Zeitgenössische Architektur in Bayern

Wechsel an der Spitze

Wechsel an der Spitze

competitionline-Ranking 2015 | Sieger nach Wettbewerbserfolgen kommt aus München...

Erstmals gewinnen Auer Weber sowie lohrer.hochrein landschaftsarchitekten Deutschlands umfassendstes Büro-Ranking nach Wettbewerbserfolgen, das in der gestern erschienenen 13. Ausgabe des Fachmagazins competition vorgestellt wird. Rangierten 2013 und 2014 noch klar gmp Architekten - von Gerkan, Marg und Partner an der Spitze der wettbewerbsfähigsten Büros (im deutschsprachigen Raum), konnten sich 2014 die Münchner und Stuttgarter Architekten von Auer Weber vom 3. auf den 1. Platz vorschieben. Auf dem 2. Rang folgen mit gleicher Punktzahl harris + kurrle architekten sowie Behnisch Architekten, Platz 3 teilen sich gmp Architekten - von Gerkan, Marg und Partner, KSP Jürgen Engel Architekten, Hähnig + Gemmeke Freie Architekten und Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner. In der Kategorie Landschaftsarchitekten konnte das Team um Axel Lohrer und Ursula Hochrein die Vorjahressieger von club L94 um einen Punkt auf Rang 2 verdrängen. Auf Rang 3 folgen die Baden-Württemberger Kreativen von faktorgruen.

Anders als in den Vorjahren differenziert das diesjährige Ranking zum ersten Mal zwischen den Ingenieurdisziplinen Tragwerk, Energie, Verkehr, TGA, Bauingenieurwesen sowie Bauphysik. Dabei fällt auf: Neun der erstplatzierten Tragwerksplaner – darunter auch die Ranking-Sieger merz kley partner – sind im Stuttgarter Raum angesiedelt. Sieben der erfolgreichsten Bauingenieurbüros (Sieger: WGG Schnetzer Puskas Ingenieure) und zehn der im Ranking führenden TGA-Planer (Sieger: Amstein + Walthert AG) kommen aus der Schweiz. Das bedeute allerdings nicht, dass die Eidgenossen die besseren Ingenieure seien, sagt Nicole Schröder aus der competitionline-Ausschreibungsredaktion. Vielmehr führten, anders als in Deutschland, die Schweizer die Fachplaner in der Wettbewerbsdokumentation fast immer mit auf, so die Ausschreibungsexpertin.

Gleichwohl bestätigt das Ranking das klare Nord-Süd-Gefälle, das wie bereits in den Jahren zuvor auch der Wettbewerbsmonitor von competitionline im März dieses Jahres statistisch untermauert hat: Bei den Architekten stammen die drei erstplatzierten Büros – Auer Weber, harris + kurrle architekten bda und Behnisch Architekten – aus dem Stuttgarter Raum. „Es scheint uns tatsächlich so, dass in Süddeutschland mehr ausgelobt wird", bestätigen Auer Weber die Ergebnisse von Ranking und Wettbewerbsmonitor. Bei den Landschaftsarchitekten sind mit Ausnahme von zwei Büros alle ersten zehn Plätze im süddeutschen oder Schweizer Raum beheimatet.

Ein weiterer Trend, der sich deutlich im aktuellen competitionline-Ranking abzeichnet, ist die Konzentration der Siegerbüros auf geografisch naheliegende Wettbewerbe. Fast alle Erstplatzierten suchen die Wettbewerbe (auch) nach der Nähe zum Standort aus. „Es ist vielleicht toll, wenn man in China ein Projekt hat, aber was habe ich davon, wenn ich meine Freizeit in Flugzeugen oder verlassenen Airports verbringe?", unterstreicht etwa Axel Lohrer vom Ranking-Siegerbüro lohrer.hochrein landschaftsarchitekten das Bestreben seines Büros, standortnah aktiv zu sein.

Einen entscheidenden Stellenwert in der Strategie aller Siegerbüros hat die Teilnahme an Wettbewerben – das zeigen die Interviews, die competition mit den Erstplatzierten des Rankings für seine aktuelle Ausgabe geführt hat. So erringt Auer Weber 99 Prozent seiner Aufträge über Wettbewerbe, berichtet Mitinhaber Moritz Auer. „Letztlich werden die meisten attraktiven Bauaufgaben über Wettbewerbe ausgeschrieben", begründet sein Bruder Philipp Auer die Ausrichtung der erfolgreichen Kreativschmiede.

Laut Axel Lohrer bieten sich für Büros zwei Strategien im Wettbewerb: Man könne die Aufgaben einwandfrei ausarbeiten und hoffen, dass Perfektion und gründliches Durchdenken zum Erfolg führen. Oder man gestalte die Wettbewerbe so einfach wie möglich, konzentriere sich auf ein tragendes Konzept und nehme an möglichst vielen Wettbewerben teil. „Und wir sind der Meinung, die zweite Strategie passt. Im Moment funktioniert es jedenfalls ganz gut", umschreibt Lohrer das Erfolgsrezept seines Büros.

Seit 2011 veröffentlicht die competitionline Verlags GmbH mit dem competitionline-Ranking die fundierteste Listung von Architektur- und Ingenieurbüros nach Wettbewerbserfolgen. Das competitionline-Ranking 2015 berücksichtigt alle rund 1300 Entwurfsleistungen, die im Zeitraum Juni 2014 bis Juni 2015 von Fachjurys im Rahmen von Wettbewerben in Deutschland oder im Ausland prämiert und auf competitionline.com veröffentlicht wurden. Für jeden ersten Platz wurden drei Punkte vergeben, alle zweiten Plätze erhielten zwei, alle dritten Plätze, Anerkennungen oder Sonderpreise einen Punkt. Aus der Summe aller Punkte ergab sich die Platzierung des Büros. Büros mit gleicher Punktzahl wurden gleich gereiht und in der Reihenfolge ihrer competitionline-ID genannt.

2015 werden Stadtplaner und Innenarchitekten erstmals nicht gesondert ausgewiesen, da die Anzahl der im Betrachtungszeitraum durchgeführten Ausschreibungen im Fachgebiet dieser Disziplinen so gering war, dass kein belastbares Ranking erstellt werden konnte. Beide Berufsgruppen sollen im Ranking 2016 jedoch wieder separat untersucht werden.

Das competitionline-Ranking 2015 erscheint heute mit Interviews und Porträts der Sieger in Ausgabe 13 von competition, dem Fachmagazin für Architekten, Ingenieure und Bauherren – siehe www.competitionline.com/magazin.