Zeitgenössische Architektur in Bayern

Wolken

Alle reden über Crossover, aber es ist immer noch ungewöhnlich, dass eine Verkaufsausstellung... Kunstwerke aus unterschiedlichen Epochen zusammenbringt. Dabei funktioniert das ziemlich gut. „Wolken/clouds" zeigt eine Gegenüberstellung des 19. und des 21. Jahrhunderts. Aus den vielen Konstellationen, die sich dabei ergeben, seien nur drei herausgegriffen: Wolfgang Tillmans hat für seine tiefenscharfe LUX-Fotografie mit den optisch-technischen Mitteln der Kamera operiert. Sein Foto steht einem kleinen Gemälde gegenüber, einer Wolkenstudie, bei der der Maler jeden Lichteffekt mit Ölfarbe und Pinsel erzeugte. Zwei unterschiedliche Welten? Vielleicht. Aber sie verbindet der romantische Blick auf den Abendhimmel, in dem sich Pathos und nahezu wissenschaftliche Detailtreue vereinen. Janina Langes Film SHOOTING CLOUDS, in dem die Künstlerin eine Wolke mit einem Hubschrauber umrundet, scheint die Erfüllung eines Wunsches aus dem 19. Jahrhundert zu sein: Was hätten die himmelserforschenden Künstler dafür gegeben, eine Cumuluswolke da oben abzulichten, bevor sie verschwindet! Aber es gab ja allerhöchstens schwer zu navigierende Heißluftballons, eine Wolkenumrundung war undenkbar. Doch meint man den Wunsch danach in zwei Aquarellen aus der Zeit um 1860 wiederzufinden. Der unbekannte Künstler muss sie, auf der Erde festgenagelt, innerhalb weniger Minuten aufs Papier getuscht haben, um die Wolkenformation in der Veränderung festzuhalten. Maki Na Kamura hat für die Ausstellung direkt auf ein Gemälde des 19. Jahrhunderts reagiert, eine dunkle Nachtwolke, die den Mond zur Hälfte verdeckt. Sie übernimmt auch das Motiv eines düsteren, zur unheimlichen Klaue mutierenden Baumes in ihr Gemälde DL VIII – dort steht es aber in einem anderen Kontext. Sie zitiert den braunen „Galerieton" des alten Bildes, entwirft eine Natur, die eine Vielzahl möglicher Horizonte ineinanderschiebt, eine Natur, die immer schon Abbild ist. 

„Wolken/clouds", kuratiert von Christian Ganzenberg und Simon Elson, ist eine Gastausstellung bei Arnoldi-Livie in München, eine der besten Adressen für Kunst des 19. Jahrhunderts. Die Ausstellung findet im Rahmen des Münchner Kunstwochenendes statt, an dem 17 Galerien für zeitgenössische Kunst gemeinsam eröffnen.

Künstler: Carl Irmer, Lee Kit, Janina Lange, Friedrich Loos, Yoshimi Hashimoto, Elise Mahler, Maki Na Kamura, Nanne Meyer, Benedikt Partenheimer, Osmar Schindler, C. F. Søerensen, Carl Thomsen, Wolfgang Tillmans, Luca Trevisani, u.a.

  • Veranstaltungstyp

    Ausstellung

  • Location

    bei den Arnoldi-Livie Fine Art Dealers
    Galeriestraße 2b
    80539 München
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Ausstellungsdauer

    vom Freitag 24. Juni 2016 bis Freitag 1. Juli 2016

  • Veranstalter

    Arnoldi-Livie Fine Art Dealers

  • Weitere Informationen

    finden Sie hier