Schwabing weiter Gas. Während im nördlichen Teil des Areals auf einem 19.600 m² Grundstück der Bau von 420 Wohnungen bereits im letzten Jahr gestartet ist, rollen jetzt auch im südlichen Teil des Areals die Bagger. Der geplante Neubau liegt an der Gertrud-Grunow-Straße und wird rund 8.000 m² Wohnfläche umfassen. Die Entwürfe für das 33 Mio.-Euro-Projekt sind Resultat einer Zusammenarbeit der Züricher Architekten Ballmoor Krucker AG mit den Landschaftsarchitekten von kübertlandschaftarchitektur aus München.

Auf einem ca. 13.000 m² großen Grundstück entstehen außer den Wohnungen, ein so genanntes „Haus für Kinder“ mit Kindergarten und - krippe, nachbarschaftlich zu nutzende Gemeinschaftsräume sowie 100 Stellplätze in einer Tiefgarage. Die Wohnungen werden für den Bedarf von Familien und teilweise für Singles ausgelegt. Darüber hinaus sind neun Künstlerateliers vorgesehen. Um Künstler im neuen Quartier anzusiedeln, kooperiert die Gewofag mit dem zuständigen Kulturreferat und bietet der Zielgruppe mit bezahlbaren Arbeitsräumen einen zusätzlichen Standortvorteil. 60 Wohnungen werden durch Programme des kommunalen Wohnbaus unter anderen als München-Modell-Wohnungen gefördert.

340 neue Wohnungen an der Ludlstraße
Während in der Parkstadt Schwabing schon die Bagger rollen, müssen sich Interessierte für das neu angekündigte Projekt an der Ludlstraße vorerst allerdings noch mit den Entwürfen zufrieden geben, die seit gestern im Forum der Gewofag-Hauptverwaltung in Ramersdorf ausgestellt werden. Der Siegerentwurf des Realisierungswettbewerbs stammt vom Wiener Architekturbüro AllesWirdGut Architektur ZT GmbH mit el:ch Landschaftsarchitekten GbR aus München.

Auf dem 30.000 m² großen Areal, direkt an der Grenze zwischen den Stadtteilen Hadern und Laim, soll für ca. 90 Mio. Euro ein attraktives Quartier mit rund 340 Wohnungen entstehen, das ähnlich wie das Projekt am Domagkpark durch vielfältige soziale Einrichtungen ergänzt wird. So entstehen dort unter anderem ein Quartierstreff, Künstlerateliers, Räume für ambulant betreute Wohngemeinschaften, ein Mehrgenerationenhaus, ein Familien- und Beratungszentrum, ein Kindertageszentrum sowie ein „Haus für Kinder„. Klingt gut, birgt für Wohnungssuchende allerdings keine Chance in absehbarer Zeit neuen Wohnraum zu finden, denn gebaut wird frühestens ab 2017.

Die Wohnungen werden gemäß den Kommunalen Wohnungsbauförderprogrammen A und B, München-Modell-Wohnungen sowie freifinanzierte Wohnungen errichtet. Ein Großteil der Ein- bis Fünf-Zimmer-Einheiten ist dabei für Familien vorgesehen. Auch für das Miteinander wird einiges getan. Mit dem Quartierstreff entsteht ein Ort, an dem sich Nachbarn treffen, austauschen und verschiedene Kursangebote wahrnehmen können. Zudem bietet das Mehr-Generationen-Wohnhaus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Großhadern 17 Wohnungen, einen Gemeinschaftsbereich mit Küche sowie ein Gästeappartement. Außerdem plant die Gewofag auf dem Gelände voraussichtlich elf Künstlerateliers, die teilweise als Wohnateliers genutzt werden können. Damit können sich Künstler im Quartier an der Ludlstraße ansiedeln und bezahlbare Arbeitsräume erhalten.

