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Grenzen verschieben

Welche Entwicklungen bei Fertigungstechniken und Materialien gibt es? Wie sieht der optimale Entwurf für das Krankenhaus der Zukunft aus? Drei Bücher für alle, die bei ihren Planungen gern am Puls der Zeit mitschwingen... 

Den von mir als Ansprechpartner für Artikel über Baubionik und digitale Fertigung sehr geschätzten Professoren Achim Menges und Jan Knippers ist es gelungen, durch das Ausloten robotischer Fertigungstechniken, gekoppelt mit innovativen Materialentwicklungen, genuin digitale Bausysteme zu entwickeln, die architektonische Eleganz und konstruktive Effektivität verbinden. Das Buch Architektur Forschung Bauen - ICD/ITKE 2010-2020 gibt Einblicke in zehn Jahre der gemeinsamen Forschung an den Instituten ICD und ITKE an der Universität Stuttgart. Und es belegt anhand von realisierten Pavillons wie dem Elytra Filament Pavillon in London oder dem Faserpavillon zur Bundesgartenschau in Heilbronn und anderen Bauten wie dem sich selbst in Form bringenden Urbach Turm zur Gartenschau in Remstal die zugrundeliegenden Hypothesen, mit denen die Grenzen des Bauens eindrucksvoll verschoben werden. Fachbeiträge internationaler Experten verankern das Werk im derzeitigen Architekturdiskurs.

Während meiner Recherchen zum Thema biophilic Design im Gesundheitswesen bin ich auf das Büro Nickl & Partner Architekten in München gestoßen. Christine Nickl-Weller und Hans Nickl beschäftigen sich seit 40 Jahren mit Krankenhausbau und haben dazu mehrere Bücher verfasst. Aus ihrem reichhaltigen Erfahrungsschatz aus praktischer Tätigkeit und akademischer Forschung heraus betrachten sie das Krankenhaus auf ganz verschiedenen Ebenen. Denn Architekten werden bei der Aufgabe, ein Krankenhaus zu planen, nicht nur vor die Herausforderung gestellt, Funktion und Konstruktion sinnvoll zusammenzufügen. Sie entwerfen auch Räume, welche Patienten, Mitarbeitern und Angehörigen kurzzeitig als Arbeits- und Lebenswelt dienen. In ihrem aktuellen Buch Architektur für Gesundheit wird dieser ganzheitliche Blick durch Beiträge namhafter Autoren so unterschiedlicher Disziplinen wie Psychologie, Gesundheitsmanagement, Landschaftsarchitektur und Kunstgeschichte bereichert.

Zu den Themen, die mich mit am meisten interessieren, gehören neuartige Materialien. An diversen Unis wird dazu beständig geforscht, experimentiert und veröffentlicht. Ein aktuelles Beispiel: Das Buch The Aesthetics of Sustainability fasst die Ergebnisse des gleichnamigen Forschungsprojekts an der ECAL/Universität für Kunst und Design Lausanne in vierzehn Fallstudien zusammen. Es vereinte Masterstudierende im Bereich Produktdesign, etablierte Materialspezialisten, Hersteller und Forscherinnen mit dem Ziel, das ästhetische Potenzial einer neuen Generation nachhaltiger Materialien zu erforschen und zu definieren. Entwickelt wurden Materialien aus pflanzlichen Fasern wie Algen, Reisspelzen, Hanf, Flachs oder Holz, aus Textilabfällen, Recyclingpapier oder Gummigranulat. Daraus entstanden neue Werkstoffe, die sich formen, pressen, weben oder schweissen lassen. Eine Auswahl dieser Materialien wird mittels Experimenten und Prototypen von Produkten präsentiert.