Zeitgenössische Architektur in Bayern

Höllentalangerhütte

Projekt mit meinem Profil verknüpfen oder Felder ausfüllen

Die Höllentalangerhütte ist eine Bergsteigerunterkunft des Deutschen Alpenvereins. Sie liegt am klassischen Normalaufstieg zum höchsten Berg Deutschlands, der Zugspitze.

Erreichbar ist die Hütte der Kat.1 nur über einen Fußweg durch die Höllentalklamm. Neben Bergsteigern lockt die landschaftlich einmalige Situation des Höllentalangers auch zahlreiche Tagesgäste zur Einkehr auf die Hütte. Massive Bauschäden sowie Bauauflagen veranlassten den Bauherrn zur Entscheidung, den Vorgängerbau durch einen Neubau zu ersetzen. Die „Urhütte" von 1894 wurde in den Garten des Alpinen Museums in München transloziert.

Eine durch Rückgang des Schutzwaldes steigende Lawinengefährdung des Standortes erforderte eine besondere architektonische Lösung. Der Baukörper wurde mit Pultdächern in die Topographie eingebettet, um Nassschneelawinen von Osten keine Angriffsfläche zu bieten. Gegen die Winddruck- und Sogkräfte der Staublawinen von Westen wurden die Geschosse abgestuft und so ineinander verschränkt, dass bei minimaler Gebäudehöhe maximale Raumhöhen generiert wurden. Gleichzeitig konnten so mehrere bauliche Rettungswege ausgebildet werden.

Die „alpine" Materialität und die Bauaufgabe „Berghütte" inspirierten dazu, alle Baustoffe reduziert roh sowie die technische Gebäudeausrüstung für die Nutzer sichtbar zu lassen.

Um die durch die Insellage des Bauortes verursachten Hubschrauber-Transportkosten und die Bauzeit (nur in Sommermonaten möglich) zu minimieren, wurde so viel wie möglich in vorgefertigter Holzbauweise errichtet. Die Herausforderung der Tragwerksplanung lag darin, für die hohen Schneelasten (10,5 kN/m²) möglichst wenig Material zu benötigen. Alle erdberührenden Bauteile wurden in 20 cm starken Ortbeton oder StB-Fertigteilen ausgeführt, für Decken und Wände auf großflächige 135 mm bzw. 115 mm dicke Brettsperrholz-Elemente zurückgegriffen. Als Brandschutzanforderung musste lediglich der Treppenraum nichtbrennbar verkleidet werden.

Durch die reine Sommernutzung war eine bauphysikalisch angemessene Minimierung der Wärmedämmung aus Holzfaserplatten sinnvoll. Strukturierter Sichtbeton im Sockel, Lärchenschindeln im Fassadenbereich und eine Edelstahl- Stehfalzdeckung auf dem Dach bilden die harmonisch patinierende Wetterhülle.

Ein neues Wasserkraftwerk versorgt die Hütte zu 100 % mit elektrischer Energie. Die Wärmeversorgung – nur Gaststube, Personal- und Sanitärbereiche – erfolgt über den regenerativ erzeugten elektrischen Strom. Die Räume werden hauptsächlich über Fensterlüftung oder über dezentrale Ventilatoren sowie Nach- und Überströmsysteme be- und entlüftet.

Die modernisierte und erweiterte Abwasserreinigungsanlage (System Wirbelschwebebett) ist die größte Insel-Anlage Bayerns.

  • Auszeichnungen

    04.2019 ClimaHost Sonderpreis
    10.2017 Umwelt Gütesiegel des DAV e.V.
    2017 Nominierung zum DAM Preis für Architektur in Deutschland 2018
    2016 Lobende Erwähnung Holzbau Plus 2016

  • Standort

    Höllentalanger
    82491 Grainau
    Kartenansicht (Google Maps)

  • Bauherr

    Sektion München des DAV e.V.

  • Fertigstellung

    2015

  • Baukosten

    5 Mio. €

  • Baumaßnahme

    Neubau

  • Bauweise

    Stahlbeton, Holz, Kalksandstein, Vorfertigung

  • Energiestandard

    Nullenergiehaus

  • Energiekonzept

    Ein eigenes Wasserkraftwerk deckt zu 100% den Energiebedarf