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Rettet die Paul-Heyse-Villa

Rettet die Paul-Heyse-Villa

Kulturhistorisches Denkmal neben der Glyptothek vom Abriss bedroht...

Die Paul-Heyse-Villa steht für einen historisch wichtigen Kulturaustausch von Künstlern, die um die Jahrhundertwende München nachhaltig geprägt haben. In der denkmalgeschützten Villa wohnte der 'romantische' Schriftsteller und große Erzähler Paul Heyse (1830-1914), seit 1910 Ehrenbürger der Haupt- und Residenzstadt München und Nobelpreisträger für Literatur. Zu Heyses Zeiten traf sich hier die intellektuelle Gesellschaft von München. Es wurde diskutiert, geschrieben, musiziert und gemalt. Theodor Fontane, Thomas Mann, Adolph Menzel, Franz von Lenbach, um nur einige zu nennen, waren gern gesehene Gäste. Am 2. April 2014 wird der 100. Todestag Paul Heyses begangen.

Das Grundstück, auf dem die Villa steht, grenzt direkt an die Glyptothek und bildet somit eine architektonische und gesamtplanerische Einheit mit dem Gebäudeensemble am Königsplatz. Die Villa ist umgeben von einem idyllischen Garten mit altem Baumbestand und ist geschützt von einer alten Mauer ringsherum.

Zu Heyses Zeiten (1830/1914) erstreckte sich nördlich und westlich der Maximilians-Forst. Hier gab es damals noch wenig Privatbebauung und König Ludwig I. und seinem Baumeister Leo von Klenze war es sehr wichtig, dass sich die Bauten im Stil nach den unmittelbar benachbarten Königlichen Museen richteten, die von viel Grün umgeben waren. Auf dem Grundstück gab es bereits ein kleines, von Seybold etwa 1835 erbautes Haus. Als Heyse es erwarb, ließ er es von dem Architekten Gottfried von Neureuther 1872/74 villenartig im neoklassizistischen Stil mit einem großen Garten - im Einklang mit der Glyptothek - umgestalten. 1886 kam dann die Villa von Franz von Lenbach, Paul Heyses Freund, schräg gegenüber dazu.

Leider ging im 2. Weltkrieg in der Maxvorstadt viel originale Bausubstanz verloren. Nur wenige Gebäudeensembles erinnern heute noch an den ursprünglichen Charakter der Maxvorstadt. Die Paul-Heyse-Villa ist diesbezüglich eine Ausnahme. Denn nach den durch den 2. Weltkrieg verursachten Kriegsschäden wurde die Villa im gleichen Stil in etwas vereinfachter und an den Ursprungsbau von 1835 angenäherter Form wieder aufgebaut. So ist die Situierung der Villa mit Garten und altem Baubestand inzwischen einmalig in der Maxvorstadt und ein geschichtliches Dokument, das es zu erhalten gilt.

In das "Kunstareal Maxvorstadt" sollen neben Museen auch Bildungsstätten wie die Technische Universität, die Hochschule für Fernsehen und Film, die Hochschule für Musik und Theater usw. einbezogen werden. Die Paul-Heyse-Villa fügt sich hier sehr gut als Erinnerung an die literarische Glanzzeit Münchens ein und ist ein wichtiger Teil des Kunstareals.

Gefährdung:

Die Paul-Heyse-Villa steht unter Denkmalschutz. Trotzdem möchte der jetzige Eigentümer die Villa abreißen lassen, wie aus der Presse zu entnehmen ist. Er beantragte bei der Lokalbaukommission der Stadt München, diese teilweise noch aus dem frühen 19. Jahrhundert stammende neoklassizistische Villa abreißen zu dürfen. Stattdessen möchte er auf dem 1.300qm großen Grundstück ein mehrgeschossiges Wohngebäude errichten. Wie Klaus Bäumler, langjähriger Bezirksausschuss-Vorsitzender der Maxvorstadt berichtet, hat die Stadt jedoch die zur Genehmigung gestellten Bebauungsalternativen abgelehnt. Der Eigentümer klagte daraufhin vor dem Verwaltungsgericht München, woraufhin das Gericht diesen ablehnenden Vorbescheid der Stadt aufhob. Dies bedeutet, dass sich jetzt die Angelegenheit in der Schwebe befindet und die Stadt erneut versuchen muss, 'gerichtsfeste' Gründe zu liefern, um den Abbruch der Paul-Heyse-Villa ablehnen zu können.

Helfen Sie den Abriss zu verhindern – unterschreiben Sie hier die Petition...