Es besteht Handlungsbedarf
Die Situation auf dem Münchner Immobilienmarkt ist angespannt, die Mieten sind auf einem drastisch hohen Niveau bei Neuvermietungen von durchschnittlich 16,67 Euro/m² (Stand Januar 2015). Der offizielle Mietspiegel der Stadt ist um satte sechs Prozent gestiegen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete für das Jahr 2015 klettert von 10,13 Euro/m² auf 10,73 Euro und eine Entspannung ist nicht in Sicht, denn die bayerische Landeshauptstadt könnte in 2015 die 1,5 Millionen-Einwohner-Marke knacken. Und das Ende ist offen, denn laut des Statistischen Amtes rollt eine gewaltige Zuzugswelle auf die Region zu. Laut der Prognosen werden bis 2030 rund 260.000 zusätzliche Einwohner hinzukommen, und ein Großteil davon wird Wohnungen mit sozialverträglichen Mieten brauchen. Eine Hausnummer, der die beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG, deren Durchschnittsmiete bei unter 7,00 Euro/m² liegt, aber nicht gewachsen sind, dies läßt sich bereits an der aktuellen Situation ablesen. Beide Gesellschaften investieren zwar nach eigenen Aussagen kräftig in den Bau bezahlbarer Wohnungen auf der Basis des Stadtrat-Beschlusses, der die Neubauquote der städtischen Wohnungsbaugesellschaften bis 2017 von 500 auf 1.000 Wohneinheiten pro Jahr verdoppelt hatte, von der Zielmarke “1.000„ sind sie aber weit entfernt. In 2014 wurden gerade einmal über 800 Wohnungen fertig gestellt, das entspricht nicht einmal 12 % des Fertigstellungsvolumen von 7.000 Wohnungen in 2014. Und laut des wohnungspolitischen Sprechers der Grünen, Herbert Danner, sind dies neben den Genossenschaftswohnungen, die einzigen Wohnungen, die noch zu erschwinglichen Mietpreisen realisiert werden. „Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum, der dem spekulativen Wohnungsmarkt entzogen ist“, fordert Danner. Daher haben die Grünen im Münchner Stadtrat nun ein Antragspaket gestellt, bei dem vor allem der geförderte Wohnungsbau im Fokus steht. Gegenüber dem Sender münchen.tv erklärte er zudem: “Wir haben momentan in Sachen Flächen von Privatinvestoren Unterstützung des geförderten Wohnungsbaus von 30 Prozent. Wir wollen das auf 35 heben. Und im Bereich der städtischen Flächen von 50 auf 60 Prozent erhöhen.”

Die SPD-Landtagsfraktion will indes den Freistaat mit ins Boot holen. Um nicht überrollt zu werden, müßten pro Jahr mindestens 15.000 zusätzliche Wohnungen in der Region geschaffen werden. Der wohnungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Andreas Lotte, fordert daher ein Sonderinvestitionsprogramm Wohnungsbau für die gesamte Region München. “Der Freistaat muss für Bauherren Zuschüsse und weitere finanzielle Anreize zur Verfügung stellen. Der Verfassungsauftrag der Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Bayern bedeutet auch, sich um die Wachstumsprobleme Probleme der Boom-Regionen zu kümmern.“ Zudem sieht der Ex-Oberbürgermeister Christian Ude vor allem den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs als Grundvoraussetzung: „Die S-Bahn-Ertüchtigung ist das Rückgrat der weiteren Entwicklung. Hier ist es im wahrsten Sinne höchste Eisenbahn. Das was wir derzeit bereits an Überfüllung in den Zügen und Staus auf den Straßen in und um München erleben, wird uns in naher Zukunft als geradezu paradiesisch vorkommen. Es ist eine Illusion zu glauben, man könne das Bevölkerungswachstum in der Metropolregion per Stopp-Taste einbremsen. Wir müssen heute für die zukünftigen Entwicklungen planen, sonst gibt es nur Wildwuchs und Chaos.“

Auch die CSU will den Wohnungsbau massiv ankurbeln, möglicherweise durch steuerliche Anreize und verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten. Zudem soll die Kappungsgrenze für Mietpreiserhöhungen stärker genutzt werden. „Wir müssen schnellstmöglich von der Möglichkeit Gebrauch machen, die Kappungsgrenze für Mietpreiserhöhungen in Gemeinden mit Wohnungsnot von 20 auf 15 Prozent abzusenken", so Joachim Unterländer, der sozialpolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion. „Wohnen muss im Ballungsraum für die Bevölkerung bezahlbar sein. Dazu gehört auch ein Genehmigungsvorbehalt in Erhaltungssatzungsgebieten.“