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Work-Life-Flow

Immobilienforum: Münchner Osten im Trend und Nachdenken über Generation V.

Auf dem Immobilienforum München haben Vertreter aus Immobilienwirtschaft und Stadtpolitik letzte Woche zum Jahresauftakt über die Herausforderungen des Immobilienmarktes in der bayerischen Landeshauptstadt referiert und diskutiert.

Very Important Babies und Kreative als Zwischenwirt zum Auftakt

Zum Auftakt gab Prof. Dr. Hanspeter Gondring, Studiendekan Studienzentrum Finanzwirtschaft der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, eine Einschätzung der Zukunftsperspektiven der Immobilienwirtschaft. Gefahren sah er dabei insbesondere in der mangelnden Einstellung vieler Bauträger auf die künftige Generation der Immobilienkäufer. Man dürfe nicht an deren sich änderndem Lifestyle und Werten vorbeibauen. Innovative Bauprojekte seien gefragt. Seine launige Beschreibung der Käufer-Generationen: Die Baby-Boomer, die Besten – die Baby-Buster, die Schlaffies – die Boomerang, die Nesthocker - und die Generation V, die very important Babies. „Letztere sind ihre künftige Klientel, meine Damen und Herren, damit werden Sie in Ihrem Berufsleben noch viel Spaß haben." Und auch die Studenten dürfe man als Klientel nicht vergessen: „12 Prozent haben kein Problem, eine Miete von über 1.000 Euro zu bezahlen.” Oder die Eltern kaufen ihren Kindern gleich eine Wohnung.

Als wichtigen 'Zwischenwirt' wies Gondring auf die Kreativwirtschaft hin. „Die Kreativen sehen zwar oft etwas komisch aus, aber Sie bringen Ihnen was – als Gentrifizierer. Wo die hinziehen, wird ein Stadtteil wenig später zum Trendviertel."

Ein weiterer einschlägiger Tipp insbesondere für den Münchner Markt kam von Ferdinand Rock, Regional Manager bei Jones Lang LaSalle: „Schreiben Sie bei Neubauten keinen Mietpreis in Ihr Exposee. Warten Sie individuelle Mietpreisangebote ab. Damit fahren Sie besser, weil die Preise so schnell steigen."

Büroimmobilien: Serviced Offices und Münchner Osten im Trend

Während der Veranstaltung haben sich zwei Trends herauskristallisiert. Zum einen: Der Münchner Osten ist gerade im Büro- und Gewerbebereich die Zukunft des hiesigen Marktes. Mit dem Temmler Areal, der Neuen Balan und dem Werksviertel wurden erste vielversprechende Projekte umgesetzt. Zum anderen: Serviced-Offices, auch als Co-Working Spaces bezeichnet. Auf einem Markt, wo sich Arbeitgeber aufgrund der Demografie in Zukunft um Talente bewerben müssen, werden Flexibilität, Ambiente und Convenience bei Bürovermietungen wichtige Argumente – auch in A-Lagen. Und unter der Prämisse, dass ein Arbeitsplatz im Durchschnitt nur zu 20 Prozent der Zeit genutzt wird, stellt sich die Frage: Wieviele Arbeitsplätze brauchen wir in Zukunft? Und wie müssen die gestaltet sein? Fazit: Wohnen und Arbeiten muss viel ganzheitlicher betrachtet werden – also mehr Work-Life-Flow statt Work-Life-Balance. Oder wie es Dr. Jens Laub, Geschäftsführender Gesellschafter der Optima-Aegidius-Firmengruppe München asudrückt: „Braucht die kommende Genration ein eigenes Büro? Die brauchen ja noch nicht mal ein eigenes Auto.”

Temmler Areal und Pilotprojekt Dantebad als Positivbeispiele

Stadtbaurätin Prof. Dr. Elisabeth Merk hob in ihrem abschließenden Vortrag und einer sich daran anschließenden Fragerunde die Wichtigkeit innovativer Ideen hervor – insbesondere für den sozialen Wohnungsbau. Die Frage, inwiefern Hochhäuser nicht die Lösung für den anhaltenden Wohnraummangel seien, beantwortete sie mit den Worten: „Es war noch kein Projektentwickler bei mir, der mir ein schönes Hochhaus vorgestellt hat." Allerdings hatten einige der Referenten zuvor aktuelle Wohn- und Gewerbeprojekte vorgestellt, die auch Merk beispielhaft positiv hervorhob. Darunter waren das ehemalige Temmler-Areal in Berg am Laim, das von Art-Invest Real Estate und Accumulata Immobilien zum Büro- und Gewerbequartier „Die Macherei" umgestaltet wird, oder das Pilotprojekt Dantebad mit 100 Einheiten, das die GEWOFAG Holding GmbH im Rahmen des Programms „Wohnen für alle" auf dem Parkplatz des Dantebads in Moosach realisiert.