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Gebaute Integration

Von der Improvisation zu tragfähigen Konzepten: Wo tut sich was in München und Bayern?

In den letzten Wochen gab es zahlreiche Diskussionen, Ausstellungen, Workshops und Symposien zum Thema ‚Wo und wie sollen Flüchtlinge wohnen?'. Jetzt wird es konkret – die ersten tragfähigen Projekte mit Integrationspotenzial gehen an den Start. Ein paar ausgewählte Beispiele:

Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge

Ehemaligen Bleidornkaserne in Ansbach, Mittelfranken
Auf dem Gelände der ehemaligen Bleidornkaserne entstehen gerade vier Mehrfamilienhäuser, die Platz für 32 Wohnungen und insgesamt bis zu 128 Flüchtlinge bieten und sichgeschickt in den ehemaligen Kasernenhof einfügen. Die vier Gebäude bilden mit den beiden Nebengebäuden ein offenes Ensemble, das sich um einen zentralen Innenhof gruppiert. Mit dieser offenen und zugleich gemeinschaftlichen Situation verknüpft sich die Hoffnung, dass die Bewohner hier bald ein echtes Zuhause finden und sich wie selbstverständlich in Ansbach integrieren.

Bellevue di Monaco, München
Der Erbpachtvertrag über 40 Jahre zwischen der Stadt München und der Sozialgenossenschaft Bellevue di Monaco wurde Anfang April unterschrieben. Die Stadt stellt einen einmaligen Renovierungszuschuss von 1,7 Millionen Euro zur Verfügung. Damit gehen nun die Renovierungen der drei städtischen Häuser in der Müllerstraße los, die eigentlich längst hätten abgerissen werden sollen, um Platz für geförderten Wohnungsbau zu schaffen. Stattdessen werden sie nun behutsam saniert und zum neuen Zuhause für Flüchtlinge. Neben der Unterkunft soll es hier auch Workshops, Sprachkurse und Kulturveranstaltungen für Flüchtlinge geben. Im Erdgeschoss wird ein Info- und Beratungscafé eingerichtet, das auch von Geflüchteten betrieben werden soll.

„Ort des Ankommens", Johanneskirchen
Der Gastronom Wolfgang Nöth, Initiator der Ausgehmeile „Kunstpark Ost", plant für anerkannte Flüchtlinge in München einen „Ort des Ankommens", der mehr bieten soll als günstige Wohnungen. In Zusammenarbeit mit dem Amt für Wohnen und Migration will er das ehemalige Firmengelände einer Holzhandlung im Stadtteil Johanneskirchen zu einem bunt gemischten Quartier mit Ateliers, Konzerthalle, Werkstätten, sozialen Einrichtungen und Wohnen entwickeln. Die geplanten Nutzungen verteilen sich auf vier Bestandsgebäude, die einen Hof bilden. Die Gemeinschaft aus Zuwanderern und Kulturschaffenden ist ein Experiment, wie man es sich öfter wünscht. Das Projekt steht kurz vor Baubeginn.

Integrationsprojekte für junge Flüchtlinge

„Young Refugee Center", München
Nach nur wenigen Monaten Bauzeit ist es soweit: Am 18. April 2016 nahm das „Young Refugee Center" (YRC) für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Marsstraße seinen Betrieb auf. Mit der neuen Einrichtung gibt es nun eine zentrale Anlaufstelle für bis zu 180 minderjährige Flüchtlinge, die ohne ihre Eltern neu in München ankommen. Die Einrichtung vereinigt Unterkunft, medizinische Versorgung und psychologische Betreuung. Sie sollen jeweils nur wenige Tage dort bleiben. Es ist die erste Station in Deutschland, an der sie etwas zur Ruhe kommen können und von wo aus sie an die jeweils zuständigen Jugendämter weiterverteilt werden.

„Junges Quartier Obersendling", München
Auf dem früheren Gewerbekomplex zwischen Machtlfinger- und Schertlinstrasse entsteht ein Bildungs-, Begegnungs- und Kulturzentrum, das bis zum 4. Quartal 2018 fertiggestellt sein soll. In dem Quartier werden hier lebende junge Menschen und junge Flüchtlinge ausgebildet. Sie wohnen zusammen und können in Freizeiteinrichtungen miteinander und voneinander lernen. Zudem entsteht ein neuer Standort für das bisherige Sozialbürgerhaus in der Plinganserstraße, eine offene Kinder- und Jugendeinrichtung und ein Jugendcafe für Beratung und Begegnungen. Damit ist auch die Einbindung der unmittelbaren Nachbarschaft des Quartiers gewährleistet. Im März 2016 hatte der Stadtrat grünes Licht für das bundesweit einzigartige Integrationsprojekt gegeben. Entwickelt hat das Konzept die GEG German Estate Group, der in München bereits die „Neue Pasinger Mitte" und der Bürokomplex „Sapporobogen" gehören.