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Brooklyn in München

Ehemaliges Temmler-Areal wird „Die Macherei".

Geplant ist ein urbanes Büro- und Gewerbequartier, das renommierte Unternehmen und Start-ups anzieht, zugleich aber auch Mehrwerte für den Bezirk Berg am Laim schaffen soll. Den Bauvorbescheid hatte die Stadt im November genehmigt. Der Baustart ist für Herbst 2017, die Fertigstellung für Ende 2019 vorgesehen.

Auf der 26.400 Quadratmeter großen Grundstücksfläche an der Berg-am-Laim-Straße wird noch im Januar mit dem Abbruch der brachliegenden Industriegebäude des Arzneimittelherstellers Temmler begonnen. An ihrer Stelle plant der Projektentwickler, ein Joint Venture aus Art-Invest Real Estate und Accumulata Immobilien, ab Herbst 2017 den Bau von insgesamt sechs Gebäuden. Neben einer zentralen Plaza werden mehr als die Hälfte des bisher verschlossenen Grundstücks für die Öffentlichkeit zugänglich sein. In den Gebäuden selbst entstehen Geschäfts- und Einzelhandelsflächen, Restaurants, ein Design-Hotel, ein Boardinghouse und ein Fitnessstudio. „Darüber hinaus schaffen wir auf gut 55 Prozent der Mietfläche hippe Bürowelten für 1.500 bis 2.000 Angestellte aus national wie international etablierten Unternehmen und Start-ups", sagt Ferdinand Spies, Geschäftsführer der Art-Invest Real Estate. Er hat das Projekt auf dem 9. Immobilienforum München am 25. Januar 2017 bekannt gegeben.

Start-up-Hub auf 15.000 Quadratmetern

Herzstück des Ensembles ist das sogenannte Inkubatorgebäude, das mit rund 15.000 Quadratmetern als Start-up-Hub angelegt ist. Es wird vorrangig aus Ziegelstein errichtet – eine Reminiszenz an die früher in Berg am Laim angesiedelten Ziegelbrennereien. Im Inneren sind Loft-Büros mit 3,50 Meter lichten Raumhöhen und freiliegenden Leitungssystemen geplant.

Für den stadtplanerischen Entwurf zeichnet das Büro OSA Ochs Schmidhuber Architekten aus München verantwortlich. Zudem haben die Projektpartner Ende 2016 einen Architekturwettbewerb ausgelobt. Acht namhafte nationale und internationale Büros wurden eingeladen, ihre Entwürfe einzureichen. Auf den ersten drei Plätzen behaupteten sich HWKN Hollwich Kushner aus New York, Henning Larsen Architects aus Kopenhagen/München sowie msm meyer schmitz-morkramer aus Köln/Frankfurt.

Differenzierende Höhen und Formen der einzelnen Gebäude sowie farblich und materiell unterschiedlich gestaltete Fassaden erzeugen von außen Spannung. Die Gebäudedächer werden als fünfte Fassade konzipiert. Eine öffentlich zugängliche Rooftop-Bar ist ebenso vorgesehen wie ein Fitnessparcours und Urban Gardening-Bereiche. Auf der Rückseite des Geländes soll klassisches Gewerbe einziehen. Räume mit fünf Meter hohen Decken im Erdgeschoss und Lagerplätzen, die über große Rolltore zugänglich sind, können beispielsweise von Start-up-Unternehmen für deren Versuchsträger als Werkstätten und Testlabor mit genutzt werden.

Konzept orientiert sich an internationalen früheren Industriegebieten

Guido Prummer, Vorstandsmitglied Accumulata Immobilien: „'Die Macherei' orientiert sich bewusst an typischen früheren Industriegebieten wie Brooklyn, die sich in den vergangenen Jahren zu den urbansten und lebendigsten Bezirken ihrer Stadt entwickelt haben. Denn ob in New York, Oslo, Kopenhagen oder Hamburg: Mit dem Rückzug der Industrie wandeln sich überall auf der Welt ehemalige Randbezirke der Metropolen zu begehrten Quartieren. Das ist in München nicht anders. Allerdings: Um High Potentials für ihre hiesigen Standorte außerhalb des Zentrums zu gewinnen, müssen Unternehmen auch etwas bieten, das mit coolen Locations in Berlin oder London Schritt halten kann. Nichts Geringeres planen wir in Berg am Laim zu realisieren."

Für die Konzepterstellung von „Die Macherei" haben die beiden Projektpartner nationale sowie internationale Quartiersentwicklungen ähnlicher Größe besichtigt. Positive Aspekte der jeweiligen Projekte wurden übernommen beziehungsweise weiterentwickelt. Wichtigstes Ziel dabei war es, Synergieeffekte zwischen den heterogenen Nutzungen zu schaffen. So können Gäste von Hotel und Boardinghouse die quartierseigenen Restaurants und das Fitnessstudio nutzen. Ebenso können die Angestellten ihre Geschäftspartner vor Ort zum Mittagessen einladen und abends Lebensmittel einkaufen. Zudem sollen auch die Nachbarn das zur Berg-am-Laim-Straße hin großflächig geöffnete Quartier nutzen. „Wir möchten, dass ‚Die Macherei' auch abends und an den Wochenenden belebt ist. Dafür machen wir mehr als die Hälfte der Grundstücksfläche öffentlich zugänglich, die über diverse Gastronomieangebote auch nach Büroschluss genutzt werden kann", erklärt Ferdinand Spies.

Bereits vor dem offiziellen Vertriebsstart haben zahlreiche Unternehmen unter anderem aus den Bereichen IT, Kommunikation und Marketing Interesse signalisiert. Auch für den Einzelhandel, das Hotelgebäude und das Fitnessstudio liegen Anfragen vor. Für die bisherigen Interessenten sind nicht nur Konzept und Architektur entscheidend, sondern auch die Lage. So gibt es in unmittelbarer Nähe direkte Anbindung an U- und S-Bahn, Tram und zwei Bus-Linien sowie wichtige Straßen. Guido Prummer: „Trotz des schon jetzt großen Interesses: Wir bauen ohne konkrete Vorvermietungsquote. Zum einen, weil die Kunden grundsätzlich nicht gerne vom Reißbrett mieten, sondern sehen wollen, wo sie einziehen. Zum anderen, weil wir als Projektteam nachhaltig Vertrauen in den Münchner Markt haben und von dem Konzept und der Lage überzeugt sind."