Zeitgenössische Architektur in Bayern

Treibsand

Gasteig, roter Teppich. Foto: Christian Rudnik Gasteig, roter Teppich. Foto: Christian Rudnik

Filmfest München | Wie ist das Lebensgefühl der Mittzwanziger bis Mittvierziger in Deutschland heute? Die Filmemacher des Neues Deutsches Kino geben Antworten – mal skurril, mal humorvoll, mal lakonisch, aber niemals oberflächlich.

Was das Morgen bringt? Wer will das heute schon wissen. Das Vertrauen in eine bessere Zukunft ist immer schwerer aufrecht zu erhalten. Vielleicht ist morgen schon kein Geld mehr da für den heutigen Lebensentwurf, oder keine Energie. Und nun? Die FilmemacherInnen, die in diesem Jahrgang der Reihe Neues Deutsches Kino ihre neuesten Arbeiten in Weltpremieren präsentieren, lassen ihre Protagonisten träumen, driften, improvisieren. Kein Grund zur Panik.

Auf instabilem Boden möglichst bei sich selbst bleiben, darum geht es. Die eigensinnige Julie versucht dies in Stillstehen zu erreichen, indem sie gar nichts tut und sich in eine psychiatrische Klinik einweisen lässt – bis sie merkt, dass man sich bewegen muss, um nicht abgetrieben zu werden. Astrid hat mit Ende Vierzig ihr Leben fest im Griff. Neue Liebe, romantisches Wochenende in Budapest. Dort trifft sie in Was gewesen wäre unverhofft auf Julius, den sie als Teenager in der DDR auf einer Künstlerparty kennenlernte. Und plötzlich könnte alles so sein, wie es nie gewesen war. Melli arbeitet in Sterne über uns als Stewardess bei NirwanAir und haust mit ihrem Sohn in einem Zelt im Wald, weil sie keine Wohnung findet. Zu zweit Allein sind indes Nina und Karl. Die beiden führen eine Langzeitbeziehung, in der sich Nina zusehends eingeengt fühlt und eines Tages unangekündigt die Flucht ergreift. Aus der anfänglichen Krise ergeben sich bald frische Perspektiven. Nina wirft ihr Abi hin, um in Mailand als Model durchzustarten. Serienschauspielerin Mareile wird durch eine Jüngere ersetzt und beginnt am Theater von vorne. Annika und Leonie drehen über Nina und Mareile einen Dokumentarfilm – und alle müssen in All I never wanted entscheiden, wie weit sie für den Erfolg gehen wollen.

„Diese Filme sind eine Einladung, jede Perfektion über Bord zu werfen, jedes stabile Selbstimage – und sich einfach mal wieder überraschen zu lassen. Am besten von sich selbst", so Christoph Gröner, Kurator der Reihe Neues Deutsches Kino.

Insgesamt 18 deutsche Produktionen gab es in der Reihe zu sehen. Den Förderpreis Neues Deutsches Kino Beste Regie bekam Jan-Ole Gerster für seinen Film Lara, eine eindringliche Mutter-Sohn Beziehungsstudie mit Tom Schilling und Corinna Harfouch.Gleich zwei Preise gingen an Beteiligte der mit unverbrauchten Charakteren bestückten Scheinehe-Geschichte Es gilt das gesprochene Wort: Nils Mohl und Ilker Çatak wurden für das Beste Drehbuch ausgezeichnet, der Preis für das Beste Schauspiel ging an Oğulcan Arman Uslu.