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Chipperfield saniert Haus der Kunst

Das Bayerische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst und das Haus der Kunst teilten heute mit, dass sich das Architekturbüro David Chipperfield Architects in der Endrunde des zweistufigen Vergabeverfahrens durchsetzen konnte und im September mit den Planungsarbeiten zur Gesamtsanierung des Haus der Kunst beginnen wird. Die Endauswahl hatten vier weitere Architekturbüros erreicht, von denen drei mit ebenfalls hervorragenden Präsentationen an den entscheidenden Gesprächen mit der Jury teilnahmen.

Neben dem Staatlichen Bauamt München 1, das federführend die Sanierungsmaßnahme betreut und die europaweite Auftragsbekanntmachung im April dieses Jahres veröffentlicht hatte, waren das Bayerische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, die Oberste Baubehörde München, sowie Okwui Enwezor (Direktor Haus der Kunst), Prof. Dr. Klaus Schrenk (Generaldirektor Bayerische Staatsgemäldesammlungen) und Prof. Andres Lepik (Direktor Architekturmuseum TUM) in der Jury vertreten.

Die Jury überzeugte vor allem die große Erfahrung von David Chipperfield Architects im Umgang mit denkmalgeschützten Gebäuden sowie die Qualität der vom Büro bisher verantworteten Museumsbauten. Ebenso überzeugte der analytische und offene Ansatz, der genügend Raum bietet, um gemeinsam mit allen Beteiligten Lösungen zu erarbeiten.

Nach Einschätzung von David Chipperfield verlangt die Aufgabe weniger nach der Handschrift eines Architekten, als nach einer intelligenten Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen derzeitiger und künftiger Nutzungsformen. Dabei spielen drei Aspekte eine wichtige Rolle: Das Verhältnis des Haus der Kunst zum Stadtraum und dem angrenzenden Englischen Garten, Programm und zukünftige Nutzung des Gebäudes sowie die Architektur des Gebäudes selbst.

"Einmal mehr hat sich ein weltweit führender Architekt für eine Architekturaufgabe in München interessiert, worüber wir uns sehr freuen. Unsere Kulturlandschaft in Bayern wird hierdurch eine weitere Bereicherung erfahren", kommentiert Dr. Wolfgang Heubisch, Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, die Entscheidung. "Hervorragende Referenzen in den Bereichen Museumsbau und Bauen für die öffentliche Hand sowie internationale Erfahrung mit der Renovierung und Sanierung von herausragenden Architekturdenkmälern sind beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit."

Okwui Enwezor, seit Oktober 2011 Direktor des Hauses, ist hocherfreut über die Entscheidung. "Die Renovierung des Haus der Kunst bietet nicht nur die seltene Gelegenheit über die wunderbar proportionierten Räume nachzudenken, sondern gleichermaßen für eine institutionelle Veränderung und Weiterentwicklung des Hauses. Sie bietet die einmalige Chance, das in der Architektur und Geschichte des Haus der Kunst verborgene Potenzial für zeitgenössische Kunst zu heben und für und über München hinaus sichtbar zu machen."

"Heute, da sich die Erinnerung an seine Erbauung zu Geschichte wandelt, haben wir die Möglichkeit, die Gegenwart des Haus der Kunst neu zu sehen. Dies eröffnet Perspektiven für das Haus als Baudenkmal und als Institution", kommentiert Alexander Schwarz, Partner bei David Chipperfield Architects Berlin, die neue Aufgabe.

Mit der Auswahl des Architekturbüros beginnen nun die Planungsphase und die Erstellung der Haushaltsunterlage, die dem Bayerischen Landtag zur Genehmigung vorgelegt werden wird. Mit dem Beginn der Sanierung wird im Jahr 2015/2016 gerechnet.

Weitere Finalisten:

- Braun + Partner Architekten, München
- heneghan.peng.architects, Dublin (IE), Berlin
- gmp Architekten - von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg, Aachen, Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg 

Über das Haus der Kunst

Das "Haus der Deutschen Kunst", eines der am stärksten kontrovers diskutierten Baudenkmäler Münchens mit ikonischem Charakter, war als erster repräsentativer Monumentalbau des "Dritten Reiches" geplant, wurde 1937 eröffnet und fungierte sieben Jahre lang als Ausstellungsort für die "Große Deutsche Kunstausstellung". Nach dem Krieg zog vorübergehend die amerikanische Militärregierung ein. Seit Ende der 1940er-Jahre entwickelte sich das Haus der Kunst stetig zu einem international renommierten Ausstellungshaus für zeitgenössische Kunst, das heute durch innovative Ausstellungen und Vermittlungsprogramme breite Anerkennung genießt.