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Mehr Mut zum UnperfektenWer
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Was können wir Deutschen von internationalen Küchenprojekten lernen? Ein Interview mit Christian Fegg, Architekt und neuer Studioleiter bei Dross & Schaffer Ludwig 6.

Welche länderspezifischen Küchentrends beobachten Sie bei internationalen Projekten?

Häufig begegnet uns eine viel stärkere Strukturierung der Küche: Ein einfaches Beispiel sind Küchen in jüdischen Haushalten: Durch die strikte Trennung zwischen Zubereitungsflächen für koschere und nicht-koschere Speisen sind diese ganz anders auf- und unterteilt. Ähnlich im asiatischen Raum: Dort gibt es einen repräsentativen Küchenbereich, in dem die Gastgeber Speisen veredeln oder final für ihre Gäste anrichten. Daneben gibt es eine Art Garküche, vielleicht ein Drittel so groß wie der restliche Küchenraum, in der viel passiert.

Woher kommt diese Aufteilung?

Das eigentliche Herzstück der Küche ist in Asien häufig nach hinten gelagert, vielleicht auch, weil man individuelle Kochgeheimnisse nicht verraten möchte. Zusätzlich gibt es häufig noch eine separate Spülküche, in der gereinigt und abgewaschen wird. Ich vergleiche diese Trennung der einzelnen Funktionsbereiche gerne mit der japanischen Tee-Zeremonie: Da wird auch erst alles angerichtet und steht sauber da, wenn man ins Teehaus eintritt – und hinterher werden Tassen und Tabletts wieder raugetragen und separat gereinigt. Man will sich nicht ablenken lassen von drumherum gelagerten Arbeitsschritten und konzentriert sich so viel stärker auf die Genuss-Zeremonie an sich.

Was können wir Deutschen von internationalen Projekten in puncto Küche abschauen?

Wenn es ein Thema gibt, von dem wir lernen können, dann ist es der Mut zum Unperfekten: Wir Deutschen entscheiden häufig rational, wenn es um das Thema Küche geht: Wir wählen einen Kunststein für die Küchenplatte, weil er sich – im Unterschied zu echtem Marmor – gut reinigen lässt. Das Küchenleben oder Spuren vom Kochen sollen am besten gar nicht sichtbar sein. In Italien darf die Küchenplatte aus Marmor auch mal fleckig sein, sie darf eine gewisse Patina bekommen mit den Jahren. Man darf sehen, dass die Küche ein Raum ist, in dem gearbeitet und gelebt wird. Das ist toll, denn erst das Unperfekte macht eine perfekte Umsetzung doch sichtbar.

Die Lieblingsküche der Deutschen ist weiß. Wie gehen Küchenbesitzer in anderen Ländern mit Farbe und Materialität um?

Arabische oder asiatische Kunden schöpfen viel mehr aus dem Vollen, sie wählen auch gerne mal einen auffälligen, schimmernden Stein oder einen Ledergriff. Es gibt viele Kassettenfronten oder Stuckprofile an der Decke, an denen man das Handwerk erkennt, sieht, wie wertig und gut eine Küche verarbeitet ist. Dieser extrovertierte Ausdruck ist uns Deutschen noch fremd. Wir müssen Schritt für Schritt aus unserer weißen Küche herausgeführt werden – das fängt an bei Kleinigkeiten, wie man sie zum Beispiel in unserer Referenzküche Pure White sieht: ein spielerischer Wechsel zwischen matten und glänzenden Fronten, oder ein auffällig gezeichneter Marmor. Schon kleine Details machen eine ansonsten puristische Küche lebendig.

Über Dross & Schaffer Ludwig 6
Das Unternehmen ist seit Jahrzehnten in München und über die europäischen Grenzen hinaus Inbegriff für individuelles und kreatives Küchendesign. Wer in das Stammhaus der Dross & Schaffer Gruppe kommt, weiß was er will – eine individuelle Küchenarchitektur. Die Architekten und Innenarchitekten im Team von Dross & Schaffer Ludwig 6 denken und gestalten maßgeschneiderte Raumlösungen zum Kochen, Essen und Leben. Die Küche wird zum Lebensraum, abgestimmt auf die Bedürfnisse, Wünsche und Träume des Kunden. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, holen sich die kreativen Küchenexperten bei Dross & Schaffer Ludwig 6 Inspirationen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen und experimentieren mit verschiedenen Materialien sowie Formen – immer mit dem Ziel, Ideen weiterzuentwickeln, um das Leben zurück in die Küche zu holen. In einer schnelllebigen Zeit entstehen so Manufakturküchen, die Generationen überdauern.